Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die akut größte Herausforderung der Branche: die enormen Umwälzungen – verursacht unter anderem durch neue regulatorische Rahmenbedingungen, die fortschreitende Vertikalisierung, internationale Wachstumsstrategien, den steigenden Konsolidierungsdruck und die jüngste Entscheidungspraxis des Bundeskartellamtes. Dieses verhängte zuletzt Bußgelder in Rekordhöhe gegen Lebensmittelproduzenten. Nach den Zuckerherstellern und den Bierbrauern traf es die Wurstindustrie.
Wie groß der Gesprächsbedarf ist, zeigte die hohe Teilnehmerzahl der Veranstaltung: Rund 130 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter Top-Entscheider der Finanzwirtschaft und führende Manager sowie Insider der Branche. „Damit bringen wir als einer der führenden Berater dieser Industrie die wichtigsten Player zusammen. Wir bieten ihnen eine Plattform zum Dialog mit Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette“, beschreibt Schüren das Ziel der Veranstaltung. Daher hielten er und die anderen Ebner-Stolz-Experten sich auch bewusst mit Vorträgen zurück und überließen die Bühne den Rednern aus der Praxis.
Einer der Referenten war Hartwig Fuchs, CEO bei Nordzucker. In seinem Vortrag ging er vor allem auf die dramatischen Veränderungen durch das Auslaufen der europäischen Zuckermarktordnung im September 2017 ein. Damit haben Quotenregelungen und Rübenmindestpreise ein Ende. So entsteht ein freier Markt mit neuen Chancen für den Export und die Internationalisierung der Unternehmen. Die Kehrseite ist laut Fuchs eine zunehmende Konsolidierung.
Ein hoher Konsolidierungsdruck ist auch im Markt der alkoholfreien Getränke spürbar. Dies zeigte der Vortrag von Hans-Dietrich Kühl, Geschäftsführer des Saftproduzenten A. Dohrn & A. Timm. Vor allem die Handelsmarken mischen aktuell mit hohem Werbedruck den Markt auf und werden laut Kühl ihre Position noch weiter ausbauen. Wachstumschancen sieht er vor allem in den Segmenten Bio, Direktsaft und gekühlte Säfte.
Im Fleischmarkt liegt die zentrale Herausforderung in einem Zwiespalt: Aufgrund strengerer Regeln zum Tierwohl und zur Transparenz der Produktion steigen die Kosten, während die Verbraucher beim Kauf nach wie vor primär auf den Preis schauen. Carsten Schruck, CFO von Westfleisch, sieht den Ausweg vor allem in der Erreichung von Kostenführerschaft, zum Beispiel durch die Steigerung von Effizienz und technologische Innovationen.
Wie Innovationen in der Lebensmittelindustrie erfolgreich komponiert werden, erläuterte Mathias Maiworm, Geschäftsführer von DP Supply, eine Gesellschaft, spezialisiert auf die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Ingredienzien. Seine Botschaft: Innovation ist keine Frage des Budgets, sondern entsteht in den Köpfen. Daher sei es wichtig, ein Klima der Innovation im Unternehmen zu etablieren, bei dem alle Mitarbeiter – vom Einkäufer bis zum Pförtner – eingebunden werden.
Zum Ende des Events gab Johann Brück, Partner der Kanzlei Hermanns Wagner Brück, einen Exkurs ins Kartellrecht. Dabei erläuterte er die jüngsten Entscheidungen des Bundeskartellamtes und aus seinen Erfahrungen mit Settlements in Bußverfahren leitete er Handlungsoptionen für Unternehmen ab. Mit diesem wie auch mit den anderen Vorträgen wurde vor allem eines deutlich, wie Nordzucker-Chef Hartwig Fuchs treffend mit den Worten Michail Gorbatschows resümierte: „Gefahren warten nur auf diejenigen, die nicht auf das Leben reagieren.“