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Umsatzsteuer für die Abgabe von Speisen an Arbeitnehmer bemisst sich nach dem marktüblichen Entgelt

FG Münster 5.8.2013, 5 K 3191/10 U

Stellt ein Ar­beit­ge­ber sei­nen Ar­beit­neh­mern in ei­ner Kan­tine, die von einem Sub­un­ter­neh­mer be­wirt­schaf­tet wird, ver­bil­ligt Mit­tag­es­sen zur Verfügung, sind die Umsätze we­der nach dem tatsäch­lich ge­zahl­ten Ent­gelt noch nach der Min­dest­be­mes­sungs­grund­lage zu be­mes­sen. Viel­mehr ist das marktübli­che Ent­gelt her­an­zu­zie­hen, wenn die­ses un­ter­halb der Min­dest­be­mes­sungs­grund­lage liegt.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin bie­tet ih­ren Ar­beit­neh­mern Mit­tags­mahl­zei­ten in ei­ner im Be­trieb lie­gen­den Kan­tine an. Diese wird von einem Sub­un­ter­neh­mer ge­gen Ent­gelt be­wirt­schaf­tet. In den Streit­jah­ren 2006 und 2007 konn­ten die Ar­beit­neh­mer bei der Kläge­rin Es­sens­mar­ken für 2,60 € bzw. 3 € pro Mahl­zeit er­wer­ben und in der Kan­tine einlösen. Die Kläge­rin un­ter­warf das für die Es­sens­mar­ken ge­zahlte Ent­gelt der Um­satz­steuer. Dem­ge­genüber setzte das Fi­nanz­amt die Min­dest­be­mes­sungs­grund­lage gem. § 10 Abs. 5 Nr. 2 i.V.m. Abs. 4 Nr. 3 UStG i.H.d. Wa­ren­ein­kaufs und der von der Kläge­rin an den Sub­un­ter­neh­mer ge­zahl­ten Dienst­leis­tungs­pau­schale an.

Der Se­nat gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage teil­weise statt. Al­ler­dings wurde zur Fort­bil­dung des Rechts die Re­vi­sion zu­ge­las­sen. Das Ver­fah­ren ist beim BFH un­ter dem Az.: XI R 37/13 anhängig.

Die Gründe:
Die vom Fi­nanz­amt an­ge­setz­ten Ent­gelte für die Er­mes­sens­ver­sor­gung der Kläge­rin an ihre Ar­beit­neh­mer wa­ren zu hoch. Das marktübli­che Ent­gelt pro aus­ge­ge­be­nem Mit­tag­es­sen war ent­spre­chend der übe­rein­stim­men­den Schätzung der Be­tei­lig­ten mit brutto 4,72 € im Jahr 2006 und brutto 4,76 € im Jahr 2007 an­zu­set­zen.

Zwar war der An­wen­dungs­be­reich der Min­dest­be­mes­sungs­grund­lage grundsätz­lich eröff­net, da die der Kläge­rin ent­stan­de­nen Kos­ten für die Mahl­zei­ten das von den Ar­beit­neh­mern ge­zahlte Ent­gelt über­stie­gen hatte. Die Re­ge­lung in § 10 Abs. 5 Nr. 2 UStG stellt je­doch eine Son­dermaßnahme dar, die nach den Be­stim­mun­gen der 6. EG-Richt­li­nie bzw. der Mehr­wert­steu­er­sys­tem­richt­li­nie nur un­ter der Vor­aus­set­zung zulässig ist, Steu­er­hin­ter­zie­hun­gen oder -um­ge­hun­gen zu ver­hin­dern. Da diese Ge­fahr nur be­steht, so­weit das marktübli­che Ent­gelt un­ter­schrit­ten wird, war hier eine ent­spre­chende eu­ro­pa­rechts­kon­forme An­wen­dung der Vor­schrift ge­bo­ten und nur das marktübli­che Ent­gelt an­zu­set­zen.

Die von der Kläge­rin er­strebte Be­steue­rung auf Grund­lage der amt­li­chen Sach­be­zugs­werte nach der Sach­be­zugs­ver­ord­nung fand im Ge­setz keine Stütze. Die in § 10 Abs. 4 UStG vor­ge­schrie­be­nen Werte wei­chen grundsätz­lich von den für Lohn­steu­er­zwe­cke an­zu­set­zen­den Wer­ten ab. Einen An­spruch dar­auf, ab­wei­chend vom Ge­setz be­steu­ert zu wer­den, konnte die Kläge­rin nicht gel­tend ma­chen. Auch auf die Pra­xis der Fi­nanz­ver­wal­tung konnte sich die Kläge­rin in­so­weit nicht be­ru­fen. Denn da­nach wird bei ei­ner ver­bil­lig­ten Ab­gabe von Mahl­zei­ten ei­nes Un­ter­neh­mers an seine Ar­beit­neh­mer nur bei ei­ner un­ter­neh­mens­ei­ge­nen Kan­tine - nicht da­ge­gen bei ei­ner wie hier nicht vom Un­ter­neh­mer selbst be­trie­be­nen Kan­tine - aus Ver­ein­fa­chungsgründen die Be­mes­sungs­grund­lage (le­dig­lich) un­ter An­satz der vom Ar­beit­neh­mer ge­zahl­ten Es­sen­spreise, min­des­tens je­doch der amt­li­chen Sach­be­zugs­werte nach der Sach­be­zugs­ver­ord­nung er­mit­telt.

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