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OLG Celle: GbR kann Komplementärin einer KG sein

Beschluss des OLG Celle vom 27.3.2012 - 9 W 37/12

Ei­ner (Außen-) Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts kommt nicht nur die Fähig­keit zu, Kom­man­di­tis­tin, son­dern auch Kom­ple­mentärin ei­ner KG zu sein und als sol­che mit­samt ih­ren Ge­sell­schaf­tern und, so­weit er­for­der­lich, Ver­tre­tungs­verhält­nis in das Han­dels­re­gis­ter ein­ge­tra­gen zu wer­den. Das Re­gis­ter wird da­mit nicht zu einem "GbR-Re­gis­ter" un­ter­lau­fen, denn die Ein­tra­gung be­trifft nach wie vor die KG.

Sach­ver­halt:
Die An­trag­stel­le­rin ist eine KG. Sie hatte beim Re­gis­ter­ge­richt ihre Ein­tra­gung in das Han­dels­re­gis­ter be­an­tragt. Das Re­gis­ter­ge­richt wies den An­trag al­ler­dings zurück, weil die Kom­ple­mentärin der An­trag­stel­le­rin nicht - wie hier aber an­ge­mel­det - eine GbR sein dürfe. Es war der An­sicht, das Han­dels­re­gis­ter könne da­durch zweck­ent­frem­det wer­den. Schließlich müsse es in sol­chen Fällen auch über die Ge­sell­schaf­ter der Kom­ple­mentärin und de­ren Ver­tre­tungs­verhält­nisse in­for­mie­ren und werde so­mit zu ei­ner Art "GbR-Re­gis­ter" um­funk­tio­niert.

Auf die Be­schwerde der An­trag­stel­le­rin hob das OLG die Zwi­schen­verfügung auf und wies das Re­gis­ter­ge­richt an, dem An­trag statt­zu­ge­ben.

Gründe:
Seit­dem der BGH mit Ur­teil vom 29.1.2001 (Az.: II ZR 331/00) die Rechts- und Par­teifähig­keit ei­ner GbR grund­le­gend geklärt und mit Be­schluss vom 16.7.2001 (Az.: II ZB 23/00) ins­be­son­dere de­ren Recht, Kom­man­di­tis­tin ei­ner KG zu sein und als sol­che mit­samt ih­ren Ge­sell­schaf­tern zum Han­dels­re­gis­ter an­ge­mel­det zu wer­den, be­jaht hat, ist mit der wei­ter im Vor­drin­gen be­grif­fe­nen h.M. da­von aus­zu­ge­hen, dass eine (Außen-)Ge­sell­schaft bürger­li­chen Rechts auch Kom­ple­mentärin (ebenso wie Ge­sell­schaf­te­rin ei­ner OHG) sein kann.

Da­ge­gen spricht auch nicht das Er­for­der­nis, dass das Re­gis­ter­ge­richt in sol­chen Fällen auch An­ga­ben über die GbR ein­tra­gen muss. Das Re­gis­ter wird da­mit nicht "zu einem GbR-Re­gis­ter un­ter­lau­fen", denn die Ein­tra­gung be­trifft nach wie vor die KG. Die GbR wird dort nur - wie jede an­dere rechtsfähige Per­son - in ih­rer Ei­gen­schaft als Kom­ple­mentärin ein­ge­tra­gen. Im Übri­gen müsste das Re­gis­ter­ge­richt die GbR (mit al­len ih­ren na­ment­lich, mit Ge­burts­tag und Wohn­ort zu be­zeich­nen­den Ge­sell­schaf­tern) auch dann ein­tra­gen, wenn diese, wie mitt­ler­weile vom Ge­setz­ge­ber ausdrück­lich ge­re­gelt (§ 162 Abs. 1 S. 2 HGB), als Kom­man­di­tis­tin an­ge­mel­det würde. Die An­nahme des Re­gis­ter­ge­richts, vom Re­gis­ter seien jeg­li­che An­ga­ben be­tref­fend bürger­li­che Ge­sell­schaf­ten fern zu hal­ten, war des­halb falsch.

Ge­gen die Ge­sell­schaf­ter- und da­mit Ein­tra­gungsfähig­keit ei­ner GbR als Kom­ple­mentärin spre­chen auch keine durch­grei­fen­den Zweckmäßig­keits­erwägun­gen. Ab­ge­se­hen da­von, dass der­ar­ti­gen Über­le­gun­gen schwer­lich ohne Wei­te­res der Vor­rang vor in­di­vi­du­el­len Rechts­po­si­tio­nen (hier: ei­ner GbR und da­mit ih­rer Ge­sell­schaf­ter) zukäme, ist die re­gis­ter­li­che Um­set­zung ei­ner sol­chen An­mel­dung möglich.

Link­hin­weis:

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