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Keine Sperrwirkung der DBA-Regelungen gegenüber § 1 Abs. 1 AStG

Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Bun­des­fi­nanz­hofs ver­neint die Fi­nanz­ver­wal­tung eine Sperr­wir­kung von in Dop­pel­be­steue­rungs­ab­kom­men ent­hal­te­nen Re­ge­lun­gen ge­genüber der Ge­winn­kor­rek­tur­vor­schrift des § 1 Abs. 1 AStG.

Mit Ur­teil vom 17.12.2014 (Az. I R 23/13) kam der BFH zu dem Er­geb­nis, dass ne­ben dem laut DBA an­zu­wen­den­den „dea­ling at arm`s length“-Grund­satz keine Ge­winn­kor­rek­tur nach § 1 Abs. 1 AStG vor­zu­neh­men ist. In die ab­kom­mens­recht­li­che Fremd­ver­gleich­sprüfung ei­nes Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hens könn­ten nur die­je­ni­gen Umstände des Sach­ver­halts ein­be­zo­gen wer­den, die die An­ge­mes­sen­heit des ver­ein­bar­ten Zins­sat­zes (also des Prei­ses) berühr­ten. Die in frem­dunübli­cher Weise un­be­si­cherte Be­ge­bung des Dar­le­hens sei hin­ge­gen ab­kom­mens­recht­lich ir­re­le­vant und könne we­gen der Sperr­wir­kung der DBA-Re­ge­lun­gen auch nicht nach § 1 Abs. 1 AStG zu ei­ner Einkünf­te­kor­rek­tur führen. Zu einem ent­spre­chen­den Er­geb­nis kam der BFH auch mit Ur­teil vom 24.6.2015 (Az. I R 29/14). Ei­ner bis 2007 steu­er­wirk­sam mögli­chen Teil­wert­ab­schrei­bung auf ein un­be­si­chert be­ge­be­nes Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen stehe nicht § 1 Abs. 1 AStG a. F. mit Ver­weis auf den Kon­zernrück­halt ent­ge­gen.  

Hinweis

In Fach­krei­sen wur­den Stim­men laut, wo­nach diese Recht­spre­chung des BFH Aus­strah­lungs­wir­kung da­hin­ge­hend ha­ben könnte, dass DBA-Re­ge­lun­gen auch ge­genüber an­de­ren na­tio­na­len Miss­brauchs­re­ge­lun­gen Sperr­wir­kung ent­fal­ten könn­ten. 

Das BMF wen­det laut sei­nem Schrei­ben vom 30.3.2016 beide Ur­teile über die ent­schie­de­nen Ein­zelfälle hin­aus nicht an und will wohl da­durch auch ei­ner er­wei­tern­den In­ter­pre­ta­tion der BFH-Recht­spre­chung ent­ge­gen­wir­ken. Nach Auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung könne den ab­kom­mens­recht­li­chen Re­ge­lun­gen die vom BFH pos­tu­lierte aus­schließli­che Be­schränkung der Kor­rek­tur auf Preise bzw. Ver­rech­nungs­preise nicht ent­nom­men wer­den. Viel­mehr werde im OECD-Kom­men­tar zum OECD-Mus­ter­ab­kom­men ausdrück­lich auf die Fremdüblich­keit der Be­din­gun­gen ab­ge­stellt. Auch ver­neint das BMF eine Sperr­wir­kung der DBA-Re­ge­lun­gen ge­genüber § 1 Abs. 1 AStG.

Hinweis

Da­mit kann die Ver­ein­ba­rung frem­dunübli­cher Dar­le­hens­kon­di­tio­nen nach Auf­fas­sung des BMF auch bei einem grundsätz­lich fremd­ver­gleichs­kon­for­men Zins­satz so­wohl nach den DBA-Re­ge­lun­gen als auch nach § 1 Abs. 1 AStG zu ei­ner Einkünf­te­kor­rek­tur führen. Das BMF-Schrei­ben vom 29.3.2011 zu Teil­wert­ab­schrei­bun­gen auf Dar­le­hen zwi­schen nahe ste­hen­den Per­so­nen bleibt hin­sicht­lich der Ausführun­gen zum Kon­zernrück­halt wei­ter an­wend­bar.  

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