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Rechtsberatung

Werbeplatzierung auf Website unter bestimmter Domain als Werkvertrag

BGH 22.3.2018, VII ZR 71/17

Ein Ver­trag über die Plat­zie­rung ei­ner elek­tro­ni­schen Wer­be­an­zeige un­ter ei­ner Do­main ist recht­lich als Werk­ver­trag zu qua­li­fi­zie­ren. Ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen, wie die Wer­be­wirk­sam­keit der in Auf­trag ge­ge­be­nen Wer­be­an­zeige im kon­kre­ten Fall er­reicht wer­den kann, gehören vor­be­halt­lich ei­ner an­der­wei­ti­gen Ver­ein­ba­rung der Ver­trags­par­teien nicht zum we­sent­li­chen In­halt ei­nes Ver­trags, der auf die Plat­zie­rung ei­ner elek­tro­ni­schen Wer­be­an­zeige un­ter ei­ner kon­kret be­zeich­ne­ten Do­main ge­rich­tet ist.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin be­treibt ein Un­ter­neh­men, das im Be­reich der Werbe- und Me­di­en­tech­nik tätig ist. Der Be­klagte hatte die Kläge­rin mit schrift­li­chem Ver­trag da­mit be­auf­tragt, un­ter der Do­main "www.Kreis­ge­biet-T...de" eine Wer­be­an­zeige der Größe 440 x 130 Pi­xel zu einem Net­to­preis von mo­nat­lich 80 € zu plat­zie­ren. Die Kläge­rin machte später eine Vergütung i.H.v. 1.142 € zzgl. Zin­sen und Ne­ben­kos­ten gel­tend.

AG und LG wie­sen die Klage ab. Auf die Re­vi­sion der Kläge­rin hat der BGH die Ur­teile der Vor­in­stan­zen auf­ge­ho­ben und die Sa­che zur neuen Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt zurück­ver­wie­sen.

Gründe:
Zwar hat das Be­ru­fungs­ge­richt zu­tref­fend den zwi­schen den Par­teien ge­schlos­se­nen Ver­trag über die Plat­zie­rung ei­ner Wer­be­an­zeige un­ter der im Ver­trag an­ge­ge­be­nen Do­main recht­lich als Werk­ver­trag gem. § 631 BGB qua­li­fi­ziert. Denn der Ver­trag über die Plat­zie­rung ei­ner elek­tro­ni­sch ge­stal­te­ten Wer­be­an­zeige un­ter ei­ner be­stimm­ten Do­main ist ebenso wie ein Ver­trag über das Zei­gen von Wer­be­spots auf einem Vi­deoboard mit ei­ner be­stimm­ten Wie­der­ho­lungs­fre­quenz und ebenso wie ein Ver­trag über die Schal­tung ei­ner Wer­be­an­zeige in einem Print­me­dium oder als Pla­ka­taus­hang dar­auf ge­rich­tet, eine be­stimmte Wer­bemaßnahme in der im Ver­trag fest­ge­leg­ten Form dem po­ten­ti­el­len Kun­den­kreis zur Kennt­nis zu brin­gen. Darin be­steht der vom Un­ter­neh­mer zu er­brin­gende Wer­ker­folg.

Al­ler­dings ist die Auf­fas­sung der Vor­in­stanz, der von den Par­teien ge­schlos­sene Wer­be­ver­trag sei man­gels näherer Ver­ein­ba­run­gen zur Wer­be­wirk­sam­keit der in Auf­trag ge­ge­be­nen An­zeige nicht hin­rei­chend be­stimmt und da­her un­wirk­sam, von Rechts­feh­lern be­ein­flusst. Denn die von der Kläge­rin ge­schul­dete Leis­tung ist nach dem zwi­schen den Par­teien ge­schlos­se­nen Ver­trag durch­aus hin­rei­chend be­stimmt. Ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen, wie die Wer­be­wirk­sam­keit der in Auf­trag ge­ge­be­nen Wer­be­an­zeige im kon­kre­ten Fall er­reicht wer­den kann, gehören vor­be­halt­lich ei­ner an­der­wei­ti­gen Ver­ein­ba­rung der Ver­trags­par­teien nicht zum we­sent­li­chen In­halt ei­nes auf die Schal­tung ei­ner elek­tro­ni­schen Wer­be­an­zeige ge­rich­te­ten Ver­trags. Ihr Feh­len führt da­her nicht dazu, dass ein sol­cher Ver­trag als un­wirk­sam an­zu­se­hen wäre.

Viel­mehr trägt der Be­stel­ler grundsätz­lich das Ri­siko, dass mit der in Auf­trag ge­ge­be­nen Wer­bemaßnahme die gewünschte Wer­be­wir­kung tatsäch­lich er­zielt wer­den kann. Aus den ta­trich­ter­lich ge­trof­fe­nen Fest­stel­lun­gen ist ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­ons­er­wi­de­rung eine sol­che ausdrück­li­che Ver­ein­ba­rung zur Wer­be­wirk­sam­keit der Wer­be­an­zeige nicht zu ent­neh­men. Auch aus der BGH-Ent­schei­dung vom 19.6.1984 (X ZR 93/83) er­gibt sich nichts an­de­res.

Link­hin­weise:

  • Der Voll­text die­ser Ent­schei­dung wird demnächst auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
  • Für den Voll­text der Ent­schei­dung kli­cken Sie bitte hier.
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