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Steuerberatung

Strom-/Energiesteuerentlastungen für produzierenden Gewerbe ab 2023

Aus EU-bei­hil­fe­recht­li­chen Gründen sind die Steu­er­ent­las­tun­gen im Be­reich der Strom- und En­er­gie­steuer für Un­ter­neh­men des pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes (UdpG) ab 2023 neu zu re­geln.

Die Steu­er­ent­las­tun­gen für UdpG im Be­reich Strom- und En­er­gie­steuer (§ 9b StromStG bzw. § 54 En­er­gieStG) so­wie der sog. Spit­zen­aus­gleich (§ 10 StromStG bzw. § 55 En­er­gieStG) sind Bei­hil­fen i. S. d. EU-Bei­hil­fe­rechts. Ihre Gewährung in der der­zei­ti­gen Aus­ge­stal­tung ist bis zum 31.12.2022 be­fris­tet.

Die ge­nann­ten Ent­las­tun­gen er­rei­chen bis­lang ein Vo­lu­men von ca. 3 Mrd. Euro p.a. und sind für viele UdpG re­le­vant. Ab 2023 sol­len die Begüns­ti­gun­gen des Strom- und En­er­gie­steu­er­ge­set­zes neu ge­re­gelt wer­den, noch ist die Aus­ge­stal­tung of­fen. Wie die Ent­las­tun­gen ziel­ge­rich­te­ter aus­ge­stal­tet wer­den können, soll im Rah­men ei­nes vom Bun­des­mi­nis­te­rium der Fi­nan­zen im Fe­bruar 2021 aus­ge­schrie­be­nen For­schungs­vor­ha­bens („Ef­fekte ei­ner No­vel­lie­rung der Ent­las­tungs­tat­bestände für die Un­ter­neh­men des Pro­du­zie­ren­den Ge­wer­bes im En­er­gie- und Strom­steu­er­ge­setz“) un­ter­sucht wer­den.

We­sent­li­che Trei­ber der No­vel­lie­rung dürf­ten die an­ge­strebte Kli­ma­neu­tra­lität der EU bis 2050 und die Vor­ga­ben der in Über­ar­bei­tung be­find­li­chen En­er­gie­steu­er­richt­li­nie, die Ver­mei­dung von Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­run­gen in an­dere Länder auf Grund mit Kli­ma­schutzmaßnah­men ver­bun­de­nen Kos­ten („Car­bon-Le­akage“) und die In­ten­si­vie­rung von An­reiz­kom­po­nen­ten sein (Erhöhung der Min­dest­steu­ersätze, Be­steue­rung nach dem Co2-Ge­halt, Ge­gen­leis­tun­gen, z. B. höhere En­er­gie­ef­fi­zi­enz etc.).

Ne­ben ei­ner Verände­rung des Um­fangs bzw. des Kon­zepts der Begüns­ti­gun­gen und ei­ner mögli­chen Ver­zah­nung mit Begüns­ti­gun­gen aus dem Be­reich des En­er­gie­rechts er­scheint vor al­lem eine An­pas­sung des Krei­ses der Begüns­tig­ten denk­bar, etwa an den des En­er­gie­rechts. Ein An­satz­punkt könnte z. B. eine An­leh­nung an die be­son­dere Aus­gleichs­re­ge­lung (be­sAR) des EEG sein. Vor al­lem der Spit­zen­aus­gleich sollte ur­sprüng­lich nur Un­ter­neh­men zu Gute kom­men, die im in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb ste­hen.

Der­zeit wird zu­dem für die Ein­ord­nung ei­nes Un­ter­neh­mens als UdpG noch die Klas­si­fi­ka­tion der Wirt­schafts­zweige, Aus­gabe 2003 - WZ 2003 - her­an­ge­zo­gen; die mo­der­nere WZ 2008 ist bis­lang nicht an­wend­bar. Mögli­cher­weise erfährt auch das Kon­zept in­di­vi­du­el­ler bzw. kol­lek­ti­ver Ge­gen­leis­tun­gen eine Re­nais­sance. Im Jahr 2012 wa­ren im Rah­men der Verlänge­rung des Spit­zen­aus­gleichs u.a. bran­chen­spe­zi­fi­sch zu er­zie­lende En­er­gie­ein­spa­run­gen als Ge­gen­leis­tung dis­ku­tiert wor­den. Rea­li­siert wurde schließlich eine ge­samt­wirt­schaft­li­che Erhöhung der En­er­gie­ef­fi­zi­enz und die Be­din­gung des Vor­han­den­seins von En­er­gie­ma­nage­ment­sys­te­men. Ebenso könnte eine An­reiz­ge­stal­tung z. B. durch eine de­gres­sive Ab­sen­kung der Ent­las­tung eine Rolle spie­len. Nicht zu­letzt könn­ten im Zuge der No­vel­lie­rung die Gel­tend­ma­chung der Begüns­ti­gun­gen und auch der Ver­wal­tungs­voll­zug ver­ein­facht wer­den. Auch die Vor­schrif­ten, zu­mal die Be­rech­nungs­for­mel des Spit­zen­aus­gleichs, die die Höhe der Ent­las­tung u. a. an die fik­tive Ein­spa­rung des Ar­beit­ge­ber­an­teils der Beiträge zur Ren­ten­ver­si­che­rung kop­pelt, sind eher eine Ma­te­rie für Ex­per­ten.
Er­ste An­halts­punkte für eine Neu­ge­stal­tung wer­den sich aus den Er­geb­nis­sen des For­schungs­vor­ha­bens ab­lei­ten las­sen. Zu­gleich ist zu er­war­ten, dass sie im Rah­men des po­li­ti­schen Wil­lens­bil­dungs­pro­zes­ses noch grund­le­gend mo­di­fi­ziert wer­den und die tatsäch­li­che No­vel­lie­rung schließlich deut­lich an­ders aus­ge­stal­tet sein wird.

Hin­weis: UdpG soll­ten sich je­den­falls dar­auf ein­stel­len, dass sie die ge­nann­ten Steu­er­ent­las­tun­gen ab 2023 ggf. nicht oder nicht mehr in glei­chem Um­fang in An­spruch neh­men wer­den können bzw. dass sie un­ter Umständen neue An­stren­gun­gen wer­den un­ter­neh­men müssen, um wei­ter­hin in de­ren Ge­nuss zu kom­men.

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