deen

Steuerberatung

Familienunternehmen durch globale Mindeststeuer besonders gefordert

Auf fa­mi­li­en­geführte mit­telständi­sche Un­ter­neh­men kom­men durch die Einführung der glo­ba­len Min­dest­steuer be­son­dere Her­aus­for­de­run­gen zu, wie eine Pa­nel-Dis­kus­sion beim Steu­er­gip­fel 2024 #Next­Ge­ne­ra­tion deut­lich zeigte.

Der Be­triebs-Be­ra­ter lud am 21. und 22.03.2024 zum Steu­er­gip­fel 2024 #Next­Ge­ne­ra­tion nach Düssel­dorf. Auch in die­sem Jahr wur­den an den bei­den Kon­fe­renz­ta­gen wich­tige Steu­er­the­men dis­ku­tiert, die Un­ter­neh­men, Wis­sen­schaft, Fi­nanz­ver­wal­tung und Be­ra­ter­schaft der­zeit be­we­gen.

© dfv Mediengruppe

Die Einführung der glo­ba­len Min­dest­steuer (Pil­lar II) ist zwei­fel­los ein sol­ches Schwer­punkt­thema. Am 21.03.2024 dis­ku­tier­ten dazu Dr. Se­bas­tian Hölscher und Dr. Da­niel Zöller, beide Steu­er­be­ra­ter und Part­ner bei RSM Eb­ner Stolz, mit Dr. Jan Rieck, BMF, und An­dreas Mar­tin, Röchling SE & Co. KG, wel­che be­son­de­ren Fra­ge­stel­lun­gen da­bei auf Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men zu­kom­men.

Denn auch fa­mi­li­en­geführte mit­telständi­sche Un­ter­neh­mens­grup­pen sind ge­for­dert, erst­mals für das Ge­schäfts­jahr 2024 die Vor­ga­ben der glo­ba­len Min­dest­steuer zu erfüllen, so­fern die Un­ter­neh­mens­gruppe eine Ge­samt­jah­res­um­satz von 750 Mio. Euro oder mehr in min­des­tens zwei von vier vor­an­ge­hen­den Ge­schäfts­jah­ren er­zielt hat. Da Fa­mi­li­en­un­ter­neh­men oft­mals die Rechts­form ei­ner Per­so­nen­ge­sell­schaft für die ober­ste Mut­ter­ge­sell­schaft der Gruppe wählen, stel­len sich ei­nige zusätz­li­che Her­aus­for­de­run­gen bei der An­wen­dung des in Deutsch­land zwi­schen­zeit­lich in Kraft ge­tre­te­nen Min­dest­steu­er­ge­set­zes. Ei­nige da­von wur­den beim Steu­er­gip­fel 2024 auf dem Pa­nel zu Pil­lar II in­ten­siv dis­ku­tiert.

Eine we­sent­li­che Be­son­der­heit für Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten zeigt sich bei der Er­mitt­lung der ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung. Diese muss grundsätz­lich min­des­tens 15 % be­tra­gen. An­dern­falls droht eine zusätz­li­che Ergänzungs­steu­er­be­las­tung. Für die Er­mitt­lung der ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung wer­den die sog. an­ge­pass­ten er­fass­ten Steu­ern der Grup­pen­un­ter­neh­men und der Min­dest­steu­er­ge­winn je Steu­er­ju­ris­dik­tion ins Verhält­nis ge­setzt. In­folge der trans­pa­ren­ten Be­steue­rung wird der Ein­kom­men- bzw. Körper­schaft­steu­er­auf­wand je­doch nicht in den Büchern der Per­so­nen­ge­sell­schaft aus­ge­wie­sen. Denn steu­er­pflich­tig ist der ein­zelne Ge­sell­schaf­ter (Mit­un­ter­neh­mer). Das führt rein rech­ne­ri­sch zu ei­ner der Rea­lität nicht ent­spre­chen­den nied­ri­gen ef­fek­ti­ven Steu­er­be­las­tung. Dem be­geg­nen die Re­ge­lun­gen der Min­dest­steuer mit dem Kon­zept der qua­li­fi­zier­ten Ge­sell­schaf­ter. So­weit der Min­dest­steu­er­ge­winn auf sol­che qua­li­fi­zier­ten Ge­sell­schaf­ter der obers­ten Mut­ter­per­so­nen­ge­sell­schaft entfällt, wird die­ser im nächs­ten Schritt wie­der gekürzt. Sind bei­spiels­weise alle Mit­un­ter­neh­mer ei­ner trans­pa­rent be­steu­er­ten GmbH & Co. KG als obers­ter Mut­ter­ge­sell­schaft qua­li­fi­zierte Ge­sell­schaf­ter, ist für diese Ge­sell­schaft im Er­geb­nis kein Min­dest­steu­er­ge­winn zu berück­sich­ti­gen. Ne­ben ei­ni­gen Aus­le­gungs­fra­gen zu den Vor­aus­set­zun­gen des qua­li­fi­zier­ten Ge­sell­schaf­ters stellt sich in der Pra­xis die Frage, ob ein Min­dest­steu­er­ge­winn der obers­ten Mut­ter­per­so­nen­ge­sell­schaft auf­wen­dig er­mit­telt wer­den muss, auch wenn die­ser bei aus­schließli­cher Be­tei­li­gung qua­li­fi­zier­ter Ge­sell­schaf­ter vollständig gekürzt wer­den kann.

Von be­son­de­rer prak­ti­scher Re­le­vanz sind zu­dem die mit dem Min­dest­steu­er­ge­setz ein­geführ­ten CbCR Safe Har­bour-Re­ge­lun­gen. Auf Ba­sis der oh­ne­hin zu er­stel­len­den Coun­try by Coun­try-Re­ports (CbCR) be­trof­fe­ner Un­ter­neh­mens­grup­pen können un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen tem­poräre Er­leich­te­run­gen bei der An­wen­dung der glo­ba­len Min­dest­steuer ge­nutzt wer­den. Da­mit er­hal­ten die bis­lang nur zur Erfüllung ent­spre­chen­der Mit­tei­lungs­pflich­ten er­mit­tel­ten CbCR-Da­ten künf­tig eine nicht zu un­ter­schätzende ma­te­ri­ell-recht­li­che Be­deu­tung. Die An­for­de­run­gen der Fi­nanz­ver­wal­tung an die Da­ten­qua­lität und de­ren Überprüfbar­keit dürf­ten da­her deut­lich zu­neh­men. Er­for­der­lich ist zu­dem, dass es sich um ein sog. qua­li­fi­zier­tes CbCR han­delt, des­sen Da­ten­grund­lage sich re­gelmäßig aus der sog. Han­dels­bi­lanz II er­gibt. Aus An­wen­der­sicht ist auf wei­tere Präzi­sie­run­gen zu hof­fen, wie diese Da­ten zu er­mit­teln sind und wann ge­nau ein qua­li­fi­zier­tes CbCR vor­liegt.

In der Dis­kus­sion wur­den die Her­aus­for­de­run­gen der Un­ter­neh­men und der drin­gende Be­darf an prak­ti­ka­blen Überg­angslösun­gen deut­lich. Dar­ge­legte Aus­le­gungs­spielräume, die den Be­son­der­hei­ten des deut­schen Per­so­nen­ge­sell­schafts­rechts Rech­nung tra­gen, soll­ten von Ge­setz- und Er­lass­ge­ber nach Möglich­keit ge­nutzt wer­den. Sei­tens der Fi­nanz­ver­wal­tung zeigte sich ein kla­res Verständ­nis für die prak­ti­schen Her­aus­for­de­run­gen und den Be­darf an pra­xis­taug­li­chen Lösun­gen. De­ren Um­set­zung hänge aber nicht zu­letzt an der in­ter­na­tio­na­len Ab­stim­mung. Na­tio­nale Al­leingänge ste­hen der Idee ei­nes glo­bal ein­heit­li­chen Re­gel­werks ent­ge­gen. Da­her sei stets aus­zu­lo­ten, in­wie­weit An­pas­sun­gen ei­ner ge­setz­li­chen Grund­lage bedürfen oder im Aus­le­gungs­wege, z.B. durch Ver­wal­tungs­er­lasse, er­fol­gen können. De­kla­ra­ti­ons­sei­tige Er­leich­te­run­gen im Zu­sam­men­hang mit den CbCR Safe-Har­bour-Re­ge­lun­gen soll­ten aus Sicht des BMF-Ver­tre­ters je­den­falls im Rah­men der na­tio­nal um­ge­setz­ten Min­dest­steu­er­re­ge­lun­gen zu berück­sich­ti­gen sein, wie dies auch sei­tens der OECD befürwor­tet wird. Zu­dem werde der­zeit über ein­zelne Ver­ein­fa­chun­gen bei den für die Er­mitt­lung des ef­fek­ti­ven Steu­er­sat­zes maßgeb­li­chen la­ten­ten Steu­ern nach­ge­dacht.

Hin­weis: Einen Über­blick über die Um­set­zung der Vor­ga­ben der glo­ba­len Min­dest­steuer in Deutsch­land un­ter Berück­sich­ti­gung der be­son­de­ren Her­aus­for­de­run­gen für fa­mi­li­en­geführte mit­telständi­sche Un­ter­neh­men ver­mit­telt un­sere Bro­schüre „Glo­bale Min­dest­steuer - Her­aus­for­de­run­gen für mit­telständi­sche Un­ter­neh­men“. Diese in Ko­ope­ra­tion mit dem Bun­des­ver­band der Deut­schen In­dus­trie e. V. (BDI) er­stellte Bro­schüre enthält zu­dem eine er­ste Be­wer­tung der Vor­ga­ben der glo­ba­len Min­dest­steuer durch den BDI so­wie dar­aus ab­ge­lei­tete For­de­run­gen des BDI an den Ge­setz­ge­ber und die Fi­nanz­ver­wal­tung.

nach oben