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Rechtsberatung

Persönliche Haftung des Kommanditisten für Gesellschaftsverbindlichkeiten bei Insolvenz

Im Falle der In­sol­venz ei­ner KG soll der Kom­man­di­tist nur für Alt­ver­bind­lich­kei­ten, die vor der Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens begründet wur­den, haf­ten müssen.

Ein Kom­man­di­tist haf­tet in Höhe sei­ner nicht er­brach­ten Ein­lage grundsätz­lich persönlich un­be­schränkt für die Ver­bind­lich­kei­ten der Ge­sell­schaft. Der BGH ent­schied mit Ur­teil vom 15.11.2020 (Az. II ZR 108/19, DStR 2021, S. 740), dass die persönli­che Haf­tung ei­nes Kom­man­di­tis­ten im Falle ei­ner In­sol­venz der Kom­man­dit­ge­sell­schaft zu­min­dest für sol­che Ge­sell­schafts­ver­bind­lich­kei­ten be­steht, die bis zur Eröff­nung des In­sol­venz­ver­fah­rens begründet wor­den sind.

In der In­sol­venz der Ge­sell­schaft sei eine Be­schränkung der persönli­chen Haf­tung von Kom­man­di­tis­ten ge­bo­ten; § 128 HGB müsse nach sei­nem Sinn und Zweck aus­ge­legt wer­den. Da­bei komme es nicht auf die in­sol­venz­recht­li­che Ein­ord­nung der be­tref­fen­den Gläubi­ger­for­de­rung an, son­dern viel­mehr dar­auf, ob der Grund der For­de­rung zu einem Zeit­punkt ge­legt wurde, zu dem der Ge­sell­schaf­ter noch Ein­fluss neh­men konnte und die Führung der Ge­sell­schaft auch zu sei­nem Nut­zen er­folgte. Der BGH ar­gu­men­tiert da­mit, dass der Ge­sell­schaf­ter im Re­ge­lin­sol­venz­ver­fah­ren sel­ber mit dem Überg­ang der Ver­wal­tungs- und Verfügungs­be­fug­nis auf den In­sol­venz­ver­wal­ter kei­nen Ein­fluss auf die wei­tere Ent­wick­lung der Ge­sell­schaft mehr neh­men kann. In wel­chem Um­fang die Haf­tung der Ge­sell­schaf­ter im In­sol­venz­ver­fah­ren zu be­schränken ist, mus­ste im vor­lie­gen­den Fall je­doch nicht ent­schie­den wer­den.

Hin­weis: Der BGH zieht eine Par­al­lele zu der Haf­tungs­si­tua­tion ei­nes aus­ge­schie­de­nen Ge­sell­schaf­ters, für den in § 160 HGB eine Haf­tungs­be­schränkung auf Alt­ver­bind­lich­kei­ten vor­ge­se­hen ist. Die in­so­weit ver­gleich­bare Si­tua­tion spre­che dafür, den Um­fang der Haf­tung des Ge­sell­schaf­ters bei In­sol­venz der Ge­sell­schaft ent­spre­chend zu be­schränken. An­dern­falls würde der Ge­sell­schaf­ter un­be­schränkt, d. h. mögli­cher­weise auch bei ei­ner jah­re­lan­gen Fir­men­fortführung, für sämt­li­che durch den In­sol­venz­ver­wal­ter begründete Ver­bind­lich­kei­ten haf­ten, auf die er kei­nen Ein­fluss neh­men könne und die nicht in sei­nem, son­dern im In­ter­esse der Gläubi­ger ein­ge­gan­gen wur­den.

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