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Neuregelungen im Fokus - Was ändert sich für Krankenhäuser in 2022?

Zum Jah­res­wech­sel ka­men auf die Kran­kenhäuser eine Reihe an neuen Re­ge­lun­gen zu. Während die Corona-Pan­de­mie noch im­mer für eine Viel­zahl von am Vi­rus er­krank­ten Pa­ti­en­ten und in­fek­ti­ons­be­ding­ten Per­so­nal­ausfällen sorgt, sind zu­dem Neu­re­ge­lun­gen um­zu­set­zen, die die Kran­kenhäuser vor zusätz­li­che per­so­nelle, fi­nan­zi­elle und büro­kra­ti­sche Her­aus­for­de­run­gen stellt. Zu den Neu­re­ge­lun­gen zählen die Er­wei­te­rung der durch das Pfle­ge­per­so­nal-Stärkungs-Ge­setz ein­geführ­ten per­so­nel­len Un­ter­gren­zen nach der Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen-Ver­ord­nung (PpUGV) auf wei­tere Fach­ab­tei­lun­gen, die An­pas­sung der Min­dest­men­gen­re­ge­lun­gen, die Verände­run­gen in der Prüfver­fah­rens­ver­ein­ba­rung (PrüfvV) so­wie die Einführung ei­ner ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht.

Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung

Ziel der durch das Pfle­ge­per­so­nal-Stärkungs-Ge­setz ein­geführ­ten per­so­nel­len Un­ter­gren­zen für pfle­ge­sen­si­tive Be­rei­che soll eine Ver­bes­se­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen für die Pfle­gekräfte so­wie die Gewähr­leis­tung ei­ner si­che­ren Be­hand­lung der Pa­ti­en­ten sein.

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Bis­her gal­ten die In­nere Me­di­zin, All­ge­meine Pädia­trie, All­ge­meine Chir­ur­gie, Un­fall­chir­ur­gie, In­ten­siv­me­di­zin, Pädia­tri­sche In­ten­siv­me­di­zin, Ger­ia­trie, Kar­dio­lo­gie, Herz­chir­ur­gie, Neu­ro­lo­gie, Stroke-Unit und die Neu­ro­lo­gi­sche Frühre­ha­bi­li­ta­tion als pfle­ge­sen­si­tive Be­rei­che. Im März 2020 wurde die Ein­hal­tung der Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen auf Grund der Corona-Pan­de­mie, für die In­ten­siv­me­di­zin und Ger­ia­trie bis Au­gust 2020 und für die rest­li­chen gel­ten­den Be­rei­che bis Fe­bruar 2021, aus­ge­setzt. Seit dem 01.02.2021 sind die Vor­ga­ben nun wie­der voll­umfäng­lich zu erfüllen, was im Hin­blick auf wei­ter­hin hohe Corona-In­zi­denz­werte zur Dis­kus­sion führt.

Darüber hin­aus sind zum 01.01.2022 die bis­he­ri­gen pfle­ge­sen­si­ti­ven Be­rei­che um die Or­thopädie, Gynäko­lo­gie und Ge­burts­hilfe er­wei­tert und die Pädia­trie um die spe­zi­elle Pädia­trie und die neo­na­to­lo­gi­sche Pädia­trie ergänzt wor­den. Hier gel­ten fol­gende Re­ge­lun­gen:

  • Or­thopädie: In der Tag­schicht 10 : 1, in der Nacht­schicht 20 : 1
  • Gynäko­lo­gie und Ge­burts­hilfe: In der Tag­schicht 8 : 1, in der Nacht­schicht 18 : 1
  • Spe­zi­elle Pädia­trie: In der Tag­schicht 6 : 1, in der Nacht­schicht 14 : 1
  • Neo­na­to­lo­gi­sche Pädia­trie: In der Tag­schicht 3,5 : 1, in der Nacht­schicht 5 : 1

Bei Nicht­ein­hal­tung der Un­ter­gren­zen ist mit Vergütungs­ab­schlägen zu rech­nen. Al­ter­na­tiv können die Kran­kenhäuser auch eine Re­duk­tion der Fall­zahl zur Gewähr­leis­tung der Vor­ga­ben ver­han­deln. Gemäß § 5 der PpUG-Sank­ti­ons-Ver­ein­ba­rung muss die Ver­rin­ge­rung min­des­tens in einem Um­fang er­fol­gen, in dem die Un­ter­schrei­tung der Un­ter­gren­zen der je­wei­li­gen Sta­tion ver­mie­den wer­den kann. Wer­den die Fall­zah­len nicht ein­ge­hal­ten, wer­den Vergütungs­ab­schläge für den An­teil, der nicht wie ver­han­delt ver­rin­ger­ten Fall­zahl fällig.

Mit der Er­wei­te­rung der als pfle­ge­sen­si­tiv ein­ge­stuf­ten Fach­ab­tei­lun­gen wer­den die Kran­kenhäuser vor wei­tere per­so­nelle und auch fi­nan­zi­elle Her­aus­for­de­run­gen ge­stellt. Es bleibt ab­zu­war­ten, in­wie­fern die Un­ter­gren­zen re­gel­haft ein­ge­hal­ten und die an­ge­strebte Ver­sor­gungs­qua­lität in al­len Fach­ab­tei­lun­gen auf­recht­er­hal­ten wer­den kann, auch vor dem Hin­ter­grund des sich ver­schärfen­den Fachkräfte­man­gels.

Ins­be­son­dere in der Pädia­trie be­steht die Befürch­tung, dass sich durch die Auf­glie­de­rung der pädia­tri­schen Be­rei­che ein ho­her büro­kra­ti­scher Auf­wand er­gibt. Hin­ter­grund ist, dass die Pfle­ge­schlüssel für die neo­na­to­lo­gi­sche Pädia­trie nicht nur für die neo­na­to­lo­gi­schen Sta­tio­nen gel­ten, son­dern den kom­plet­ten Kli­nik-Auf­ent­halt des Pa­ti­en­ten um­fas­sen. Wenn ein neo­na­to­lo­gi­scher Pa­ti­ent bspw. von der neo­na­to­lo­gi­schen In­ten­siv­sta­tion auf eine Nor­mal­sta­tion ver­legt wird, gel­ten für alle Pa­ti­en­ten die­ser Sta­tion die stren­ge­ren Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen der neo­na­to­lo­gi­schen Pädia­trie. Diese neuen Re­ge­lun­gen ha­ben ins­be­son­dere einen star­ken Ein­fluss auf Pe­ri­na­tal­zen­tren. Diese müssen nicht nur die G-BA-Vor­ga­ben zur Per­so­nal­aus­stat­tung für Frühge­bo­rene erfüllen, son­dern zusätz­lich die Un­ter­gren­zen für die neo­na­to­lo­gi­sche Pädia­trie so­wie auf sog. Misch­sta­tio­nen für die pädia­tri­sche In­ten­siv­me­di­zin ein­hal­ten. Auch für die Kin­der­kli­ni­ken wird die zusätz­li­che Dif­fe­ren­zie­rung vor­aus­sicht­lich zu einem zusätz­li­chen Ko­or­di­na­ti­ons- und Do­ku­men­ta­ti­ons­auf­wand führen.

Als Ge­gen­ent­wurf zu den Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen ha­ben die Deut­sche Kran­ken­haus­ge­sell­schaft (DKG), der Deut­sche Pfle­gerat und die Ge­werk­schaft Ver.di die Pfle­ge­per­so­nal-Re­ge­lung 2.0 (PPR 2.0) ent­wi­ckelt. Ziel ist es, die Ver­ant­wor­tung für den Per­so­nal­ein­satz wie­der zurück ins Kran­ken­haus zu ver­la­gern und so eine ziel­ge­rich­tete haus- und fach­ab­tei­lungs­in­di­vi­du­elle Per­so­nal­pla­nung zu ermögli­chen, die eine qua­li­ta­tiv hoch­wer­tige me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung der Pa­ti­en­ten si­cher­stellt und gleich­zei­tig Fle­xi­bi­lität ermöglicht. Ein­schätzun­gen zu­folge wird der mit­tel- bis lang­fris­tige Mehr­be­darf in Deutsch­land mit 40.000 bis 80.000 Pfle­gekräften an­ge­ge­ben. Die neue Re­gie­rung hat das In­stru­ment der PPR 2.0 in den Ko­ali­ti­ons­ver­trag auf­ge­nom­men.

Ob und wie schnell die Ko­ali­tion die PPR 2.0 um­setzt und wel­che Aus­wir­kun­gen sich dar­aus er­ge­ben wer­den, wird sich erst zei­gen müssen. Darüber hin­aus ist die Stei­ge­rung der At­trak­ti­vität des Pfle­ge­be­ru­fes zu berück­sich­ti­gen, denn un­abhängig da­von, wel­ches Per­so­nal­be­mes­sungs­in­stru­ment ein­ge­setzt wird, blei­ben der Fachkräfte­man­gel so­wie die Re­fi­nan­zie­rung der zusätz­lich not­wen­di­gen Stel­len be­stim­mende The­men für die Kran­kenhäuser.

Mindestmengen-Regelung

Ne­ben den Neue­run­gen bei den Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen soll durch die An­pas­sung der Min­dest­men­gen die Qua­lität der Ver­sor­gung der Pa­ti­en­ten ver­bes­sert wer­den. Das Ziel der neuen und höher ge­setz­ten Min­dest­men­gen ist eine höhere Be­hand­lungs­si­cher­heit und -qua­lität bei kom­ple­xen und teil­weise nicht rou­ti­nemäßigen Ein­grif­fen.

Mit Wir­kung zum 01.01.2022 hat der G-BA neue Min­dest­men­gen­re­ge­lun­gen für die chir­ur­gi­sche Be­hand­lung von Brust­krebs (Mamma-Ca) und für das Lun­gen­kar­zi­nom bei Er­wach­se­nen fest­ge­legt so­wie die Min­dest­men­gen bei den kom­ple­xen Ein­grif­fen am Or­gan­sys­tem Pan­kreas, kom­ple­xen Ein­grif­fen am Or­gan­sys­tem Öso­pha­gus für Er­wach­sene und bei der Ver­sor­gung von Früh- und Reif­ge­bo­re­nen mit einem Auf­nah­me­ge­wicht von un­ter 1.250g erhöht. Die An­pas­sung fin­det da­bei ge­staf­felt bis 2024 bzw. 2025 statt.

Die Min­dest­menge für kom­plexe Ein­griffe am Or­gan­sys­tem Pan­kreas für Er­wach­sene wurde 2021 von 10 auf 20 Ein­griffe erhöht. Hier­bei gilt eine Überg­angs­frist bis 2025. Für 2022 und 2023 gilt wei­ter­hin die Min­dest­menge von 10 Ein­grif­fen, für 2024 sind 15 Ein­griffe zu er­brin­gen. Für kom­plexe Ein­griffe am Or­gan­sys­tem Öso­pha­gus für Er­wach­sene wer­den die Min­dest­men­gen die­ses Jahr von 10 auf 26 Ein­griffe und für die Ver­sor­gung von Früh- und Reif­ge­bo­re­nen mit einem Auf­nah­me­ge­wicht un­ter 1.250 g von 14 auf 20 Leis­tun­gen erhöht. Hier gel­ten eben­falls Überg­angs­re­ge­lun­gen bis 2024 (Früh- und Reif­ge­bo­rene) bzw. 2025 (Öso­pha­gus).

Die neuen Min­dest­men­gen­re­ge­lun­gen lie­gen für das Mamma-Ca bei 100 Ope­ra­tio­nen und für das Lun­gen­kar­zi­nom bei 75 Ope­ra­tio­nen pro Jahr und Kran­ken­haus­stand­ort. Für 2022 und 2023 gel­ten überg­angs­weise keine Min­dest­men­gen, 2024 sind überg­angs­weise 50 (Mamma-CA) bzw. 40 Ope­ra­tio­nen (Lun­gen­kar­zi­nom) nach­zu­wei­sen.

Auch wenn die neuen Min­dest­men­gen für die chir­ur­gi­sche Be­hand­lung von Brust­krebs und für das Lun­gen­kar­zi­nom erst 2024 bzw. 2025 gültig wer­den, müssen die Kli­ni­ken sich schon jetzt da­mit aus­ein­an­der­setz­ten, wie sie pla­ne­ri­sch mit den Verände­run­gen um­ge­hen wer­den. Ins­be­son­dere die Kran­kenhäuser, die die ak­tu­ell gel­ten­den Min­dest­men­gen nicht bzw. nur knapp er­rei­chen, müssen die Per­spek­tive der be­tref­fen­den Leis­tun­gen hin­ter­fra­gen: Ist die Er­rei­chung der Min­dest­men­gen auf der ak­tu­el­len Grund­lage rea­lis­ti­sch? Können oder sol­len die Leis­tun­gen zukünf­tig er­bracht wer­den? Wie ist die Er­rei­chung der Min­dest­menge möglich? Hier­bei spie­len die me­di­zin­stra­te­gi­sche Aus­rich­tung, die not­wen­dige per­so­nelle Aus­stat­tung, even­tu­elle Per­so­nal­wech­sel ins­be­son­dere im Chef- und Ober­arzt­be­reich, mögli­che Ko­ope­ra­tio­nen so­wie das Ein­zugs­ge­biet eine ent­schei­dende Rolle. Denn wenn ein Kran­ken­haus nicht plau­si­bel pro­gnos­ti­zie­ren kann, dass die Min­dest­men­gen des je­wei­li­gen Ein­grif­fes im Fol­ge­jahr er­reicht wer­den, darf die Leis­tung nicht mehr er­bracht wer­den bzw. wird bei Un­ter­schrei­ten der Min­dest­menge im Worst Case nicht vergütet.

Für die Pa­ti­en­ten be­deu­tet dies auf der einen Seite eine mögli­cher­weise höhere Qua­lität der Leis­tungs­er­brin­gung, auf der an­de­ren Seite je­doch un­ter Umständen erhöhte Wege- und War­te­zei­ten, wenn Kran­kenhäuser zukünf­tig als Leis­tungs­er­brin­ger weg­fal­len und sich eine Kon­zen­tra­tion auf Zen­tren er­gibt.

Bei ei­ner nicht mehr si­cher­ge­stell­ten Ver­sor­gung ei­ner be­stimm­ten Leis­tung tre­ten Aus­nah­me­tat­bestände ein, die die Leis­tungs­er­brin­gung nach Ge­neh­mi­gung durch die Lan­des­verbände der Kran­ken­kas­sen und der Er­satz­kas­sen für ein Jahr er­lau­ben können.

Für die Kran­kenhäuser be­deu­tet die An­pas­sung und Neu­einführung der Min­dest­men­gen die Not­wen­dig­keit ei­ner rea­lis­ti­schen stra­te­gi­schen Mit­tel­frist­pla­nung so­wie ggf. eine Neu­aus­rich­tung des Leis­tungs­spek­trums und des Per­so­nals. Wich­tig ist es, sich be­reits jetzt mit den zukünf­ti­gen Aus­wir­kun­gen zu be­schäfti­gen, da die Ent­schei­dung über die Möglich­keit der Er­brin­gung der Leis­tun­gen Kon­se­quen­zen auf die zukünf­tige Fach­ab­tei­lungs­struk­tur, Per­so­nal­be­set­zung, Ka­pa­zitätspla­nung und ins­be­son­dere die Pa­ti­en­ten einen Ein­fluss hat.

Veränderungen in der Prüfverfahrensvereinbarung und Strukturprüfungen

Mit den Ände­run­gen durch das MDK-Re­form­ge­setz fol­gen in die­sem Jahr wei­tere Her­aus­for­de­run­gen für die Kran­kenhäuser, die zum Ziel ha­ben, die Ab­rech­nungs­qua­lität zu erhöhen und den Prüfungs­auf­wand ins­ge­samt zu ver­rin­gern.

Die wich­tigs­ten Ände­run­gen für die Kran­kenhäuser be­tref­fen die Prüfquo­ten, die Re­ge­lung zu Straf- bzw. Auf­schlags­zah­lun­gen, die ein­ge­schränkte Rech­nungs­kor­rek­tur so­wie Fall­dia­loge und Erörte­rungs­ver­fah­ren. Zusätz­lich muss für be­stimmte kom­plexe Leis­tun­gen die Erfüllung der not­wen­di­gen OPS-Struk­tur­merk­male zur Prüfung vor­ge­legt wer­den.

Von al­len Kran­kenhäusern, die eine Prüfung be­an­tragt ha­ben, konn­ten zum Stand 24.02.2022 92 % die OPS-Struk­tur­merk­male erfüllen. Die übri­gen 8 % ha­ben die Möglich­keit, nach ent­spre­chen­den Nach­bes­se­run­gen eine er­neute Prüfung zu be­an­tra­gen. Bei er­folg­rei­cher Prüfung ist eine Be­an­stan­dung der Ab­rech­nung auf­grund der OPS-Struk­tur­merk­male durch die Kasse bzw. den Me­di­zi­ni­schen Dienst (MD) nicht mehr möglich.

Der Prüfungs­auf­wand soll sich durch die fest­ge­legte Prüfquote re­du­zie­ren und mehr Pla­nungs­si­cher­heit für die Kran­kenhäuser be­wir­ken. Die Prüfquote und die Straf- bzw. Auf­schlags­zah­lun­gen wer­den seit 2022 an­hand der Ab­rech­nungsprüfun­gen im Vor­quar­tal nach einem ent­spre­chen­den Schema be­rech­net.

Wei­tere Ände­run­gen er­ge­ben sich u. a. durch das Rech­nungs­kor­rek­tur­ver­bot, wel­ches eine nachträgli­che Kor­rek­tur der Ab­rech­nung un­ter­sagt und da­mit die so­for­tige vollständige Ein­rei­chung al­ler Un­ter­la­gen an die Kran­ken­kas­sen not­wen­dig macht.

Aus Sicht der Kran­kenhäuser er­gibt sich prin­zi­pi­ell eine Ent­las­tung im Sinne von we­ni­ger Prüfun­gen, al­ler­dings nur dann, wenn die Prüfquote nied­rig ge­hal­ten wird. Dafür ist eine zeit­nahe und prüfsi­chere Ab­rech­nungs­er­stel­lung not­wen­dig. Eine gute Auf­stel­lung des ei­ge­nen Ab­rech­nungs­ma­nage­ments ist da­her für eine hohe Ab­rech­nungs­qua­lität, eine nied­rige Prüfquote so­wie für die Be­werk­stel­li­gung von Fall­dia­lo­gen und Erörte­rungs­ver­fah­ren un­umgäng­lich. We­sent­lich hier­bei sind möglichst stan­dar­di­sierte Ko­dier- und Ab­rech­nungs­pro­zesse, die sich an ein strin­gen­tes Ent­lass­ma­nage­ment an­schließen bzw. bes­ten­falls da­mit ver­zahnt sind.

Adäquate di­gi­tale Struk­tu­ren und un­terstützende Soft­ware-An­wen­dun­gen erhöhen da­bei die Ab­rech­nungs­qua­lität und das Ab­rech­nungs­ma­nage­ment bei der Erfüllung der ge­setz­li­chen Vor­ga­ben.

Nach den sta­tis­ti­schen Aus­wer­tun­gen zur Ab­rech­nungsprüfung des GKV Spit­zen­ver­bands wa­ren von 290.137 durch eine Leis­tungs­ent­schei­dung be­en­de­ten MD-Prüfun­gen im drit­ten Quar­tal 2021 (ent­spricht ei­ner durch­schnitt­li­chen Prüfquote von 11 %) rd. 51 % min­de­rungsfähig. 42 % der be­an­stan­de­ten Prüfun­gen sind auf se­kundären Fehl­be­le­gun­gen, 32 % auf frag­li­che Ko­die­run­gen und 16 % auf primäre Fehl­be­le­gung zurück­zuführen (Stand 2019). Da­her soll­ten die Kran­kenhäuser ne­ben der Erhöhung der Ab­rech­nungs­qua­lität auch ein Au­gen­merk auf das Ver­weil­dau­er­ma­nage­ment so­wie das am­bu­lante Po­ten­zial le­gen. Zukünf­tig wird sich das am­bu­lante Po­ten­zial auf­grund des me­di­zi­ni­sch-tech­ni­schen Fort­schritts so­wie der Neu­ge­stal­tung des AOP-Ka­ta­lo­ges vor­aus­sicht­lich erhöhen.

Die Her­aus­for­de­rung der Po­li­tik be­steht in der Wei­ter­ent­wick­lung der Vergütungs­sys­teme im am­bu­lan­ten und sta­tionären Be­reich, um all­ge­meine Trends und An­for­de­run­gen auf­zu­fan­gen. Ein Bei­spiel hierfür ist die ge­plante Einführung des Hy­brid-DRG. Eine adäquate Vergütungs­struk­tur am­bu­lan­ter Leis­tun­gen ver­rin­gert die Fehl­be­le­gungs­pro­ble­ma­tik und erhöht die An­reize für die Kran­kenhäuser das be­ste­hende am­bu­lante Po­ten­zial kon­se­quen­ter zu he­ben. Vor­aus­set­zung ne­ben ei­nes ge­sund­heits­po­li­ti­sch an­ge­pass­ten Vergütungs­rah­mens sind und blei­ben je­doch die An­pas­sung der in­ter­nen Struk­tu­ren und Pro­zesse, die das in­terne Kos­ten­gerüst der Leis­tungs­er­brin­gung maßgeb­lich flan­kie­ren.

Die PrüfvV soll die Ab­rech­nungs­qua­lität erhöhen und den Prüfungs­auf­wand für alle Sei­ten stan­dar­di­sie­ren und ver­rin­gern. Es bleibt je­doch ab­zu­war­ten, wie sich die Neu­re­ge­lun­gen auf den Kran­ken­hau­sall­tag aus­wir­ken wer­den, z. B., ob eine hohe An­zahl an Fall­dia­lo­gen zu mehr Prüfun­gen führt oder ob die­ses In­stru­ment als Chance zum of­fe­nen Dia­log zwi­schen den Kran­kenhäusern und den Kran­ken­kas­sen bzw. dem MD ge­nutzt wird.

Einrichtungsbezogene Impfpflicht

Mit dem ak­tu­el­len In­fek­ti­ons­schutz­ge­setz (IfSG) wurde die Impf­pflicht für An­ge­stellte in Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und -un­ter­neh­men be­schlos­sen (siehe auch S. xxx in die­ser Aus­gabe des no­vus Ge­sund­heits­we­sen).

Mit In­kraft­tre­ten die­ser Ver­sion des Ge­set­zes gilt die Impf­pflicht ge­gen das Corona-Vi­rus seit dem 15.03.2022 für alle Mit­ar­bei­ten­den in Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und -un­ter­neh­men. Der Ar­beit­neh­mer muss einen Nach­weis sei­ner Im­mu­ni­sie­rung vor­le­gen. Dazu zählen Impf- und Ge­ne­se­nen­nach­weise oder eine Be­schei­ni­gung über eine me­di­zi­ni­sche Kon­tra­in­di­ka­tion. Bei Ab­lauf der Gültig­keit muss in­ner­halb ei­nes Mo­nats ein neuer Nach­weis vor­ge­legt wer­den.

Der § 20a IfSG re­gelt zu­dem, dass dem Ge­sund­heits­amt je­der Mit­ar­bei­ter, der kei­nen Nach­weis über eine Im­mu­ni­sie­rung oder Kon­tra­in­di­ka­tion vor­legt, durch den Ar­beit­ge­ber ge­mel­det wer­den muss. In Folge der Mel­dung an das Ge­sund­heits­amt wird die Per­son auf­ge­for­dert, einen ent­spre­chen­den Nach­weis zu er­brin­gen. Ge­schieht dies nicht, kann das Amt ein Ver­bot über das Be­tre­ten der Ar­beitsstätte aus­spre­chen.

Ne­ben den we­ni­gen ein­deu­tig de­fi­nier­ten Re­ge­lun­gen blei­ben für die Kran­kenhäuser viele Fra­gen of­fen. Die Pflicht zur Überprüfung der Mit­ar­bei­ter durch den Ar­beit­ge­ber ist bis­her des­sen ein­zige fest­ge­legte Pflicht. Hat er diese zum 15.03.2022 erfüllt, ist zunächst un­klar, wel­che kon­kre­ten Schritte fol­gen. Wie mit Mit­ar­bei­tern ver­fah­ren wird, die kei­nen Nach­weis vor­le­gen, könnte zwar all­ge­mein recht­lich ab­ge­lei­tet wer­den, wie die Ge­richte al­ler­dings be­zo­gen auf diese be­son­de­ren Umstände ent­schie­den wer­den, ist un­klar. Er­war­tet wird da­her eine Viel­zahl von Kla­gen. Wie auch bei der Aus­le­gung des In­fek­ti­ons­schutz­ge­set­zes in Be­zug auf die Corona-Maßnah­men, wer­den die Bun­desländer und auch die je­wei­li­gen Ämter womöglich in­di­vi­du­elle Re­ge­lun­gen fest­le­gen. Eine ein­heit­li­che Be­wer­tung wird so­mit unmöglich.

Aus den Er­geb­nis­sen ei­ner Um­frage des Deut­schen Kran­ken­haus­in­sti­tuts im Auf­trag der Deut­schen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft (DKG) vom 24.01.2022 geht her­vor, dass be­reits 95 % des Kran­ken­pfle­ge­per­so­nals ge­impft sind. Dies klingt zunächst po­si­tiv; auf­grund des be­ste­hen­den und stei­gen­den Fachkräfte­man­gels ist es für viele Kran­kenhäuser aber be­reits ak­tu­ell eine Her­aus­for­de­rung, ein­zelne Mit­ar­bei­ter adäquat zu er­set­zen. Auch im Hin­blick auf die Ein­hal­tung der Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen und die neuen Min­dest­men­gen­re­ge­lun­gen erhöht sich da­mit die Pla­nungs­un­si­cher­heit für die Kran­kenhäuser.

Bei Mit­ar­bei­tern, die nicht in der di­rek­ten Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung ein­ge­bun­den sind, wie z. B. in der Per­so­nal­ab­tei­lung, könnte über fle­xi­ble Ar­beits­mo­delle im Ho­me­of­fice nach­ge­dacht wer­den, um un­ge­impfte Mit­ar­bei­ter trotz Impf­pflicht wei­ter zu be­schäfti­gen. Die ggf. re­sul­tie­rende un­glei­che Be­hand­lung im Ver­gleich zu den Be­rufs­grup­pen mit di­rek­tem Pa­ti­en­ten­kon­takt wird ver­mut­lich zu wei­te­ren Dis­kus­sio­nen und Un­zu­frie­den­heit führen.

Ins­ge­samt er­gibt sich aus der ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht ein büro­kra­ti­scher Auf­wand, ergänzend zu den übri­gen Neu­re­ge­lun­gen. Der Ar­beit­ge­ber muss nicht nur gewähr­leis­ten, je­den Ar­beit­neh­mer überprüft zu ha­ben. Er muss auch die Da­ten da­ten­schutz­kon­form auf­be­wah­ren und an das Ge­sund­heits­amt wei­ter­lei­ten und er muss er sich zu­dem da­mit aus­ein­an­der­set­zen, wie er mit un­ge­impf­ten Mit­ar­bei­tern um­geht auch im Hin­blick auf die Kon­se­quen­zen, die sich aus künf­ti­gen Ge­richts­ur­tei­len und Rechts­ver­fah­ren so­wie even­tu­el­len Nach­schärfun­gen des Ge­set­zes er­ge­ben. Wel­che Aus­wir­kun­gen die ein­rich­tungs­be­zo­gene Impf­licht für die Pflich­ten der Ar­beit­ge­ber und die Be­schäfti­gung der Mit­ar­bei­ter ha­ben wird, bleibt da­her ab­zu­war­ten.

Fazit

Die Her­aus­for­de­run­gen, die sich für die Kran­kenhäuser aus der an­hal­ten­den CO­VID-19-Pan­de­mie so­wie den ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lun­gen und de­ren Aus­wir­kun­gen er­ge­ben, sind vielfältig. Ne­ben dem erhöhten büro­kra­ti­schen, per­so­nel­len und fi­nan­zi­el­len Auf­wand ent­steht durch die Re­ge­lun­gen auch ein ho­hes Maß an Un­si­cher­heit. Viele Kran­kenhäuser sind bis­her nicht aus­rei­chend auf die Verände­run­gen vor­be­rei­tet und müssen sich nun neu auf­stel­len im Hin­blick auf Pro­zesse, Leis­tungs­pla­nung, Stra­te­gie­aus­rich­tung und Me­di­zin­con­trol­ling.

Die Viel­zahl der Ände­run­gen und de­ren ge­wich­tige Aus­wir­kun­gen er­for­dern da­her wie­der ein­mal mehr eine kri­ti­sche Ana­lyse der ak­tu­el­len Abläufe und Pro­zesse, eine vor­aus­schau­ende Pla­nung so­wie die zeit­nahe Um­set­zung der not­wen­di­gen Ände­run­gen. Für die Si­cher­stel­lung des Kli­nik­be­triebs ist dies ebenso wich­tig wie die zukünf­tige Stra­te­gie­aus­rich­tung.

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