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Kapitalabfindungen berufsständischer Versorgungswerke sind seit 2005 steuerpflichtig

BFH 23.10.2013, X R 3/12

Die ge­setz­li­che Neu­re­ge­lung der Be­steue­rung der Al­ter­seinkünfte ist ausdrück­lich auch auf an­dere als le­dig­lich lau­fende Ren­ten­leis­tun­gen, und da­mit auch auf ein­ma­lige Zah­lun­gen, an­zu­wen­den, die nach dem 31.12.2004 zu­ge­flos­sen sind. Die Ka­pi­tal­ab­fin­dun­gen be­rufsständi­scher Ver­sor­gungs­werke sind aber ermäßigt zu be­steu­ern.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger er­hielt im März 2009 vom Ver­sor­gungs­werk der Apo­the­ker­kam­mer Nord­rhein eine ein­ma­lige Ka­pi­tal­ab­fin­dung i.H.v. 350.000 €. Fer­ner be­zog er seit­dem ein vor­ge­zo­ge­nes mo­nat­li­ches Al­ters­ru­he­geld i.H.v. 242 €.

Das Fi­nanz­amt be­steu­erte so­wohl die Ka­pi­tal­leis­tung als auch die Ren­ten­zah­lun­gen gem. § 22 Nr. 1 S. 3a) aa) S. 3 EStG mit einem Be­steue­rungs­an­teil von 58 %. Der Kläger war hin­ge­gen der Auf­fas­sung, die Ka­pi­tal­zah­lung sei nicht steu­er­pflich­tig. Es han­dele sich we­der um eine Leib­rente noch um eine an­dere Leis­tung i.S.v. § 22 Nr. 1 S. 3a) aa) EStG, da sie eine Ein­mal­zah­lung und kei­nen wie­der­keh­ren­den Be­zug dar­stelle. Die Vor­schrift müsse im Kon­text mit S. 1 ge­se­hen wer­den, der nur "Einkünfte aus wie­der­keh­ren­den Bezügen" er­fasse. Das Al­ter­seinkünf­te­ge­setz (Alt­EinkG) vom 5.7.2004 habe daran nichts geändert.

Das FG wies die Klage ab. Auf die Re­vi­sion des Klägers hob der BFH das Ur­teil auf und änderte den Ein­kom­men­steu­er­be­scheid 2009 ab.

Die Gründe:
Das FG hatte zwar zu Recht die Ent­schei­dung des Fi­nanz­am­tes nicht be­an­stan­det, die vom Kläger be­zo­gene Ka­pi­tal­zah­lung mit einem Be­steue­rungs­an­teil von 58 % zu be­steu­ern. Zu Un­recht hatte es aber die An­wen­dung des § 34 Abs. 1 i.V.m. Abs. 2 Nr. 4 EStG ab­ge­lehnt.

Ka­pi­tal­ab­fin­dun­gen, die von be­rufsständi­schen Ver­sor­gungs­wer­ken ih­ren Ver­si­cher­ten gewährt wer­den, sind steu­er­pflich­tig, wenn sie ab dem 1.1.2005, dem Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des Alt­EinkG, dem Steu­er­pflich­ti­gen zu­ge­flos­sen sind. Seit­dem wer­den die ein­ma­li­gen Leis­tun­gen ebenso wie die lau­fen­den Ren­ten der be­rufsständi­schen Ver­sor­gungs­werke mit dem sog. Be­steue­rungs­an­teil, der 50 % im Jahr 2005 be­trug und der jähr­lich an­steigt, der Be­steue­rung un­ter­wor­fen. Vor In­kraft­tre­ten des Alt­EinkG konnte die Ka­pi­tal­leis­tung dem­ge­genüber in den meis­ten Fällen steu­er­frei ver­ein­nahmt wer­den.

Die ge­setz­li­che Neu­re­ge­lung der Be­steue­rung der Al­ter­seinkünfte ist ausdrück­lich auch auf an­dere als le­dig­lich lau­fende Ren­ten­leis­tun­gen, und da­mit auch auf ein­ma­lige Zah­lun­gen, an­zu­wen­den, die nach dem 31.12.2004 zu­ge­flos­sen sind. Für eine Ein­schränkung die­ser Vor­schrift be­steht keine ver­fas­sungs­recht­li­che Not­wen­dig­keit. Die auf der Neu­re­ge­lung be­ru­hende Steu­er­pflicht ent­spricht dem Sinn und Zweck der neu­ge­re­gel­ten Al­ter­seinkünf­te­be­steue­rung mit dem Überg­ang zur nach­ge­la­ger­ten Be­steue­rung und ver­letzt we­der den Gleich­heits­satz noch verstößt sie ge­gen das Rück­wir­kungs­ver­bot.

Da aber für den Be­reich der Ba­sis­ver­sor­gung le­dig­lich Ren­ten­zah­lun­gen ty­pi­sch sind und die Ver­sor­gungs­werke nur Ab­fin­dun­gen zah­len dürfen, die auf vor 2005 be­zahl­ten Beiträgen be­ru­hen, war eine aty­pi­sche Zu­sam­men­bal­lung von Einkünf­ten zu be­ja­hen und in­so­weit auf die Ka­pi­tal­leis­tung die Fünf­tel­re­ge­lung gem. § 34 EStG an­zu­wen­den.

Link­hin­weis:

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