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Beherbergung der Begleitpersonen von Patienten unterliegt der Umsatzsteuer

FG Münster 19.11.2013, 15 K 2352/10 U

Reha-Kli­ni­ken er­brin­gen mit der Be­her­ber­gung und Ver­pfle­gung von Be­gleit­per­so­nen ih­rer Pa­ti­en­ten um­satz­steu­er­pflich­tige Leis­tun­gen. Sie tre­ten mit ih­ren Leis­tun­gen in einen Wett­be­werb mit Un­ter­neh­men der Ho­tel- und Re­stau­ra­ti­ons­bran­che.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist ein ge­setz­li­cher Träger der So­zi­al­ver­si­che­rung und be­treibt meh­rere Reha-Kli­ni­ken. Sie bie­tet auch Be­gleit­per­so­nen ih­rer Pa­ti­en­ten die ent­gelt­li­che Un­ter­brin­gung und Ver­pfle­gung in den Kli­ni­ken an. Das Fi­nanz­amt be­han­delte diese Leis­tun­gen als um­satz­steu­er­pflich­tig, so­weit es sich nicht um Be­gleit­per­so­nen von Kin­dern un­ter 14 Jah­ren oder von Schwerst­be­hin­der­ten han­delte. Die Kläge­rin war hin­ge­gen der Auf­fas­sung, dass sie in­so­weit eine ho­heit­li­che Tätig­keit ausübe, die Leis­tun­gen aber je­den­falls um­satz­steu­er­frei seien.

Das FG wies die Klage ab. Al­ler­dings wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Sa­che die Re­vi­sion zum BFH zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt ging zu Recht da­von aus, dass die Kläge­rin durch die Gewährung von Un­ter­kunft und Ver­pfle­gung ge­genüber Be­gleit­per­so­nen von Pa­ti­en­ten und der Ver­pfle­gung von Mit­ar­bei­tern in ih­ren Reha-Kli­ni­ken un­ter­neh­me­ri­sch tätig ist und um­satz­steu­er­pflich­tige Leis­tun­gen er­bringt.

Mit der Auf­nahme von Be­gleit­per­so­nen wird die Kläge­rin nicht ho­heit­lich, son­dern im Rah­men ei­nes Be­triebs ge­werb­li­cher Art tätig. De Vor­aus­set­zun­gen des § 2 Abs. 3 UStG i.V.m. § 4 Abs. 5 KStG, wo­nach eine ju­ris­ti­sche Per­son des öff­ent­li­chen Rechts nicht als Un­ter­neh­mer han­delt, wenn sie bei ih­rer Tätig­keit öff­ent­li­che Ge­walt ausübt, lie­gen hin­sicht­lich der Un­ter­brin­gung und Ver­pfle­gung von Be­gleit­per­so­nen nicht vor. In­fol­ge­des­sen macht die Kläge­rin in­so­weit nicht von ih­ren ho­heit­li­chen Be­fug­nis­sen Ge­brauch, son­dern er­bringt die Leis­tun­gen viel­mehr auf Grund­lage pri­vat­recht­li­cher Verträge.

Auch eine Steu­er­be­frei­ung kam nicht in Be­tracht. Die Kläge­rin fällt zwar als Träger der So­zi­al­ver­si­che­rung in den persönli­chen An­wen­dungs­be­reich des § 4 Nr. 15 Buch­stabe b) UStG. Sie er­bringt je­doch keine begüns­tig­ten Leis­tun­gen. Schließlich ist die Vor­schrift richt­li­ni­en­kon­form da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass nur Dienst­leis­tun­gen der So­zi­alfürsorge oder der so­zia­len Si­cher­heit oder da­mit eng ver­bun­dene Leis­tun­gen er­fasst wer­den. Die Auf­nahme von Be­gleit­per­so­nen ist zur Ausübung der Tätig­keit der Reha-Kli­ni­ken al­ler­dings nicht un­erläss­lich, so­weit dies nicht als me­di­zi­ni­sch not­wen­dig er­ach­tet wird.

Die Ver­pfle­gung und Un­ter­brin­gung von Be­gleit­per­so­nen, de­ren Auf­ent­halt nicht me­di­zi­ni­sch not­wen­dig ist, wird außer­dem vom Aus­schlusstat­be­stand des Art. 13 Teil A Abs. 2 Buchst. b) 2. Spie­gel­strich der Richt­li­nie 77/388/EWG und Art. 134 Buchst. b) der Richt­li­nie 2006/112/EG er­fasst. Da­nach sind Dienst­leis­tun­gen und Lie­fe­run­gen von Ge­genständen von der Steu­er­be­frei­ung aus­ge­schlos­sen, wenn sie im We­sent­li­chen dazu be­stimmt sind, der Ein­rich­tung zusätz­li­che Ein­nah­men durch Umsätze zu ver­schaf­fen, die in un­mit­tel­ba­rem Wett­be­werb mit Umsätzen von der Mehr­wert­steuer un­ter­lie­gen­den ge­werb­li­chen Un­ter­neh­men be­wirkt wer­den. In­so­fern tritt die Kläge­rin mit ih­ren Leis­tun­gen in einen Wett­be­werb mit Un­ter­neh­men der Ho­tel- und Re­stau­ra­ti­ons­bran­che.

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