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Ausschluss der Abgeltungssteuer für Gesellschafterdarlehen verfassungsrechtlich unbedenklich

FG Münster 22.1.2014, 12 K 3703/11 E

Der Aus­schluss des Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes für Zin­sen auf Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen (§ 32d Abs. 2 Nr. 1b EStG) be­geg­net kei­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken. Die un­ter­schied­li­che steu­er­li­che Be­hand­lung von Ein­nah­men aus Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen ge­genüber Zin­sen, die von Drit­ten ge­zahlt wer­den, ist sach­lich ge­recht­fer­tigt.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin gewährte ei­ner GmbH, an der sie zu 50 Pro­zent be­tei­ligt war, meh­rere Dar­le­hen. Die hierfür von der GmbH im Jahr 2009 ge­zahl­ten Zin­sen un­ter­warf das be­klagte Fi­nanz­amt dem persönli­chen Steu­er­satz der Kläge­rin und ver­wies auf die Aus­nah­me­vor­schrift für Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen.

Die Kläge­rin be­gehrte dem­ge­genüber die An­wen­dung des nied­ri­ge­ren Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes von 30 Pro­zent, da die Aus­nah­me­vor­schrift nach ih­rer An­sicht ver­fas­sungs­wid­rig sei. Der Ge­setz­ge­ber sei über den Zweck, missbräuch­li­che Ge­stal­tun­gen zu bekämp­fen, hin­aus­ge­gan­gen. Die Dar­le­hens­verträge be­ruh­ten vor­lie­gend auf ra­tio­na­len Ent­schei­dun­gen, den Ka­pi­tal­be­darf der GmbH durch Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen zu de­cken und seien steu­er­lich an­zu­er­ken­nen.

Das FG wies die Klage ab. Das Ur­teil ist nicht rechtskräftig. Die beim BFH anhängige Re­vi­sion wird dort un­ter un­ter dem Az. VIII R 15/14 geführt.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat die im Streit­jahr von der Kläge­rin er­ziel­ten Dar­le­hens­zin­sen zu­tref­fend in An­wen­dung des § 32d Abs. 2 Nr. 1b EStG dem persönli­chen Steu­er­satz un­ter­wor­fen.

Aus Dar­le­hens­verträgen, die sie mit der GmbH ge­schlos­sen hat, er­zielte die Kläge­rin Ein­nah­men aus Ka­pi­tal­vermögen, die gem. § 20 Abs. 1 Nr. 7 EStG der Ein­kom­men­steuer un­ter­lie­gen. Die zwi­schen der GmbH und der Kläge­rin als de­ren Ge­sell­schaf­te­rin begründe­ten Dar­le­hens­verhält­nisse sind steu­er­lich an­zu­er­ken­nen. Sie genügen den An­for­de­run­gen, die an zwi­schen nahe ste­hen­den Per­so­nen ge­schlos­se­nen Verträgen steu­er­lich zu stel­len sind. Sie sind ins­bes. bürger­lich-recht­lich wirk­sam ge­schlos­sen, genügen dem Fremd­ver­gleich und sind wie ver­ein­bart durch­geführt wor­den. Nach § 32d Abs. 2 Nr. 1 b EStG un­ter­lie­gen diese Ka­pi­tal­erträge dem persönli­chen Steu­er­satz der Kläge­rin, weil sie zu mehr als 10 Pro­zent an der Dar­le­hens­schuld­ne­rin als An­teils­eig­ne­rin be­tei­ligt ist.

Die ge­gen die ge­setz­li­che Re­ge­lung vor­ge­brach­ten ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken über­zeu­gen nicht. Ins­bes. liegt kein Ver­stoß ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz (Art. 3 Abs. 1 GG) vor. Die un­ter­schied­li­che steu­er­li­che Be­hand­lung von Ein­nah­men aus Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen ge­genüber Zin­sen, die von Drit­ten ge­zahlt wer­den, ist sach­lich ge­recht­fer­tigt.

Die Ab­gel­tungs­steuer wurde in ers­ter Li­nie ein­geführt, um die Wett­be­werbsfähig­keit des Fi­nanz­plat­zes Deutsch­land zu si­chern und den Ka­pi­tal­ab­fluss ins Aus­land zu un­ter­bin­den. Dem­ge­genüber sollte ge­rade kein An­reiz ge­schaf­fen wer­den, un­ter­neh­me­ri­sches Ei­gen­ka­pi­tal in die begüns­tigt be­steu­erte pri­vate Ebene zu ver­la­gern. Um dies zu ver­hin­dern, sind Aus­nah­me­re­ge­lun­gen ge­bo­ten. Dem Ge­setz­ge­ber steht hier­bei ein wei­ter Er­mes­sens­spiel­raum zu. Er darf da­her ty­pi­sie­rend da­von aus­ge­hen, dass bei ei­ner Be­tei­li­gung ab 10 Pro­zent ein Ein­fluss auf die Ge­sell­schaft be­steht, der steu­er­li­che Ge­stal­tungsmöglich­kei­ten zulässt.

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