deen

Rechtsberatung

Nachweisgesetz: Dringend erforderliche Anpassungen in deutschen Arbeitsverträgen

Zur Um­set­zung der Ar­beits­be­din­gun­gen­richt­li­nie (EU-Richt­li­nie (EU) 2019/1152 vom 20.06.2019) wurde das na­tio­nale Ge­setz am 26.07.2022 im Bun­des­ge­setz­blatt (BGBl. I 2022, S. 1174) veröff­ent­licht. Von be­son­de­rer prak­ti­scher Be­deu­tung sind die darin ent­hal­te­nen Ände­run­gen des Nach­weis­ge­set­zes, die am 01.08.2022 in Kraft ge­tre­ten sind.

Zum einen wurde mit der neuen Fas­sung des Nach­weis­ge­set­zes (NachwG) der Ka­ta­log über die ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen Nach­weis­pflich­ten deut­lich er­wei­tert, zum an­de­ren wurde der An­wen­dungs­be­reich auf vorüber­ge­hend be­schäftigte Aus­hil­fen aus­ge­dehnt. Hin­sicht­lich der Pflich­ten ist zwi­schen den sog. Be­stands­mit­ar­bei­tern, de­ren Ar­beits­verhält­nis be­reits vor dem 01.08.2022 be­stan­den hat, und den ab dem 01.08.2022 neu ein­ge­stell­ten Mit­ar­bei­tern zu un­ter­schei­den.

© unsplash

Dem ab 01.08.2022 ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer muss der Ar­beit­ge­ber nun­mehr ergänzend zu den bis­lang nach­zu­wei­sen­den An­ga­ben zum Ar­beits­verhält­nis zum Teil ab dem ers­ten Ar­beits­tag die nach­fol­gen­den wei­tere An­ga­ben schrift­lich nach­wei­sen:

  • End­da­tum ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses,
  • ggf. freie Wahl des Ar­beits­orts durch den Ar­beit­neh­mer,
  • so­fern ver­ein­bart, die Dauer der Pro­be­zeit,
  • die Zu­sam­men­set­zung und die Höhe des Ar­beits­ent­gelts ein­schließlich der Vergütung von Über­stun­den, der Zu­schläge, der Zu­la­gen, Prämien und Son­der­zah­lun­gen so­wie an­de­rer Be­stand­teile des Ar­beits­ent­gelts, die je­weils ge­trennt an­zu­ge­ben sind, so­wie de­ren Fällig­keit und die Art der Aus­zah­lung,
  • die ver­ein­barte Ar­beits­zeit, ver­ein­barte Ru­he­pau­sen und Ru­he­zei­ten so­wie bei ver­ein­bar­ter Schicht­ar­beit das Schicht­sys­tem, der Schicht­rhyth­mus und die Vor­aus­set­zun­gen für Schichtände­run­gen,
  • bei Ar­beit auf Ab­ruf ne­ben der Ver­ein­ba­rung, dass Ar­beits­leis­tung ent­spre­chend dem Ar­beits­an­fall zu er­brin­gen ist, die Zahl der zu vergüten­den Min­dest­stun­den, der je­wei­lige Zeit­rah­men und die Frist für die An­ord­nung der Lage der Ar­beits­zeit im Vor­aus durch den Ar­beit­ge­ber,
  • so­fern ver­ein­bart, die Möglich­keit der An­ord­nung von Über­stun­den und de­ren Vor­aus­set­zun­gen,
  • ein et­wai­ger An­spruch auf vom Ar­beit­ge­ber be­reit­ge­stellte Fort­bil­dung,
  • wenn der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer eine be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung über einen Ver­sor­gungsträger zu­sagt, der Name und die An­schrift des Ver­sor­gungsträgers; die Nach­weis­pflicht entfällt, wenn der Ver­sor­gungsträger zu die­ser In­for­ma­tion ver­pflich­tet ist,
  • das bei der Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses vom Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer ein­zu­hal­tende Ver­fah­ren, min­des­tens das Schrift­for­mer­for­der­nis, und die Fris­ten für die Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, so­wie die Frist zur Er­he­bung ei­ner Kündi­gungs­schutz­klage; § 7 KSchG ist auch bei einem nicht ord­nungs­gemäßen Nach­weis der Frist zur Er­he­bung ei­ner Kündi­gungs­schutz­klage an­zu­wen­den.

Hin­weis: Wird dem ab dem 01.08.2022 ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer ein schrift­li­cher Ar­beits­ver­trag mit al­len ge­for­der­ten An­ga­ben aus­gehändigt, entfällt die ge­son­derte Nach­weis­pflicht. Da­her ist den Ar­beit­ge­bern grundsätz­lich an­zu­ra­ten, ihre be­ste­hen­den Ar­beits­ver­trags­vor­la­gen auf die Neue­run­gen des NachwG an­zu­pas­sen und mit die­sen ergänz­ten Ar­beits­verträgen der Nach­weis­pflicht zu genügen.

Be­stands­mit­ar­bei­tern, de­ren Ar­beits­verhält­nis be­reits vor dem 01.08.2022 be­stan­den hat, ist erst auf de­ren Ver­lan­gen spätes­tens sie­ben Ka­len­der­tage bzw. einen Mo­nat nach der Auf­for­de­rung, je nach­dem, um wel­che „we­sent­li­che Ver­trags­be­din­gung“ es sich han­delt, die Nie­der­schrift aus­zuhändi­gen. Da­mit wurde die Re­ak­ti­ons­frist teils deut­lich verkürzt, denn in der bis­her gel­ten­den Fas­sung des NachwG be­trug die Frist noch ein­heit­lich einen Mo­nat.

Hin­weis: Bei den Be­stands­mit­ar­bei­tern muss der Ar­beit­ge­ber erst mit Zu­gang ei­nes Aus­kunfts­ver­lan­gens han­deln; da­bei ist nach Zu­gang ei­ner ent­spre­chen­den Auf­for­de­rung die kurze Sie­ben-Tage-Frist zu be­ach­ten.

Mit der neuen Fas­sung des NachwG wurde eine Bußgeld­vor­schrift auf­ge­nom­men. Ein Ver­stoß ge­gen die nor­mier­ten Nach­weis­pflich­ten ist nun sank­ti­ons­be­wehrt und kann pro Ar­beits­verhält­nis zu einem Bußgeld von bis zu 2.000 Euro führen.

nach oben