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Gesundheitsbewusstes Verhalten mindert nicht den Sonderausgabenabzug

BFH 1.6.2016, X R 17/15

Er­stat­tet eine ge­setz­li­che Kran­ken­kasse dem Steu­er­pflich­ti­gen im Rah­men ei­nes Bo­nus­pro­gramms gem. § 65a SGB V von ihm ge­tra­gene Kos­ten für Ge­sund­heitsmaßnah­men, liegt hierin eine Leis­tung der Kran­ken­kasse, die nicht mit den als Son­der­aus­ga­ben ab­zieh­ba­ren Kran­ken­ver­si­che­rungs­beiträgen des Steu­er­pflich­ti­gen zu ver­rech­nen ist. Da­mit wi­der­spricht der BFH ausdrück­lich der Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung (vgl. BMF-Schrei­ben vom 19.8.2013, BStBl I 2013, 1087), die in al­len Kran­ken­kas­sen­leis­tun­gen auf­grund ei­nes Bo­nus­pro­gramms eine Bei­trags­er­stat­tung ge­se­hen hat.

Der Sach­ver­halt:
Nach dem "Bo­nus­mo­dell Vor­sor­ge­PLUS" können Mit­glie­der der BKK dafür, dass sie be­stimmte kos­ten­freie Vor­sor­gemaßnah­men in An­spruch neh­men, zwi­schen zwei Bo­nus­va­ri­an­ten wählen: Nach der ers­ten Va­ri­ante er­hal­ten die bei­trags­zah­len­den Mit­glie­der pro Ka­len­der­jahr 40 € von der BKK aus­be­zahlt. Nach der streit­ge­genständ­li­chen zwei­ten Va­ri­ante be­tei­ligt sich die BKK mit einem Zu­schuss von jähr­lich bis zu 150 € an den Kos­ten für Vor­sorge- oder Ge­sund­heitsmaßnah­men, wie etwa Bril­len und Kon­takt­lin­sen, Mas­sa­gen, Be­hand­lun­gen beim Heil­prak­ti­ker, homöopa­thi­sche Arz­nei­mit­tel so­wie Nah­rungs­ergänzungs­mit­tel, die von den Ver­si­cher­ten pri­vat fi­nan­ziert wer­den.

Die Kläger hat­ten die Kran­ken­ver­si­che­rungs­beiträge als Son­der­aus­ga­ben gem. § 10 Abs. 1 Nr. 3 S. 1a EStG gel­tend ge­macht. Das Fi­nanz­amt sah in die­sem Zu­schuss eine Er­stat­tung von Kran­ken­ver­si­che­rungs­beiträgen und ver­rech­nete ihn mit den in die­sem Jahr ge­zahl­ten Beiträgen. Dem­ent­spre­chend ging die Steu­er­behörde da­von aus, dass auch die ab­zieh­ba­ren Son­der­aus­ga­ben ent­spre­chend zu min­dern seien.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt, da es sich nicht um die Er­stat­tung von Beiträgen han­dele. Die Re­vi­sion des Fi­nanz­am­tes blieb vor dem BFH er­folg­los.

Die Gründe:
Das FG hatte zu Recht ent­schie­den, dass die von der BKK ge­leis­tete Bo­nus­zah­lung we­der mit den als Son­der­aus­ga­ben ab­zieh­ba­ren Kran­ken­ver­si­che­rungs­beiträgen der Kläge­rin ver­rech­net wer­den konnte noch bei ihr zu steu­er­pflich­ti­gen Einkünf­ten führte.

Die streit­ge­genständ­li­che Bo­nus­zah­lung führte ge­rade nicht dazu, dass sich an der Bei­trags­last der Ver­si­cher­ten zur Er­lan­gung des Ba­sis­kran­ken­ver­si­che­rungs­schut­zes et­was änderte. Die Zah­lung hatte ih­ren ei­gent­li­chen Rechts­grund in ei­ner Leis­tung der Kran­ken­kasse, nämlich der Er­stat­tung der von den Ver­si­cher­ten ge­tra­ge­nen ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Auf­wen­dun­gen. Die Bo­nus­zah­lung stand nicht im un­mit­tel­ba­ren Zu­sam­men­hang mit den Beiträgen zur Er­lan­gung des Ba­sis­kran­ken­ver­si­che­rungs­schut­zes, son­dern stellte eine Er­stat­tung der vom Steu­er­pflich­ti­gen ge­tra­ge­nen ge­sund­heits­be­zo­ge­nen Auf­wen­dun­gen dar. Un­er­heb­lich war, dass die Kran­ken­kasse die Bo­nus­zah­lung als er­stat­te­ten Bei­trag an­ge­se­hen und elek­tro­ni­sch im Wege des Kon­troll­mel­de­ver­fah­rens über­mit­telt hatte. Dem kam nämlich keine Bin­dungs­wir­kung zu.

Mit die­sem Ur­teil, das sich le­dig­lich auf die Bo­nus­va­ri­ante in Form ei­ner Kos­ten­er­stat­tung be­zo­gen hatte, wi­der­sprach der Se­nat ausdrück­lich der Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung (vgl. BMF-Schrei­ben vom 19.8.2013, BStBl I 2013, 1087), die in al­len Kran­ken­kas­sen­leis­tun­gen auf­grund ei­nes Bo­nus­pro­gramms eine Bei­trags­er­stat­tung ge­se­hen hatte. Im Ge­gen­satz zur Auf­fas­sung des BMF kann der not­wen­dige Zu­sam­men­hang zwi­schen der Bo­nus­leis­tung und dem (Ba­sis-)Kran­ken­ver­si­che­rungs­schutz auch nicht da­durch her­ge­stellt wer­den, dass der Bo­nus nur gewährt wird, weil Vor­sor­ge­leis­tun­gen des ge­setz­li­chen Ba­sis­ver­si­che­rungs­schut­zes in An­spruch ge­nom­men wer­den müssen und wur­den. Der we­gen der in­ten­dier­ten Bei­trags­re­du­zie­rung vom BMF vor­ge­nom­mene Ver­gleich der Bo­nus­zah­lun­gen gem. § 65a SGB V mit den Auf­wen­dun­gen für Krank­heits­kos­ten auf­grund von Selbst­be­hal­ten und Ei­gen­be­tei­li­gun­gen konnte den Se­nat eben­falls nicht zu über­zeu­gen.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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