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Steuerberatung

BMF-Vorgaben zu DAC 6-Meldepflichten

Seit 01.07.2020 sind be­stimmte grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen dem Fis­kus zu mel­den (sog. DAC 6-Mel­de­pflich­ten). Nach­dem be­reits im Juli 2020 der Ent­wurf ei­nes An­wen­dungs­schrei­bens be­kannt wurde, legte das Bun­des­fi­nanz­mi­nis­te­rium (BMF) am 29.03.2021 die fi­nale Fas­sung vor. Auf über 70 Sei­ten erläutert das BMF sein Verständ­nis der zahl­rei­chen un­be­stimm­ten Rechts­be­griffe der ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen zu DAC 6 und führt u. a. in ei­ner sog. White List Stan­dardfälle auf, die re­gelmäßig nicht zu ei­ner Mel­de­pflicht führen sol­len.

Das BMF-Schrei­ben dürfte es in der Pra­xis zwar leich­ter ma­chen, den Mel­de­pflich­ten ge­recht zu wer­den. Zahl­rei­che Rechts­be­griffe blei­ben gleich­wohl in ho­hem Maße aus­le­gungs­bedürf­tig. Wei­ter­hin wird am kon­kre­ten Ein­zel­fall zu prüfen sein, ob ein mel­de­pflich­ti­ger Sach­ver­halt ge­ge­ben ist.

Meldepflichten bei grenzüberschreitenden Steuergestaltungen© unsplash

Gesetzliche Regelung

Grenzüber­schrei­tende Steu­er­ge­stal­tun­gen sind bei Erfüllung be­stimm­ter Kenn­zei­chen (sog. Hall­marks) in­ner­halb von 30 Ta­gen der Fi­nanz­ver­wal­tung zu mel­den: Da­bei er­stre­cken sich die Mel­de­pflich­ten kei­nes­wegs nur auf Steu­er­ver­mei­dungs­stra­te­gien. Er­fasst wer­den viel­mehr auch Sach­ver­halte, die sich klar an den ge­setz­ge­be­ri­sch ge­setz­ten Gren­zen ori­en­tie­ren und kei­ner­lei missbräuch­li­che Ten­denz auf­wei­sen.

Die Mel­dung hat grundsätz­lich durch den In­ter­mediär (insb. Steu­er­be­ra­ter, Rechts­an­walt, Wirt­schaftsprüfer) an das Bun­des­zen­tral­amt für Steu­ern (BZSt) zu er­fol­gen. So­fern der Nut­zer der Ge­stal­tung (in der Re­gel der Steu­er­pflich­tige) dem In­ter­mediär keine Be­frei­ung von der Ver­schwie­gen­heits­pflicht er­teilt, sind per­so­nen­be­zo­gene Da­ten von ihm di­rekt zu über­mit­teln. In ei­ni­gen Fällen ob­liegt die Mel­de­pflicht ins­ge­samt dem Nut­zer.

Die Prüfung, ob im kon­kre­ten Fall eine Mel­de­pflicht be­steht, wird durch die zahl­rei­chen un­be­stimm­ten Rechts­be­griffe in den ge­setz­li­chen Vor­ga­ben er­schwert. Zur Erläute­rung die­ser Be­griffe und zur Klärung pra­xis­re­le­van­ter Ab­gren­zungs­fra­gen veröff­ent­lichte das BMF am 29.03.2021 ein um­fas­sen­des An­wen­dungs­schrei­ben.

Erkenntnisse aus dem BMF-Schreiben

Ne­ben ausführ­li­chen Erläute­run­gen, wer kon­kret die Mel­de­pflich­ten zu erfüllen hat, geht das BMF insb. auf die un­ter­schied­li­chen Kenn­zei­chen ein. Be­stimmte Kenn­zei­chen führen nur dann zur Mel­de­pflicht, wenn ei­ner der zu er­war­ten­den Haupt­vor­teile der Ge­stal­tung die Er­lan­gung ei­nes Steu­er­vor­teils ist (sog. Re­le­vanz­test).

So geht das BMF u. a. näher dar­auf ein, in wel­chen Fällen nach Durchführung des Re­le­vanz­tests von ei­ner mel­de­pflich­ti­gen Steu­er­ge­stal­tung we­gen ei­ner stan­dar­di­sier­ten Ge­stal­tung, dem Um­wan­deln von Einkünf­ten, zir­kulären Trans­ak­tio­nen, präfe­ren­zi­ell oder (nahe) null be­steu­er­ten Zah­lun­gen im Kon­zern aus­zu­ge­hen ist.

Un­ge­ach­tet ei­nes Re­le­vanz­tests führen etwa grup­pen­in­terne grenzüber­schrei­tende Zah­lun­gen, die beim Zah­len­den als Be­triebs­aus­ga­ben ab­zugsfähig sind, zu ei­ner Mel­de­pflicht, wenn der Zah­lungs­empfänger in einem Staat ansässig ist, der in der EU- oder der OECD-Black­list nicht­ko­ope­ra­ti­ver Staa­ten auf­geführt wird. Die der­zeit hier­un­ter fal­len­den Staa­ten wer­den auf der In­ter­net­seite des Bun­des­zen­tral­amts für Steu­ern (www.bzst.de) auf­geführt, wor­auf das BMF in sei­nem Schrei­ben hin­weist.

Zu­dem hat das BMF sei­nen Ausführun­gen eine sog. White List an­gefügt, in der Stan­dardfälle auf­geführt sind, die re­gelmäßig keine Mel­de­pflicht im Rah­men der Kenn­zei­chen mit Re­le­vanz­test auslösen. So soll z. B. die Ausübung steu­er­li­cher Wahl­rechte oder die Nut­zung steu­er­li­cher Frei­gren­zen oder Frei­beträge re­gelmäßig kei­nen steu­er­li­chen Haupt­vor­teil erfüllen.

Was ist zu tun?

Mit dem fi­na­len BMF-Schrei­ben liegt nun die of­fi­zi­elle Rechts­auf­fas­sung der Fi­nanz­ver­wal­tung zu zahl­rei­chen Fra­ge­stel­lun­gen im Zu­sam­men­hang mit DAC 6 vor. Da­mit be­steht auch mehr Klar­heit, in wel­chen Fällen eine um­fas­sende Prüfung des Ein­zel­falls er­for­der­lich ist, um den DAC 6-Mel­de­pflich­ten ge­recht zu wer­den. Da­bei lässt sich aus den Ausführun­gen des BMF al­ler­dings nicht für jede Fall­ge­stal­tung ent­neh­men, wie vor­zu­ge­hen ist. An­spruch auf ab­schließende Aufzählun­gen oder Prüfungs­vor­ga­ben für je­den Ein­zel­fall kann das BMF-Schrei­ben an­ge­sichts der Viel­zahl an steu­er­li­chen Ge­stal­tungs- und Op­ti­mie­rungsmöglich­kei­ten nicht er­he­ben.

Für Sie und Ihr Un­ter­neh­men er­ge­ben sich hier­aus fol­gende Über­le­gun­gen:

Hat Ihr Un­ter­neh­men Mel­de­pflich­ten zu erfüllen?

In­wie­fern könn­ten in Ih­rem Un­ter­neh­men mel­de­pflich­tige Steu­er­ge­stal­tun­gen vor­lie­gen? An­ders als der Name es ver­mu­ten lässt, können auch ganz gewöhn­li­che Kon­zern­sach­ver­halte un­ter die Mel­de­pflicht fal­len.

Ob Ihr Un­ter­neh­men be­trof­fen ist, klären wir mit Ih­nen in in­di­vi­du­ell ge­stal­te­ten Work­shops. Per On­line-Kon­fe­renz oder, so­fern möglich, künf­tig auch wie­der vor Ort iden­ti­fi­zie­ren wir ge­mein­sam (po­ten­zi­ell) mel­de­pflich­tige Sach­ver­halte (Be­trof­fen­heits­ana­lyse), aus­ge­hend von kon­kre­ten Pra­xisfällen.

Ist eine ef­fi­zi­ente Erfüllung der Mel­de­pflich­ten si­cher­ge­stellt?

Um den Mel­de­pflich­ten ef­fi­zi­ent nach­zu­kom­men, be­darf es kla­rer Pro­zesse, bei de­nen alle Un­ter­neh­mens­be­rei­che mit Berührungs­punk­ten zu den DAC 6-Mel­de­pflich­ten ein­ge­bun­den sind. Im An­schluss an un­se­ren ge­mein­sa­men Work­shop oder auf Ba­sis ei­ner Ana­lyse Ih­rer Un­ter­neh­mens­struk­tur und der Abläufe in Ih­rem Un­ter­neh­men er­ar­bei­ten wir mit Ih­nen DAC 6-Pro­zesse. Die Er­geb­nisse können wir ge­mein­sam mit Ih­nen als in­di­vi­du­elle DAC 6-Gui­de­line zu­sam­men­fas­sen, so dass Sie diese al­len Be­tei­lig­ten im Un­ter­neh­men zur Verfügung stel­len können. Da­bei ge­ben die DAC 6-Gui­de­lines die ty­pi­schen Fall­kon­stel­la­tio­nen im Un­ter­neh­men un­ter Ein­bin­dung der zuständi­gen Per­so­nen oder Ab­tei­lun­gen so­wie der hier­aus er­wach­sen­den Hand­lungs­schritte wie­der und fördern so­mit die Ef­fi­zi­enz der Pro­zesse.

Sind Ihre be­ste­hen­den Pro­zesse up to date?

Das BMF-Schrei­ben vom 29.03.2021 führt in ei­ni­gen Punk­ten zu mehr Klar­heit darüber, in wel­chen Fällen Mel­de­pflich­ten be­ste­hen können. An­ge­sichts der sich dar­aus er­ge­ben­den Er­kennt­nisse sollte geprüft wer­den, ob Ihre be­ste­hen­den DAC 6-Pro­zesse an­ge­passt oder ver­bes­sert wer­den können. In einem Fol­low-up Work­shop ar­bei­ten wir mit Ih­nen ge­mein­sam her­aus, in­wie­weit Pro­zess­mo­di­fi­ka­tio­nen vor­ge­nom­men wer­den soll­ten.

Wie wer­den die Prüfer­geb­nisse fest­ge­hal­ten?

Die Er­geb­nisse aus der Prüfung ver­gan­ge­ner Ge­stal­tun­gen be­inhal­ten wich­tige In­for­ma­tio­nen für den Um­gang mit ver­gleich­ba­ren künf­ti­gen Sach­ver­hal­ten und ber­gen da­mit großes Op­ti­mie­rungs­po­ten­tial. Um die­ses zu nut­zen, emp­fiehlt sich eine struk­tu­rierte Do­ku­men­ta­tion, in der Sach­ver­halts­grup­pen ge­bil­det wer­den. Aus iden­ti­fi­zier­ten mel­de­pflich­ti­gen Ge­stal­tun­gen las­sen sich oft­mals ef­fi­zi­ente Pro­zesse ab­lei­ten, um ver­gleich­bare künf­tige Kon­stel­la­tio­nen recht­zei­tig er­ken­nen und eine frist­ge­rechte Mel­dung vor­neh­men zu können. Hilf­reich ist zu­dem die Do­ku­men­ta­tion von Sach­ver­hal­ten, für die eine DAC 6-Mel­dung nach ent­spre­chen­der Würdi­gung des Ein­zel­falls begründet ab­ge­lehnt wurde. Dies gilt ins­be­son­dere für Fälle, in de­nen eine Mel­de­pflicht über den nicht erfüll­ten Re­le­vanz­test ver­neint wird.

Durchführung der Mel­dun­gen?

Falls Mel­dun­gen durch­zuführen sind, ste­hen ver­schie­dene tech­ni­sche Ver­fah­ren zur Verfügung. Zu den Vor- und Nach­tei­len der ein­zel­nen Ver­fah­ren be­ra­ten wir Sie gern. Darüber hin­aus können wir auch die Über­mitt­lung der Mel­dun­gen über­neh­men, so­fern Sie diese nicht selbst durchführen können oder dies nicht selbst vor­neh­men möch­ten.

Mel­de­pflich­ten im Aus­land?

Da die Mel­de­pflich­ten auf EU-recht­li­chen Vor­ga­ben be­ru­hen, be­ste­hen in den an­de­ren EU-Mit­glied­staa­ten ent­spre­chende Re­ge­lun­gen. Wir klären, ob ori­ginär eine Mel­de­pflicht in Deutsch­land und/oder im EU-Aus­land be­steht. Über un­ser Ne­xia-Netz­werk er­hal­ten wir aus ers­ter Hand In­for­ma­tio­nen zu den kon­kre­ten Aus­ge­stal­tun­gen der DAC 6-Mel­de­pflich­ten im je­wei­li­gen EU-Staat. Bei Be­darf un­terstützen wir Sie in Zu­sam­men­ar­beit mit un­se­ren Ne­xia-Part­nern auch gerne bei der Über­mitt­lung et­wai­ger DAC 6-Mel­dun­gen im Aus­land.

Com­pli­ance si­cher­ge­stellt?

Durch die für Sie über­mit­tel­ten Mel­dun­gen im In- und Aus­land wer­den die ent­spre­chen­den Mel­de­pflich­ten erfüllt. Fer­ner un­terstützen wir Sie da­bei, dass die er­for­der­li­chen An­ga­ben in den Steu­er­erklärun­gen ab 2019 ent­hal­ten sind. So können die ge­setz­li­chen Pflich­ten erfüllt und Ord­nungs­wid­rig­kei­ten ver­mie­den wer­den. Um dies auch künf­tig zu gewähr­leis­ten, un­terstützen wir Sie da­bei, Pro­zesse für Ihr Un­ter­neh­men zu de­fi­nie­ren und ggf. in Ihr be­ste­hen­des Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tem zu in­te­grie­ren.

Noch Fra­gen?

Gerne steht Ih­nen Ihr be­kann­ter An­sprech­part­ner von Eb­ner Stolz zur Verfügung, der je­der­zeit auf un­ser Ex­per­ten­team zu Fra­gen rund um die Mel­de­pflich­ten bei grenzüber­schrei­ten­den Steu­er­ge­stal­tun­gen zurück­grei­fen kann.

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