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Umsatzsteuer: Bauträger nicht Steuerschuldner gemäß § 13b UStG

Pressemitteilung des Bundesfinanzhofs Nr. 80 vom 27. November 2013

Der BFH hat in sei­nem Ur­teil vom 22.08.2013 - V R 37/10 fest­ge­stellt, dass die Aus­le­gung des § 13b UStG in den Um­satz­steu­er­richt­li­nien nicht recht­si­cher ge­nug sei. Zu­vor hatte der EuGH die Re­ge­lung des § 13b UStG für eu­ro­pa­rechts­kon­form erklärt. Der EuGH hatte aber die na­tio­na­len Ge­richte dazu auf­ge­for­dert, bei der An­wen­dung der Vor­schrift für Rechts­si­cher­heit und Vor­her­seh­bar­keit Sorge zu tra­gen.

Um­satz­steuer: Bauträger nicht Steu­er­schuld­ner gemäß § 13b UStG
Ur­teil vom 22.08.13   V R 37/10

Nach § 13b Abs. 2 Satz 2 des Um­satz­steu­er­ge­set­zes (UStG) 2005 schul­det (aus­nahms­weise) der Leis­tungs­empfänger die Um­satz­steuer bei be­stimm­ten Bau­leis­tun­gen, wenn er selbst Bau­leis­tun­gen er­bringt. Der Bun­des­fi­nanz­hof (BFH) hat mit Ur­teil vom 22. Au­gust 2013 (V R 37/10) den An­wen­dungs­be­reich der Vor­schrift er­heb­lich ein­ge­schränkt und die dazu er­gan­gene An­wen­dungs­vor­schrift der Fi­nanz­ver­wal­tung (Ab­schnitt 182a der Um­satz­steuer-Richt­li­nie – UStR - 2005) in we­sent­li­chen Punk­ten (Ab­schnitt 182a Abs. 10, Abs. 11 und Abs. 17 UStR) ausdrück­lich ver­wor­fen. Der Leis­tungs­empfänger ist nach dem Ur­teil nur dann Schuld­ner der Um­satz­steuer aus den von ihm be­auf­trag­ten und un­ter die Vor­schrift fal­len­den Bau­leis­tun­gen, wenn er die an ihn er­brach­ten Leis­tun­gen sei­ner­seits zur Er­brin­gung ei­ner der­ar­ti­gen Leis­tung ver­wen­det. Da­nach sind z.B. Bauträger für die von ih­nen in Auf­trag ge­ge­be­nen Bau­leis­tun­gen nicht mehr Schuld­ner der Um­satz­steuer.

Die Kläge­rin, ein Bauträger, hatte einen Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer mit der Er­stel­lung ei­nes Gebäudes be­auf­tragt und die von die­sem nach Kündi­gung des Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer­ver­trags nicht in Rech­nung ge­stellte Um­satz­steuer zunächst selbst erklärt und ab­geführt. In ih­rer Jah­res­erklärung gab sie an, keine nach­hal­ti­gen Bau­leis­tun­gen er­bracht zu ha­ben (Ab­schnitt 182a Abs. 10 UStR 2005). Sie schulde des­halb die Um­satz­steuer nicht. Das Fi­nanz­amt hielt dem ent­ge­gen, die Kläge­rin habe sich mit dem Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer darüber ge­ei­nigt, dass sie die Um­satz­steuer schulde (Ab­schnitt 182a Abs. 17 UStR 2005). Die Fi­nanz­ver­wal­tung geht im Übri­gen da­von aus, dass der Empfänger ei­ner Bau­leis­tung schon dann sei­ner­seits Bau­leis­tun­gen im Sinne der Vor­schrift (§ 13b UStG) er­bringt, wenn zwi­schen den von ihm emp­fan­ge­nen und den von ihm er­brach­ten Leis­tun­gen kein un­mit­tel­ba­rer Zu­sam­men­hang be­steht (Ab­schnitt 182a Abs. 11 UStR 2005). Die Klage hatte kei­nen Er­folg.

Der BFH hatte das Ver­fah­ren zunächst aus­ge­setzt und dem Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Union (EuGH) vor­ge­legt, um klären zu las­sen, ob § 13b UStG mit dem Eu­ro­pa­recht ver­ein­bar sei. Der EuGH hat dies grundsätz­lich be­jaht (Ur­teil vom 13. De­zem­ber 2012 C-395/11 BLV). Er hat aber die na­tio­na­len Ge­richte dazu auf­ge­for­dert, bei der An­wen­dung der Vor­schrift für Rechts­si­cher­heit und Vor­her­seh­bar­keit Sorge zu tra­gen.

Da­von aus­ge­hend hat der BFH nun die Aus­le­gung der Vor­schrift durch die Fi­nanz­ver­wal­tung – so­weit im Streit­fall an­wend­bar – als nicht rechts­si­cher ge­nug ver­wor­fen:

• Ob der Auf­trag­ge­ber selbst nach­hal­tig Bau­leis­tun­gen er­bringe (Ab­schnitt 182a Abs. 10 UStR 2005) könne der Auf­trag­neh­mer nicht er­ken­nen.

• Für zu weit­ge­hend er­ach­tet der BFH auch die An­nahme, dass die Er­brin­gung jed­we­der Bau­leis­tun­gen durch den Auf­trag­ge­ber aus­rei­che, ohne dass ein un­mit­tel­ba­rer Zu­sam­men­hang zwi­schen der emp­fan­ge­nen und der er­brach­ten Bau­leis­tung be­ste­hen müsse (Ab­schnitt 182a Abs. 11 UStR 2005).

• Auf eine Ei­ni­gung zwi­schen den Ver­trags­par­teien (Ab­schnitt 182a Abs. 17 UStR 2005) könne es schon des­halb nicht an­kom­men, weil das Ge­setz den Überg­ang der Steu­er­schuld­ner­schaft nicht zur Dis­po­si­tion der Be­tei­lig­ten stelle.

Eine hin­rei­chend si­chere Hand­ha­bung der Vor­schrift ist zur Über­zeu­gung des BFH nur gewähr­leis­tet, wenn der Leis­tungs­empfänger die an ihn er­brachte Leis­tung sei­ner­seits zur Er­brin­gung ei­ner der­ar­ti­gen Leis­tung ver­wen­det. Dies könne der Auf­trag­neh­mer in der Re­gel er­ken­nen.

Kon­kret be­deu­tet dies, dass Bauträger nicht mehr als Steu­er­schuld­ner nach § 13b UStG in Be­tracht kom­men, denn Bauträger er­brin­gen keine Bau­leis­tung im Sinne der Vor­schrift, son­dern lie­fern be­baute Grundstücke. Das un­ter­schei­det sie vom sog. Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer, der an sei­nen Auf­trag­ge­ber Bau­leis­tun­gen er­bringt und des­halb die Steuer (auch) für die von ihm in ei­ner Leis­tungs­kette (von Sub­un­ter­neh­mern) be­zo­ge­nen Bau­leis­tun­gen nach § 13b UStG schul­det. Die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte des­halb Er­folg.

Ist der Un­ter­neh­mer so­wohl als Bauträger als auch als Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer tätig, kommt es auf die Ver­wen­dung der von ihm be­zo­ge­nen Bau­leis­tung an. Maßgeb­lich ist dann, ob der Un­ter­neh­mer die Bau­leis­tung für eine steu­er­freie Grundstücksüber­tra­gung als Bauträger oder für eine ei­gene steu­er­pflich­tige Bau­leis­tung als Ge­ne­ral­un­ter­neh­mer ver­wen­det.

Den Text der Ent­schei­dung fin­den Sie hier.

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