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BGH: HSH Nordbank AG: Freiwilliges Sonderzahlungsversprechen zugunsten der stillen Gesellschafter unwirksam

Urteil des BGH vom 18.9.2012 - II ZR 50/11 u.a.

Ein frei­wil­li­ges Son­der­zah­lungs­ver­spre­chen, das die HSH Nord­bank AG zur Zeit der Fi­nanz­markt­krise im Jahr 2008 zu­guns­ten ih­rer stil­len Ge­sell­schaf­ter ab­ge­ge­ben hatte, war un­wirk­sam. Der BGH wies die auf Zah­lung der ver­spro­che­nen Son­der­vergütung ge­rich­te­ten Kla­gen der stil­len Ge­sell­schaf­ter wur­den ab.

Der Sach­ver­halt:
In ins­ge­samt sie­ben Ver­fah­ren wurde die durch Ver­schmel­zung aus der Lan­des­bank Schles­wig-Hol­stein Gi­ro­zen­trale und der Ham­bur­gi­schen Lan­des­bank - Gi­ro­zen­trale her­vor­ge­gan­gene HSH Nord­bank AG von Spar­kas­sen und Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men, die im Jahr 2008 mit ei­ner Vermögensein­lage als stille Ge­sell­schaf­ter be­tei­ligt wa­ren, auf Zah­lung von Beträgen bis zu 3,8 Mio. € in An­spruch ge­nom­men. In den zwi­schen 1997 und 2000 ge­schlos­se­nen Ge­sell­schafts­verträgen war eine jähr­li­che Ge­winn­be­tei­li­gung der stil­len Ge­sell­schaf­ter ver­ein­bart, die ent­fal­len sollte, wenn da­durch bei der HSH Nord­bank AG ein Jah­res­fehl­be­trag ent­ste­hen oder erhöht würde.

Mit Schrei­ben zum Ende des Jah­res 2008 bestätigte die HSH Nord­bank AG den stil­len Ge­sell­schaf­tern dann, dass sie die Vergütung für die stille Ein­lage auch dann in vol­ler Höhe aus­zah­len werde, wenn im Ge­schäfts­jahr 2008 ein Jah­res­fehl­be­trag er­wirt­schaf­tet werde. Da­mit sollte ein er­heb­li­cher Re­pu­ta­ti­ons­ver­lust der HSH Nord­bank AG ver­mie­den wer­den, der befürch­tet wurde, wenn die stil­len Ge­sell­schaf­ter nicht be­dient würden. Der im Frühjahr 2009 auf­ge­stellte Jah­res­ab­schluss der HSH Nord­bank AG für das Ge­schäfts­jahr 2008 wies einen Jah­res­fehl­be­trag von mehr als 3 Mrd. € aus.

Nach­dem die HSH Nord­bank AG die an­gekündig­ten Son­der­zah­lun­gen ver­wei­gert hatte, be­gehr­ten die Kläge­rin­nen mit ih­ren Kla­gen Zah­lung der Vergütung für das Ge­schäfts­jahr 2008. Die HSH Nord­bank AG be­rief sich u.a. dar­auf, ein wirk­sa­mes Zah­lungs­ver­spre­chen sei nicht zu­stande ge­kom­men, weil die er­for­der­li­che Schrift­form nicht ge­wahrt wor­den sei.

Die bei­den beim LG Ham­burg er­ho­be­nen Kla­gen wies das OLG Ham­burg als Be­ru­fungs­ge­richt ab. In den wei­te­ren fünf Fällen hat­ten die Kla­gen vor dem LG Kiel und dem Schles­wig-Hol­stei­ni­schen OLG Er­folg. Der BGH bestätigte nun die kla­ge­ab­wei­sen­den Ent­schei­dun­gen des OLG Ham­burg und wies die Kla­gen in den schles­wig-hol­stei­ni­schen Ver­fah­ren Auf­he­bung der Be­ru­fungs­ent­schei­dun­gen ab.

Die Gründe:
Die Kläge­rin­nen ha­ben kei­nen An­spruch auf Zah­lung der Vergütung für das Ge­schäfts­jahr 2008.

Die Zu­sage der Son­der­zah­lung ist zwar nicht als Schen­kungs­ver­spre­chen zu ver­ste­hen, das nach § 518 Abs. 1 S. 1 BGB der no­ta­ri­el­len Be­ur­kun­dung be­durft hätte. Viel­mehr han­delt es sich um eine Leis­tung, die im Hin­blick auf die Ge­sell­schaf­ter­stel­lung der je­wei­li­gen Kläge­rin, mit­hin causa so­cieta­tis, zu­ge­sagt wor­den ist.

Durch die Son­der­zah­lungs­ab­rede ist aber der je­weils zwi­schen den stil­len Ge­sell­schaf­tern als Teil­ge­winn­abführungs­ver­trag be­ste­hende Un­ter­neh­mens­ver­trag i.S.d. § 295 Abs. 1 S. 1 AktG abgeändert wor­den. Da da­bei die gem. § 295 Abs. 1 S. 2, § 293 Abs. 3 AktG er­for­der­li­che Schrift­form ei­nes von bei­den Par­teien un­ter­zeich­ne­ten Ver­trags nicht ein­ge­hal­ten und die nach § 295 Abs. 1 S. 2, § 294 Abs. 2 AktG not­wen­dige Ein­tra­gung im Han­dels­re­gis­ter nicht vor­ge­nom­men wor­den ist, wurde eine wirk­same Zah­lungs­ver­pflich­tung der HSH Nord­bank AG nicht begründet.

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