Wie sich das Anforderungsprofil und Aufgabenspektrum der Aufsichtsräte in jüngster Zeit geändert hat, darüber unterhält sich Julia Schmitt von F.A.Z. Business Media mit Frau Prof. Dr. Bettina Thormann, Wirtschaftsprüferin, Steuerberaterin und Partnerin bei Ebner Stolz. Zuvor war Prof. Thormann Vizepräsidentin der DPR.

Mit dem 2021 verabschiedeten FISG gehen auch neue Pflichten für den Aufsichtsrat einher. Die erforderlichen Fachkenntnisse eines Aufsichtsrats sind aufgrund des FISG und durch den Deutschen Corporate Governance Kodex 2022 abermals gestiegen. Hinzu kommen die Anforderungen aufgrund der CSR-Berichterstattungspflicht. So muss der Aufsichtsrat schon jetzt die nichtfinanzielle Erklärung eines Unternehmens prüfen und das interne Kontrollsystem sowie das Risikomanagementsystem zu nachhaltigkeitsbezogenen Themen überwachen. Last but not least ist der Aufsichtsrat auch bei unternehmensstrategischen Herausforderungen, Stichwort Corona-Pandemie, digitale Transformation, Energiekrise, Nachhaltigkeit und Ukraine-Krieg, mit ins Boot zu nehmen. Kurzum: Vom Aufsichtsrat wird aktuell eine situativere Aufmerksamkeit erwartet. Die strategische Ausrichtung des Unternehmens ist mit ihm abzustimmen und er muss den Transformationsprozess im Unternehmen proaktiv begleiten. Alle diese Faktoren wirken sich sowohl auf das Kompetenzprofil des Aufsichtsrates als auch auf mögliche Haftungsrisiken aus.