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Bei Prüfung von Schutzhindernissen muss BPatG alle Waren und Dienstleistungen berücksichtigen

BGH 17.10.2013, I ZB 11/13

Das BPatG kann sich bei der Prüfung von Schutz­hin­der­nis­sen auf eine Begründung für Grup­pen oder Ka­te­go­rien von Wa­ren oder Dienst­leis­tun­gen, für die die Marke Schutz be­an­sprucht, be­schränken. Die Ent­schei­dung muss aber er­ken­nen las­sen, dass sämt­li­che in Rede ste­hen­den Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen in die Prüfung ein­be­zo­gen wor­den sind.

Der Sach­ver­halt:
Die An­mel­de­rin be­an­tragte beim Deut­schen Pa­tent- und Mar­ken­amt für ver­schie­dene Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen die Ein­tra­gung ei­ner Wort-Bild-Marke. Diese zeigt auf ei­ner ro­ten qua­dra­ti­schen Grundfläche die Ab­bil­dung ei­ner Wurst, die Worte "grill meis­ter" und das Zei­chen ®.

Ein­tra­gung wurde u.a. be­an­tragt für:

  • Klasse 29: Fleisch, Fisch, Geflügel und Wild; Fleisch­ex­trakte; kon­ser­vier­tes, tief­ge­fro­re­nes, ge­trock­ne­tes und ge­koch­tes Obst und Gemüse; Gal­ler­ten (Ge­lees), Kon­fitüren, Kom­pott; Eier, Milch und Milch­pro­dukte; Speiseöle und fette;
  • Klasse 30: Kaf­fee, Tee, Ka­kao, Zu­cker, Reis, Ta­pioka, Sago, Kaf­fee-Er­satz­mit­tel; Mehle und Ge­trei­depräpa­rate, Brot, feine Back­wa­ren und Kon­di­tor­wa­ren, Spei­se­eis; Ho­nig, Me­las­se­si­rup; Hefe, Back­pul­ver; Salz, Senf; Es­sig; Soßen (Würz­mit­tel); Gewürze; Kühleis;
  • Klasse 31: Land-, gar­ten- und forst­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nisse so­wie Sa­menkörner, so­weit sie nicht in an­de­ren Klas­sen ent­hal­ten sind; le­bende Tiere; fri­sches Obst und Gemüse; Säme­reien, le­bende Pflan­zen und natürli­che Blu­men; Tier­fut­ter; Malz;
  • Klasse 32: Biere; Mi­ne­ralwässer und koh­lensäur­ehal­tige Wässer und an­dere al­ko­hol­freie Getränke; Frucht­getränke und Fruchtsäfte; Si­rupe und an­dere Präpa­rate für die Zu­be­rei­tung von Getränken;
  • Klasse 33: Al­ko­ho­li­sche Getränke (aus­ge­nom­men Biere);
  • Klasse 43: Dienst­leis­tun­gen zur Ver­pfle­gung und Be­her­ber­gung von Gästen.

Die Mar­ken­stelle des Deut­schen Pa­tent- und Mar­ken­amts wies die An­mel­dung we­gen Feh­lens der Un­ter­schei­dungs­kraft und we­gen ei­nes Frei­hal­te­bedürf­nis­ses zurück. Das BPatG wies die Be­schwerde der An­mel­de­rin zurück. Die Rechts­be­schwerde der An­mel­de­rin hatte vor dem BGH eben­falls kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Mit Recht hat das BPatG an­ge­nom­men, dass der Ein­tra­gung der Wort-Bild-Marke "grill meis­ter" für die Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen der Klas­sen 29, 30, 31 und 43 das Schutz­hin­der­nis feh­len­der Un­ter­schei­dungs­kraft nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 Mar­kenG ent­ge­gen­steht. Da­ge­gen hält die An­nahme des BPatG, die an­ge­mel­dete Marke sei gem. § 8 Abs. 2 Nr. 1 Mar­kenG auch für die Wa­ren "Biere; al­ko­ho­li­sche Getränke (aus­ge­nom­men Biere)" von der Ein­tra­gung aus­ge­schlos­sen, der recht­li­chen Nachprüfung nicht stand.

Ohne Er­folg rügt die Rechts­be­schwerde, es lasse sich der Be­schwer­de­begründung nicht ent­neh­men, für wel­che Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen das BPatG eine man­gelnde Un­ter­schei­dungs­kraft an­ge­nom­men habe. Der Aufzählung der Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen in der Be­schwer­de­ent­schei­dung, die nach An­sicht des BPatG kei­nen un­mit­tel­ba­ren Be­zug zu Grill­pro­duk­ten und dem Vor­gang des Gril­lens ha­ben und die das BPatG dem Schutz­hin­der­nis nach § 8 Abs. 2 Nr. 4 Mar­kenG un­ter­wor­fen hat, ist im Um­kehr­schluss zu ent­neh­men, dass das BPatG das Schutz­hin­der­nis feh­len­der Un­ter­schei­dungs­kraft für die übri­gen, vor­ste­hend auf­gezähl­ten Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen be­jaht hat.

An­ders als die Rechts­be­schwerde meint, hat das BPatG auch nicht zu hohe An­for­de­run­gen an das Vor­lie­gen von Un­ter­schei­dungs­kraft i.S.v. § 8 Abs. 2 Nr. 1 Mar­kenG ge­stellt. In An­be­tracht der feh­len­den Un­ter­schei­dungs­kraft der Wort­be­stand­teile rei­chen ein­fa­che gra­phi­sche Ele­mente und eine ein­fach ge­stal­tete Ab­bil­dung ei­nes Pro­dukts - hier ei­ner Wurst -, auf das sich die an­prei­sende An­gabe be­zieht, nicht aus, das Schutz­hin­der­nis zu über­win­den. Ohne Er­folg wen­det sich die Rechts­be­schwerde fer­ner da­ge­gen, dass das BPatG das Schutz­hin­der­nis gem. § 8 Abs. 2 Nr. 4 Mar­kenG u.a. für die Wa­ren und Dienst­leis­tun­gen "Eier, Milch, Kaf­fee; Back­wa­ren; Hefe, Back­pul­ver; forst­wirt­schaft­li­che Er­zeug­nisse so­wie Sa­menkörner; Tier­fut­ter; al­ko­hol­freie Getränke; Dienst­leis­tun­gen zur Be­her­ber­gung von Gästen" be­jaht hat.

Zu Recht hat das BPatG eine Ir­reführung durch den Zei­chen­in­halt mit der Begründung be­jaht, der Ver­kehr werde das "R im Kreis" als Hin­weis auf eine ein­ge­tra­gene Marke auf­fas­sen. Da das Zei­chen "R im Kreis" nur einem Teil der an­ge­mel­de­ten Marke vor­lie­gend dem Wort­be­stand­teil "grill" oder der Wort­kom­bi­na­tion "grill meis­ter" zu­ge­ord­net sei, werde der Ver­kehr darüber getäuscht, dass für die­sen Zei­chen­be­stand­teil kein ge­son­der­ter mar­ken­recht­li­cher Schutz be­stehe.

Die we­gen der man­geln­den Begründung zur feh­len­den Un­ter­schei­dungs­kraft der an­ge­mel­de­ten Marke für die Wa­ren "Biere; al­ko­ho­li­sche Getränke (aus­ge­nom­men Biere)" an sich ge­bo­tene Zurück­ver­wei­sung an das BPatG kann im Streit­fall un­ter­blei­ben. In­so­weit steht fest, dass das Schutz­hin­der­nis des § 8 Abs. 2 Nr. 4 Mar­kenG für das an­ge­mel­dete Zei­chen auch ein­greift, so­weit diese Wa­ren in Rede ste­hen.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf den Web­sei­ten des BGH veröff­ent­licht.
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