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Rechtsberatung

Designanmeldung: Verschiedene Ausführungsformen oder Sammelanmeldung?

BGH v. 20.12.2018 - I ZB 25/18

Zei­gen meh­rere Dar­stel­lun­gen ei­nes im Wege der Ein­zel­an­mel­dung an­ge­mel­de­ten De­signs ver­schie­dene Ausführungs­for­men ei­nes Er­zeug­nis­ses (hier: Sport­helm) mit un­ter­schied­li­chen Merk­ma­len der Er­schei­nungs­form die­ses Er­zeug­nis­ses (hier: u.a. un­ter­schied­li­che Be­rie­mung, Aus­stat­tung mit oder ohne Rei­ter­knopf), ge­ben sie nicht die Er­schei­nungs­form "ei­nes" Er­zeug­nis­ses sicht­bar wie­der.

Der Sach­ver­halt:
Für die De­si­gn­in­ha­be­rin ist bei dem Deut­schen Pa­tent- und Mar­ken­amt seit dem 16.7.2008 das De­sign Nr. 40 2008 001 032-0001 als Ein­zel­de­sign ein­ge­tra­gen. Dafür sind sie­ben Ab­bil­dun­gen von Sport­hel­men als Schwarz-Weiß-Fo­tos hin­ter­legt. Für das De­sign sind fol­gende Er­zeug­nisse an­ge­ge­ben: Au­gen­schutz­schirme, Helm­schirme, Helm­vi­sier für Kopf­be­de­ckun­gen, Kopf­be­de­ckun­gen, Schutz­helme. Der An­mel­dung war zur Erläute­rung der Wie­der­gabe eine Be­schrei­bung ei­nes "Kin­der­helms für Rei­ten, Ski und Rad­fah­ren" bei­gefügt. Dort ist u.a. an­ge­ge­ben, dass der Helm for­mal aus vier Helm­scha­len be­stehe und in ver­schie­de­nen Größen mit wech­sel­ba­ren Schirm-, bzw. Schild­tei­len und zum Bei­spiel Zu­satz­tei­len wie einem Rei­ter­knopf als Reit-be­zie­hungs­weise Ski­helm oder Rad­helm mit ent­spre­chen­den Far­ben und Gra­fi­kele­men­ten aus­ge­legt sei.

Die An­trag­stel­le­rin be­an­tragte am 20.2.2014 die Fest­stel­lung der Nich­tig­keit die­ses De­signs mit der Begründung, ihm fehle die Schutzfähig­keit, weil es kei­nen ein­heit­li­chen Schutz­ge­gen­stand er­ken­nen lasse. Das Deut­sche Pa­tent- und Mar­ken­amt wies die­sen An­trag zurück. Das BPatG wies die da­ge­gen ge­rich­tete Be­schwerde der An­trag­stel­le­rin zurück. Auf die Rechts­be­schwerde der An­trag­stel­le­rin hob der BGH den Be­schluss des BPatG auf und ver­wies die Sa­che zur an­der­wei­ten Ver­hand­lung und Ent­schei­dung dort­hin zurück.

Die Gründe:
Die Be­ur­tei­lung des BPatG, das ein­ge­tra­gene De­sign sei nicht nich­tig, hält der recht­li­chen Nachprüfung nicht stand.

Ein De­sign ist u.a. dann nich­tig, wenn in der An­mel­dung nicht die Er­schei­nungs­form "ei­nes" Er­zeug­nis­ses wie­der­ge­ge­ben wird, weil sich dann der Ge­gen­stand des De­sign­schut­zes nicht be­stim­men lässt. Die Rechts­be­schwerde wen­det sich mit Er­folg ge­gen die An­nahme des BPatG, die der An­mel­dung bei­gefügten Dar­stel­lun­gen ließen ein ein­zi­ges Er­zeug­nis er­ken­nen. Die sie­ben hin­ter­leg­ten Ab­bil­dun­gen zei­gen un­ter­schied­li­che Merk­male der Er­schei­nungs­form ei­nes Helms. Da­nach be­ste­hen Un­ter­schiede in den Farb­kon­tras­ten und De­koraus­ge­stal­tun­gen.

Das BPatG hat an­ge­nom­men, die in den hin­ter­leg­ten Dar­stel­lun­gen of­fen­barte Ge­stal­tung ei­nes Helms in un­ter­schied­li­chen Ausführungs­for­men lege eine Aus­le­gung nahe, wo­nach der Schutz­ge­gen­stand des De­signs un­ter Außer­acht­las­sung der Ab­wei­chun­gen in den Dar­stel­lun­gen durch die Schnitt­menge der übe­rein­stim­men­den Merk­male der un­ter­schied­li­chen Ab­bil­dun­gen de­fi­niert werde. Da­nach of­fen­bare das De­sign trotz al­ler Ab­wei­chun­gen im Ein­zel­nen eine übe­rein­stim­mend aus­ge­stal­tete Helm­schale und da­mit die­selbe Grund­form ei­nes Helms. Alle Ab­bil­dun­gen zeig­ten, dass die Schale aus zwei je­weils gleich großen Außen­sei­ten und einem brei­te­ren mitt­le­ren Ele­ment ge­bil­det sei. Das Mit­tel­teil be­stehe sei­ner­seits aus zwei Tei­len und ei­ner quer ver­lau­fen­den Tren­nung, wo­bei der vor­dere Helm­mit­tel­teil sich her­aus­hebe und ein Belüftungs­pols­ter bilde.

Zei­gen meh­rere Dar­stel­lun­gen ei­nes im Wege der Ein­zel­an­mel­dung an­ge­mel­de­ten De­signs ver­schie­dene Ausführungs­for­men ei­nes Er­zeug­nis­ses mit un­ter­schied­li­chen Merk­ma­len der Er­schei­nungs­form die­ses Er­zeug­nis­ses (hier: un­ter­schied­li­che Be­rie­mung, Aus­stat­tung mit oder ohne Rei­ter­knopf, ver­schie­dene Far­ben, Farb­kon­traste, De­kore), ge­ben sie nicht die Er­schei­nungs­form "ei­nes" Er­zeug­nis­ses sicht­bar wie­der. Das De­sign lässt in die­sem Fall kei­nen ein­heit­li­chen Schutz­ge­gen­stand i.S.v. § 1 Nr. 1 De­signG er­ken­nen und ist des­halb nach § 33 Abs. 1 Nr. 1 De­signG nich­tig. Wird vom De­si­gn­in­ha­ber für die ab­wei­chen­den Merk­male De­sign­schutz be­an­sprucht, ist es nicht zulässig, einen ein­heit­li­chen Schutz­ge­gen­stand auf Grund­lage der Schnitt­menge der al­len Dar­stel­lun­gen ge­mein­sa­men Merk­male zu er­mit­teln. Für die Zu­sam­men­fas­sung un­ter­schied­li­cher Ausführungs­for­men ei­nes Er­zeug­nis­ses bie­tet § 12 Abs. 1 Satz 1 De­signG die Möglich­keit ei­ner Sam­me­lan­mel­dung meh­re­rer De­signs. Da­nach konnte der An­trag auf Fest­stel­lung der Nich­tig­keit des De­signs mit der vom BPatG ge­ge­be­nen Begründung nicht zurück­ge­wie­sen wer­den.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
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