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Ausschluss der Abgeltungssteuer für Gesellschafterdarlehen verfassungsgemäß

FG Münster 16.7.2014, 10 K 2637/11 E

Der Aus­schluss der güns­ti­gen Ab­gel­tungs­be­steue­rung für Zin­sen aus einem Ge­sell­schaf­ter­dar­le­hen, die eine Ka­pi­tal­ge­sell­schaft an einen zu min­des­tens 10 Pro­zent be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ter zahlt, be­geg­net kei­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken. Auch die Ver­sa­gung des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges in Fällen, in de­nen der Ab­gel­tungs­steu­er­satz nicht zur An­wen­dung kommt, ist nicht ver­fas­sungs­wid­rig.

Der Sach­ver­halt:
Die Be­tei­lig­ten strei­ten darüber, ob der Ab­gel­tungs­steu­er­satz auf Dar­le­hens­zin­sen an­zu­wen­den ist, die ein zu mehr als 10 Pro­zent be­tei­lig­ter An­teils­eig­ner be­zieht, und ob auch im Fall der Un­an­wend­bar­keit des Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes der Spa­rer-Pausch­be­trag in Ab­zug ge­bracht wer­den kann.

Die Kläger sind Ehe­leute und wer­den ge­mein­sam zur Ein­kom­men­steuer ver­an­lagt. Der Kläger war in den Streit­jah­ren 2009 und 2010 al­lei­ni­ger An­teils­eig­ner der G-GmbH. Im Juni 2009 gewährte er der GmbH ein Dar­le­hen i.H.v. 45.000 € zu einem Zins­satz von 3 Pro­zent p.a. Für den Kläger fie­len im Zu­sam­men­hang mit der Dar­le­hens­gewährung keine Wer­bungs­kos­ten an, ins­bes. hatte er das Dar­le­hen nicht fremd fi­nan­ziert. Das Fi­nanz­amt un­ter­warf die Zins­ein­nah­men un­ter Be­ru­fung auf § 32d Abs. 2 Nr. 1 c) S. 2 cc) EStG ohne Berück­sich­ti­gung des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges der ta­rif­li­chen Ein­kom­men­steuer.

Der Kläger ver­trat dem­ge­genüber die Auf­fas­sung, dass auf die Dar­le­hens­zin­sen, die die GmbH an ihn zahlte, der Ab­gel­tungs­steu­er­satz von 25 Pro­zent und nicht sein höherer persönli­cher Steu­er­satz An­wen­dung fin­den müsse. Selbst wenn der persönli­che Steu­er­satz zum Tra­gen komme, müsse, so die Auf­fas­sung des Klägers, zu­min­dest der Spa­rer-Pausch­be­trag i.H.v. 1.602 € für Ver­hei­ra­tete von den Zins­ein­nah­men ab­ge­zo­gen wer­den. Die im Streit­fall an­wend­ba­ren ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen, die einen Aus­schluss des Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes und des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges vorsähen, seien ver­fas­sungs­wid­rig.

Das FG wies die Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat die vom Kläger in den Streit­jah­ren auf­grund der er­hal­te­nen Dar­le­hens­zin­sen er­ziel­ten Einkünfte aus Ka­pi­tal­vermögen zu­tref­fend ohne Berück­sich­ti­gung des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges dem persönli­chen Steu­er­satz des Klägers un­ter­wor­fen. Die im Streit­fall maßgeb­li­chen Re­ge­lun­gen der § 20 Abs. 9 S. 1 und 2 EStG und § 32d Abs. 2 Nr. 1 b) EStG be­geg­nen kei­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken. § 32d Abs. 2 Nr. 1 S. 1 lit. b) EStG, der die An­wen­dung des Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes auf Dar­le­hens­zin­sen aus­schließt, die an einen zu min­des­tens 10 Pro­zent an der Ka­pi­tal­ge­sell­schaft be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ter ge­zahlt wer­den, verstößt ins­bes. nicht ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz aus Art. 3 Abs. 1 GG.

Der Ge­setz­ge­ber ist be­rech­tigt, die An­wen­dung des - im Re­gel­fall - güns­ti­ge­ren Ab­gel­tungs­steu­er­sat­zes durch Aus­nah­me­tat­bestände zu be­gren­zen, wenn die Ge­fahr be­steht, dass Un­ter­neh­mens­ge­winne in Form von Dar­le­hens­zin­sen "ab­ge­saugt" und in die pri­vi­le­giert be­steu­erte pri­vate An­teils­eig­ne­re­bene ver­la­gert wer­den, so dass es zu ei­ner un­ge­recht­fer­tig­ten Steu­er­satz­sprei­zung kommt. Bei ei­ner Un­ter­neh­mens­fi­nan­zie­rung durch einen we­sent­lich be­tei­lig­ten Ge­sell­schaf­ter be­steht diese Ge­fahr ty­pi­scher­weise. Einen "Ge­gen­be­weis" in Form der Fremdüblich­keit der Dar­le­hens­gewährung muss das Ge­setz da­bei nicht zwin­gend zu­las­sen.

Auch der in § 20 Abs. 9 EStG vor­ge­se­hene Aus­schluss des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges in Fällen, in de­nen der Ab­gel­tungs­steu­er­satz nicht zur An­wen­dung kommt, be­geg­net kei­nen ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken. An­stelle des Spa­rer-Pausch­be­tra­ges kann der Steu­er­pflich­tige die tatsäch­lich ent­stan­de­nen Wer­bungs­kos­ten ab­zie­hen. Sind, wie im Streit­fall, keine Wer­bungs­kos­ten an­ge­fal­len, ent­spricht die Be­steue­rung der un­gekürz­ten Zins­ein­nah­men ge­rade der in­di­vi­du­el­len fi­nan­zi­el­len Leis­tungsfähig­keit des Steu­er­pflich­ti­gen.

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