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Abzugsverbot für Gewerbesteuer ist verfassungsgemäß

BFH 16.1.2014, I R 21/12

Die Nicht­ab­zugsfähig­keit der Ge­wer­be­steuer von der Be­mes­sungs­grund­lage der Körper­schaft­steuer ist ver­fas­sungs­gemäß. Die mit dem Ab­zugs­ver­bot ver­bun­dene Ein­schränkung des sog. ob­jek­ti­ven Net­to­prin­zips bei Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten verstößt nicht ge­gen das ver­fas­sungs­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­ge­bot oder die Ei­gen­tums­ga­ran­tie des GG.

Der Sach­ver­halt:
Die Ge­wer­be­steuer ist ih­rer Na­tur nach eine Be­triebs­aus­gabe und min­dert des­halb den Ge­winn, etwa ei­ner Ka­pi­tal­ge­sell­schaft. Mit dem Un­ter­neh­men­steu­er­re­form­ge­setz 2008 hat der Ge­setz­ge­ber je­doch in § 4 Abs. 5b EStG an­ge­ord­net, dass die Ge­wer­be­steuer keine Be­triebs­aus­gabe ist. Sie darf in­fol­ge­des­sen bei der Er­mitt­lung des zu ver­steu­ern­den Ge­winns nicht mehr ge­winn­min­dernd (und da­mit steu­er­min­dernd) berück­sich­tigt wer­den.

Die Kläge­rin ist eine GmbH, die im Streit­jahr 2008 Tank­stel­len mit Shops und Wasch­straßen be­trieb. In ih­rer Körper­schaft­steu­er­erklärung für das Streit­jahr er­mit­telte sie ein zu ver­steu­ern­des Ein­kom­men von 15.839 €. Hier­bei berück­sich­tigte sie gem. § 4 Abs. 5b EStG 2002 n.F. i.V.m. § 8 Abs. 1 KStG 2002 als nicht­ab­zieh­bare Auf­wen­dun­gen u.a. Ge­wer­be­steuer i.H.v. 10.264 €. Das Fi­nanz­amt setzte erklärungs­gemäß die Körper­schaft­steuer auf 2.375 €, den Ge­wer­be­steu­er­mess­be­trag auf 2.184 € und die Ge­wer­be­steuer auf 10.264 € fest.

Die Kläge­rin war der Auf­fas­sung, die mit dem Un­ter­neh­men­steu­er­re­form­ge­setz 2008 ein­geführte Nicht­ab­zieh­bar­keit der Ge­wer­be­steuer im Rah­men der Ge­winn­er­mitt­lung für die Körper­schaft­steuer sei ver­fas­sungs­wid­rig. Sie ver­stoße ins­be­son­dere bei "pacht­in­ten­si­ven" Be­trie­ben so­wohl ge­gen den all­ge­mei­nen Gleich­heits­satz des Art. 3 Abs. 1 GG als auch ge­gen die Ei­gen­tums­ga­ran­tie des Art. 14 Abs. 1 GG.

Die Klage blieb in al­len In­stan­zen er­folg­los.

Die Gründe:
Der Se­nat war nicht da­von über­zeugt, dass die im vor­lie­gen­den Fall über § 8 Abs. 1 KStG 2002 zur An­wen­dung kom­mende Re­ge­lung des § 4 Abs. 5b EStG 2002 n.F., nach der die Ge­wer­be­steuer und die dar­auf ent­fal­len­den Ne­ben­leis­tun­gen keine Be­triebs­aus­ga­ben sind, für den hier in Rede ste­hen­den Be­reich der Körper­schaft­steuer ver­fas­sungs­wid­rig ist.

Die mit dem Ab­zugs­ver­bot ver­bun­dene Ein­schränkung des sog. ob­jek­ti­ven Net­to­prin­zips bei Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten verstößt nicht ge­gen das ver­fas­sungs­recht­li­che Gleich­be­hand­lungs­ge­bot. Sie lässt sich viel­mehr im Ge­samt­zu­sam­men­hang mit den steu­er­li­chen Ent­las­tun­gen durch das Un­ter­neh­men­steu­er­re­form­ge­setz 2008 (z.B. Sen­kung des Körper­schaft­steu­er­sat­zes von 25 % auf nur noch 15 %) hin­rei­chend sach­lich begründen.

Es liegt auch kein Ver­stoß des § 4 Abs. 5b EStG 2002 n.F. ge­gen die ver­fas­sungs­recht­lich gewähr­leis­tete Ei­gen­tums­ga­ran­tie aus Art. 14 GG vor. Zwar dürfte der Schutz­be­reich des Art. 14 Abs. 1 GG be­trof­fen sein, weil die Gewähr­leis­tung des Art. 14 Abs. 1 GG den Grund­recht­sträger auch dann schützt, wenn Steu­er­pflich­ten - wie im Körper­schaft­steu­er­recht - an den Hin­zu­er­werb von Ei­gen­tum anknüpfen. Je­doch liegt in der Re­ge­lung des § 4 Abs. 5b EStG 2002 n.F. aus den vor­ge­nann­ten Gründen je­den­falls eine ver­fas­sungs­recht­lich zulässige Be­stim­mung der Schran­ken je­nes Ei­gen­tums­rechts i.S.d. Art. 14 Abs. 1 S. 2 GG.

Link­hin­weis:

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