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Steuerberatung

ATAD-Vorgaben umgesetzt

Nach­dem be­reits Ende 2019 ein ers­ter Ent­wurf ei­nes ATAD-Um­set­zungs­ge­set­zes durch das BMF vor­ge­legt wurde, konnte nun nach lan­gem Rin­gen das Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren ab­ge­schlos­sen wer­den.

Das Ge­setz, das am 30.06.2021 im Bun­des­ge­setz­blatt veröff­ent­licht wurde (BGBl. I 2021, S. 2035) be­in­hal­tet insb. fol­gende Re­ge­lun­gen:

Referentenentwurf zur ATAD-Umsetzung © iStock
  • Re­form der Hin­zu­rech­nungs­be­steue­rung (un­ter Bei­be­hal­tung der Nied­rig­be­steue­rungs­grenze von 25 %)
  • An­pas­sung der Re­ge­lun­gen zur Ent­stri­ckungs- und Weg­zugs­be­steue­rung an Art. 5 ATAD
  • Einführung von Re­ge­lun­gen zu hy­bri­den Ge­stal­tun­gen und In­kon­gru­en­zen bei der Ansässig­keit

Hin­zu­rech­nungs­be­steue­rung

Die be­ste­hen­de Hin­zu­rech­nungs­be­steue­rung wird punk­tu­ell an­ge­passt.

Geän­dert wer­den u. a. das Kri­te­rium der Be­herr­schung ei­ner aus­län­di­schen Ge­sell­schaft. Die­ses wird künf­tig ge­sell­schaf­ter­be­zo­gen geprüft und berück­sich­tigt da­bei so­wohl un­mit­tel­bare als auch mit­tel­bare Be­tei­li­gun­gen. So lieg­teine Be­herr­schung vor, wenn dem Steu­erpf­lich­ti­gen al­lein oder zu­sam­men mit ihm nahe­ste­hen­den Per­so­nen am Ende des Wirt­schafts­jah­res der aus­län­di­schen Ge­sell­schaft mehr als die Hälfte der Stimm­rechte oder mehr als die Hälfte der An­teile am Nenn­ka­pi­tal un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar zuzu­rech­nen sind.

Die Abg­ren­zung pas­si­ver Ein­künfte wird punk­tu­ell modi­fi­ziert. So gel­ten z. B. Streu­be­sitz­di­vi­den­den künf­tig als pas­sive Ein­künfte.

Der Mo­tiv­test, wo­nach eine Hin­zu­rech­nung un­ter­b­leibt, wenn eine we­sent­li­che wirt­schaft­li­che Tätig­keit der aus­län­di­schen Ge­sell­schaft in ih­rem Sitz­staat oder Staat der Ge­schäfts­lei­tung nach­ge­wie­sen wer­den kann, kommt in Spe­zial­fäl­len nicht nur in EU-Fäl­len, son­dern auch bei Dritt­staa­ten zum Ein­satz.

Das Merk­mal der nie­d­ri­gen Be­steue­rung ist unve­r­än­dert erfüllt, wenn die pas­si­ven Ein­künfte der aus­län­di­schen Ge­sell­schaft ei­ner er­trag­steu­er­li­chen Be­las­tung von un­ter 25 % un­ter­lie­gen.

Ist eine Hin­zu­rech­nungs­be­steue­rung we­gen Vor­lie­gens der Vor­aus­set­zun­gen vor­zu­neh­men, sind Ge­winn­aus­schüt­tun­gen der aus­län­di­schen Ge­sell­schaft künf­tig nicht mehr inn­er­halb ei­nes Zei­traums von sie­ben Jah­ren steu­er­f­rei, son­dern viel­mehr di­rekt als Kür­zungs­be­trag zu berück­sich­ti­gen.

Ent­s­tri­ckung und Weg­zugs­be­steue­rung

Die be­reits be­ste­hen­den Rege­lun­gen zur Ent­s­tri­ckung bei der grenz­über­sch­rei­ten­den Über­füh­rung von Wirt­schafts­gü­tern wer­den an die ATAD-Vor­ga­ben ange­passt. So löst der Weg­fall der Be­schrän­kung des inlän­di­schen Be­steue­rungs­rechts bei Über­füh­rung von Wirt­schafts­gü­tern ins In­land (sog. Ver­stär­kung des inlän­di­schen Be­steue­rungs­rechts) künf­tig eine Be­steue­rung aus­. Da­bei kommt es zu ei­ner Ver­knüp­fung der im Rah­men der aus­län­di­schen Ent­s­tri­ckungs­be­steue­rung ange­setz­ten Werte mit dem An­satz der Ein­lage im In­land und eine aus­län­di­sche Ent­s­tri­ckungs­steuer kann im In­land ange­rech­net wer­den. Dane­ben wur­den Ände­run­gen an den Re­geln zur ra­tier­li­chen Zah­lung der Steuer auf den Ent­s­tri­ckungs­ge­winn vor­ge­nom­men.

Außer­dem wird die Weg­zugs­be­steue­rung mit di­ver­sen De­tai­län­de­run­gen an die EuGH-Recht­sp­re­chung ange­passt. So wer­den u. a. die Vor­aus­set­zun­gen neu defi­niert, die bei Weg­zug natür­li­cher Per­so­nen ins Aus­land zu ei­ner fik­ti­ven Ver­äu­ße­rungs­ge­winn­be­steue­rung bei Kapi­tal­ge­sell­schafts­be­tei­li­gun­gen von min­des­tens 1 % füh­ren. Im Fall des Weg­zugs ins EU-/EWR-Aus­land gel­ten die Re­geln zur Stun­dung der Weg­zugs­be­steue­rung er­heb­lich ver­schärft wer­den und in glei­cher Weise für Dritt­staats­fälle.

Hybride Gestal­tun­gen

Be­steue­rung­s­in­kon­gru­en­zen, die sich aus der un­ter­schied­li­chen steu­er­li­chen Beur­tei­lung hy­bri­der Ele­mente durch die be­tei­lig­ten Staa­ten erge­ben, wer­den neu­tra­li­siert. Dazu ist ge­re­gelt, den Be­triebs­aus­ga­ben­ab­zug u. a. zu ver­sa­gen, wenn Auf­wen­dun­gen in einem Staat abge­zo­gen wer­den kön­nen, ohne dass die ent­sp­re­chen­den Erträge im ande­ren Staat der Be­steue­rung un­ter­lie­gen.

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