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Zum freiwilligen Landtausch

BFH v. 23.10.2019 - VI R 25/17

Für den frei­wil­li­gen Land­tausch gel­ten ein­kom­men­steu­er­recht­lich die­sel­ben Fol­gen wie beim Re­gel­flur­be­rei­ni­gungs- und beim Bau­land­um­le­gungs­ver­fah­ren. Der Aus­tausch von Grundstücken im Rah­men ei­nes frei­wil­li­gen Land­tauschs ist da­her nicht nach den für den (frei­wil­li­gen) Tausch von Wirt­schaftsgütern maßgeb­li­chen Grundsätzen des § 6 Abs. 6 Satz 1 EStG zu be­ur­tei­len, son­dern - so­weit Wert­gleich­heit be­steht - ein­kom­men­steu­er­recht­lich neu­tral.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger ist Land- und Forst­wirt. Das Wirt­schafts­jahr läuft vom 1.10. bis zum 30.9. des Fol­ge­jah­res. Das Fi­nanz­amt stellte die Einkünfte aus Land- und Forst­wirt­schaft für das Streit­jahr 2013 gem. §§ 179 Abs. 1, 180 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b AO ge­son­dert fest.

Im Jahr 2011 war der Kläger mit wei­te­ren Land- und Forst­wir­ten der Re­gion in Ver­hand­lun­gen über einen Land­tausch von land- so­wie forst­wirt­schaft­lich ge­nutz­ten Flächen ge­tre­ten. An­lass war eine Ar­ron­die­rung der be­trof­fe­nen Flächen und die hier­aus re­sul­tie­rende Be­wirt­schaf­tungs­er­leich­te­rung. Nach Ab­schluss der Tausch­ver­hand­lun­gen be­an­trag­ten die Tausch­part­ner im Sep­tem­ber 2012 bei der zuständi­gen Flur­be­rei­ni­gungs­behörde die Durchführung des frei­wil­li­gen Land­tauschs (§ 103c Abs. 1 Satz 1 FlurbG. Im April 2013 ord­nete die Be­zirks­re­gie­rung den frei­wil­li­gen Land­tausch an­trags­gemäß an. Auf Grund­lage des An­trags er­ließ sie im Sep­tem­ber 2013 einen Tausch­plan und ord­nete nach des­sen Un­an­fecht­bar­keit Ende Ok­to­ber 2013 seine Ausführung an.

Als Er­geb­nis des frei­wil­li­gen Land­tauschs tauschte der Kläger ins­ge­samt 61.129 qm Fläche her­ein und 57.387 qm Fläche weg. Zum Aus­gleich von Mehr­aus­wei­sun­gen mus­ste er ins­ge­samt 3.600 € zah­len. Das Fi­nanz­amt ge­langte zu der An­sicht, der Kläger habe durch den frei­wil­li­gen Land­tausch einen Buch­ge­winn er­zielt, der - an­ders als bei ei­ner ge­setz­lich an­ge­ord­ne­ten Flur­be­rei­ni­gung - zu steu­er­pflich­ti­gen Einkünf­ten aus Land- und Forst­wirt­schaft führe. Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Die Re­vi­sion des Fi­nanz­am­tes vor dem BFH blieb er­folg­los.

Gründe:
Das FG hat zu Recht ent­schie­den, dass der frei­wil­lige Land­tausch nach §§ 103a ff. FlurbG we­gen des dort gel­ten­den Sur­ro­ga­ti­ons­prin­zips kein ge­winn­rea­li­sie­ren­der Tausch i.S.d. § 6 Abs. 6 Satz 1 EStG ist.

Für das Re­gel­flur­be­rei­ni­gungs- und das Bau­land­um­le­gungs­ver­fah­ren hat der IV. Se­nat des BFH be­reits mehr­fach ent­schie­den, dass der Aus­tausch von Grundstücken im Rah­men ei­nes Um­le­gungs­ver­fah­rens nicht nach den für den (frei­wil­li­gen) Tausch von Wirt­schaftsgütern maßgeb­li­chen Grundsätzen - ins­be­son­dere § 6 Abs. 6 Satz 1 EStG - zu be­ur­tei­len ist. Viel­mehr sind der in das Um­le­gungs­ver­fah­ren ein­ge­brachte Grund­be­sitz und der dar­aus im Zu­tei­lungs­wege er­langte Grund­be­sitz, so­weit ins­ge­samt wert­gleich, als wirt­schaft­lich iden­ti­sch zu wer­ten mit der ein­kom­men­steu­er­recht­li­chen Folge, dass u.a. keine Ge­winn­rea­li­sie­rung nach Tausch­grundsätzen ein­tritt. Die zu­ge­teil­ten Grundstücke sind "Sur­ro­gat" der ein­ge­brach­ten Grundstücke.

Da der frei­wil­lige Land­tausch gleich­falls vom Sur­ro­ga­ti­ons­prin­zip be­herrscht wird und als behörd­lich ge­lei­te­tes Ver­fah­ren auch an­sons­ten eher mit dem Re­gel­flur­be­rei­ni­gungs- und dem Bau­land­um­le­gungs­ver­fah­ren ver­gleich­bar ist als mit dem pri­vat­recht­li­chen Tausch, bei dem ins­be­son­dere der her­ein­ge­tauschte Vermögens­ge­gen­stand nicht recht­lich an die Stelle des weg­ge­tausch­ten Vermögens­ge­gen­stands tritt, gel­ten ein­kom­men­steu­er­recht­lich die­sel­ben Fol­gen wie beim Re­gel­flur­be­rei­ni­gungs- und beim Bau­land­um­le­gungs­ver­fah­ren (. Dem ent­spricht es im Übri­gen, dass § 1 Abs. 1 Nr. 3 Satz 2 Buchst. a GrEStG so­wohl den Überg­ang des Ei­gen­tums durch die Ab­fin­dung in Land im Flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren als auch durch den ent­spre­chen­den Rechts­vor­gang im frei­wil­li­gen Land­tausch­ver­fah­ren von den der Grund­er­werb­steuer un­ter­lie­gen­den Vorgängen aus­nimmt.

Auch der Um­stand, dass der frei­wil­lige Land­tausch - in­so­weit an­ders als das Re­gel­flur­be­rei­ni­gungs­ver­fah­ren, das auf An­ord­nung der Flur­be­rei­ni­gungs­behörde in­iti­iert wird - von den Be­tei­lig­ten ei­gen­in­itia­tiv be­an­tragt wird, ver­mag an dem Er­geb­nis nichts zu ändern. Denn die Flur­be­rei­ni­gungs­behörde ist gleich­wohl "Her­rin des Ver­fah­rens".
 

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