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Zusatzverpflegung während EU-interner Flüge keine Nebenleistung zur Flugbeförderung

BFH 27.2.2014, V R 14/13

Snacks, kleine Süßig­kei­ten und Getränke, die an Bord ei­nes Flug­zeugs während ei­ner Beförde­rung in­ner­halb des Ge­mein­schafts­ge­biets ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt ab­ge­ge­ben wer­den, wer­den nach § 3e UStG am Ab­gangs­ort des Flug­zeugs ge­lie­fert. Es han­delt sich nicht um eine Ne­ben­leis­tung zur Flug­beförde­rung.

Der Sach­ver­halt:
Die kla­gende Flug­ge­sell­schaft stellte in den Streit­jah­ren (1999 bis 2001) auf grenzüber­schrei­ten­den Flügen ih­ren Fluggästen Spei­sen und Getränke zur Verfügung, die die Kun­den durch den Flug­preis vergüte­ten. Darüber hin­aus bot sie den Fluggästen ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt wei­tere Spei­sen und Getränke wie z.B. Snacks, Süßig­kei­ten und (al­ko­ho­li­sche) Getränke an.

Die Kläge­rin ver­tritt die An­sicht, dass auch die Ab­gabe von Spei­sen und Getränken ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt nicht der Um­satz­steuer un­ter­liege. Das Fi­nanz­amt ging dem­ge­genüber da­von aus, dass die Ab­gabe von Spei­sen und Getränken ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt nicht steu­er­frei sei und er­ließ für die Streit­jahre ent­spre­chende Steu­er­be­scheide.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage in­so­weit statt, als die Kläge­rin Spei­sen und Getränke ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt bei Flügen in Dritt­staa­ten im In­land als nicht­steu­er­bare Leis­tung ab­ge­ge­ben habe. Dem­ge­genüber sei die Ab­gabe von Spei­sen und Getränken ge­gen ge­son­der­tes Ent­gelt bei Flügen im Ge­mein­schafts­ge­biet gem. § 3e UStG steu­er­bar und auch steu­er­pflich­tig ge­we­sen. Die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Das FG hat zu Recht ent­schie­den, dass es sich bei den von der Kläge­rin er­brach­ten Leis­tun­gen um Lie­fe­run­gen i.S.v. § 3 Abs. 1 UStG han­delte, die bei den hier noch strei­ti­gen Beförde­run­gen in­ner­halb des Ge­mein­schafts­ge­biets gem. § 3e UStG als am Ab­gangs­ort des je­wei­li­gen Beförde­rungs­mit­tels im Ge­mein­schafts­ge­biet er­bracht gel­ten. Diese Lie­fe­run­gen sind nicht steu­er­frei und un­ter­lie­gen auch kei­nem Be­steue­rungs­ver­zicht.

Die Kläge­rin hat mit der Ab­gabe von Spei­sen und Getränken im In­land steu­er­bare Lie­fe­run­gen aus­geführt. Wird ein Ge­gen­stand an Bord ei­nes Schif­fes, in einem Luft­fahr­zeug oder in ei­ner Ei­sen­bahn während ei­ner Beförde­rung in­ner­halb des Ge­mein­schafts­ge­biets ge­lie­fert, gilt gem. § 3e Abs. 1 UStG der Ab­gangs­ort des je­wei­li­gen Beförde­rungs­mit­tels im Ge­mein­schafts­ge­biet als Ort der Lie­fe­rung.

Die von der Kläge­rin aus­geführ­ten Leis­tun­gen sind um­satz­steu­er­recht­lich als Lie­fe­run­gen i.S.d. § 3 Abs. 1 UStG und nicht als sons­tige Leis­tun­gen an­zu­se­hen. Bei der Ab­gabe von Snacks, klei­nen Süßig­kei­ten und Getränken han­delt sich ins­bes. nicht um die Ab­gabe fri­sch zu­be­rei­te­ter Spei­sen oder Nah­rungs­mit­tel zum so­for­ti­gen Ver­zehr, bei de­nen un­ter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen die An­nahme ei­ner sons­ti­gen Leis­tung in Be­tracht kom­men kann.

Bei den Lie­fe­run­gen der Kläge­rin han­delte es sich nicht um Ne­ben­leis­tun­gen zur Flug­beförde­rung. Nach ständi­ger Recht­spre­chung ist in der Re­gel jede Lie­fe­rung oder Dienst­leis­tung eine ei­gene, selbständige Leis­tung. Bei einem Um­satz, der ein Bündel von Ein­zel­leis­tun­gen um­fasst, ist aber im Rah­men ei­ner Ge­samt­be­trach­tung zu be­stim­men, ob zwei oder mehr ge­trennte Umsätze vor­lie­gen oder ein ein­heit­li­cher Um­satz. Eine Leis­tung ist ins­bes. dann Ne­ben- und nicht Haupt­leis­tung, wenn sie für die Kund­schaft kei­nen ei­ge­nen Zweck, son­dern das Mit­tel dar­stellt, um die Haupt­leis­tung des Leis­tungs­er­brin­gers un­ter op­ti­ma­len Be­din­gun­gen in An­spruch zu neh­men.

Es ist nicht er­sicht­lich, aus wel­chen Gründen die Ab­gabe die­ser Ge­genstände, die der Be­frie­di­gung ei­genständi­ger Kon­sum- und Ver­brauchs­zwe­cke dient, ein Mit­tel ist, um die Flug­beförde­rung als Haupt­leis­tung un­ter op­ti­ma­len Be­din­gun­gen in An­spruch zu neh­men. Wel­che Be­deu­tung voll­wer­ti­gen Mahl­zei­ten an Bord ei­nes Flug­zeugs zu­kommt, de­ren Ab­gabe im Hin­blick auf die Flug­dauer er­for­der­lich sein kann, ist im Streit­fall nicht zu ent­schei­den.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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