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Geldwäscherechtliche Pflichten der Güterhändler

Die neuen Geldwäsche-An­for­de­run­gen be­tref­fen Han­dels- und In­dus­trie­un­ter­neh­men.

Das no­vel­lierte Ge­setz über das Aufspüren von Ge­win­nen aus schwe­ren Straf­ta­ten (Geldwäsche­ge­setz – GwG) setzt die 4. EU-Geldwäsche­richt­li­nie seit dem 26.6.2017 in deut­sches Recht um. Die neuen, zwi­schen­zeit­lich seit einem Jahr gülti­gen, An­for­de­run­gen an die Geldwäsche-Com­pli­ance be­tref­fen auch verstärkt Un­ter­neh­men des In­dus­trie- und Han­dels­be­reichs, da Ver­pflich­tete i. S. d. GwG auch sog. Güterhänd­ler sind.

Güterhändler als Verpflichtete i. S. d. GwG

Un­ter dem Be­griff des Güterhänd­lers (§ 2 Abs. 1 Nr. 16 GwG) ver­steht das GwG jede Per­son, die ge­werb­lich Güter veräußert, un­abhängig da­von, in wes­sen Na­men oder auf wes­sen Rech­nung sie han­delt.

Hinweis

Nach herr­schen­der Mei­nung und den Ge­set­zes­begründun­gen wird un­ter dem Be­griff des Güterhänd­lers je­des Un­ter­neh­men gleichgültig wel­cher Rechts­form mit Sitz in Deutsch­land und un­ter dem Be­griff des Gu­tes jede be­weg­li­che und nicht be­weg­li­che Sa­che un­abhängig von ih­rem Ag­gre­gats­zu­stand so­wie der Han­del mit Gas- und Strom­lie­fe­run­gen ver­stan­den. So­mit ist je­des han­delnde Un­ter­neh­men Güterhänd­ler und da­mit Ver­pflich­te­ter i. S. d. GwG.

Risikomanagementsystem und Sicherungsmaßnahmen

Ver­pflich­tete müssen nach dem GwG über ein wirk­sa­mes Ri­si­ko­ma­nage­ment­sys­tem (§ 4 GwG) verfügen. Ein sol­ches Ri­si­ko­ma­nage­ment­sys­tem be­steht aus ei­ner zu er­stel­len­den Ri­si­ko­ana­lyse und zu schaf­fen­den in­ter­nen Si­che­rungsmaßnah­men.

Ziel der Ri­si­ko­ana­lyse (§ 5 GwG) ist es, die un­ter­neh­mens­spe­zi­fi­schen Ri­si­ken in Be­zug auf Geldwäsche und Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung zu iden­ti­fi­zie­ren, zu ka­te­go­ri­sie­ren und zu ge­wich­ten. Da­bei emp­fiehlt es sich ana­log der Vor­ge­hens­weise in der Fi­nanz­in­dus­trie, eine Ka­te­go­ri­sie­rung in Kun­den-, Pro­dukt- und trans­ak­ti­ons­be­zo­gene so­wie geo­gra­fi­sche Ri­si­ken vor­zu­neh­men. Eine wei­tere Un­ter­glie­de­rung in mit­ar­bei­ter­be­zo­gene so­wie sons­tige Ri­si­ken ist abhängig von der Art und dem Um­fang der Ge­schäftstätig­keit zu emp­feh­len. Im Nach­gang hat der Güterhänd­ler die ein­zel­nen Ri­si­ken zu be­wer­ten.

Aus­ge­hend von den iden­ti­fi­zier­ten Ri­si­ken hat der Güterhänd­ler an­ge­mes­sene Si­che­rungsmaßnah­men zu im­ple­men­tie­ren und den ein­zel­nen Ri­si­ken zu­zu­ord­nen.
In­terne Si­che­rungsmaßnah­men (§ 6 GwG) sind ins­be­son­dere:

  • die Aus­ar­bei­tung von in­ter­nen Grundsätzen, Ver­fah­ren und Kon­trol­len in Be­zug auf den Um­gang mit Ri­si­ken von Geldwäsche und von Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung ein­schließlich der Ein­hal­tung von Kun­den­sorg­falts-, Melde- und Do­ku­men­ta­ti­ons­pflich­ten,
  • die Be­stel­lung ei­nes Geldwäsche­be­auf­trag­ten und sei­nes Stell­ver­tre­ters,
  • die Schaf­fung und Fort­ent­wick­lung ge­eig­ne­ter Maßnah­men zur Ver­hin­de­rung des Miss­brauchs von neuen Pro­duk­ten und Tech­no­lo­gien zur Be­ge­hung von Geldwäsche und von Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung und
  • die Überprüfung der Mit­ar­bei­ter auf ihre Zu­verlässig­keit so­wie ihre erst­ma­lige und lau­fende Un­ter­rich­tung in Be­zug auf Ty­po­lo­gien und ak­tu­elle Me­tho­den der Geldwäsche und der Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung.

Hinweis

Die in­ter­nen Si­che­rungsmaßnah­men sind hin­sicht­lich ih­rer Funk­ti­onsfähig­keit und Wirk­sam­keit zu über­wa­chen und ggf. von Zeit zu Zeit zu ak­tua­li­sie­ren. Auch die Ri­si­ko­ana­lyse ist re­gelmäßig zu überprüfen und ggf. an­zu­pas­sen.

Privilegierte Güterhändler

Das GwG ermöglicht es Güterhänd­lern, die keine Bar­zah­lun­gen in ei­ner Höhe von über EUR 9.999 täti­gen oder ent­ge­gen­neh­men (auch gestückelt, sog. smur­fing) und hierzu ein an­ge­mes­se­nes in­ter­nes Kon­troll­sys­tem zur Ver­hin­de­rung von Bar­zah­lun­gen über die­ser Schwelle im­ple­men­tiert ha­ben, auf die Im­ple­men­tie­rung ei­nes voll­umfäng­li­chen Ri­si­ko­ma­nage­ment­sys­tems i. S. d. § 4 GwG zu ver­zich­ten (§ 4 Abs. 4 GwG).

Hinweis

So­fern die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Pri­vi­le­gie­rung vor­lie­gen, sind diese re­gelmäßig zu überprüfen. Die Sorg­falts­pflich­ten in Be­zug auf den Kun­den ha­ben pri­vi­le­gierte Güterhänd­ler in­so­weit zu be­ach­ten, als ein Ver­dacht auf Geldwäsche oder Ter­ro­ris­mus­fi­nan­zie­rung be­steht.

Gruppenweite Einhaltung des GwG durch Güterhändler

Auch Güterhänd­ler un­ter­lie­gen dem grup­pen­wei­ten An­satz des § 9 GwG.
§ 9 Abs. 1 Satz 1 GwG be­stimmt, dass Ver­pflich­tete, die Mut­ter­un­ter­neh­men ei­ner Gruppe sind, eine Ri­si­ko­ana­lyse für alle grup­pen­an­gehöri­gen Un­ter­neh­men, Zweig­stel­len und Zweig­nie­der­las­sun­gen durch­zuführen ha­ben, so­weit diese selbst geldwäsche­recht­li­chen Pflich­ten un­ter­lie­gen. Auf der Grund­lage der Er­geb­nisse der grup­pen­wei­ten Ri­si­ko­ana­lyse sind für die Gruppe ein­heit­li­che in­terne Si­che­rungsmaßnah­men zu im­ple­men­tie­ren.

Hinweis

Frag­lich ist, ob die grup­pen­an­gehöri­gen Un­ter­neh­men, so­weit sie pri­vi­le­gierte Güterhänd­ler i. S. d. § 4 Abs. 4 GwG sind, in eine grup­pen­weite Ri­si­ko­ana­lyse ei­nes hierzu ver­pflich­te­ten Mut­ter­un­ter­neh­mens ein­zu­be­zie­hen sind. Dies ist ge­set­zes­tech­ni­sch nicht klar ge­re­gelt, kann nach dem Sinn und Zweck der Pri­vi­le­gie­rung aber nicht an­ge­nom­men wer­den.

Nach dem GwG ver­pflich­tete Güterhänd­ler, die Mut­ter­un­ter­neh­men sind, soll­ten im ers­ten Schritt die in den Grup­pen­ein­hei­ten be­ste­hen­den Prak­ti­ken zu Bar­geld­trans­ak­tio­nen ana­ly­sie­ren, um dann zu ent­schei­den, ob und in wel­chem Um­fang eine grup­pen­weite Ri­si­ko­ana­lyse und Im­ple­men­tie­rung von grup­pen­wei­ten in­ter­nen Si­che­rungsmaßnah­men zur Steue­rung der iden­ti­fi­zier­ten Ri­si­ken ge­bo­ten er­scheint.

Mögliche Sanktionen

Das in 2017 no­vel­lierte Geldwäsche­ge­setz hat die Be­fug­nisse der Auf­sichts­behörden aus­ge­wei­tet so­wie den Um­fang mögli­cher Bußgelder bei geldwäsche­recht­li­chen Pflicht­verstößen der Ver­pflich­te­ten deut­lich ver­schärft. Bei schwer­wie­gen­den, wie­der­hol­ten oder sys­te­ma­ti­schen Ver­ge­hen, können Bußgelder von bis zu EUR 1 Mio. oder dem zwei­fa­chen des aus dem Ver­stoß ge­zo­ge­nen wirt­schaft­li­chen Ge­winns des Ver­pflich­te­ten verhängt wer­den. Die Auf­sichts­behörden können zu­dem an­lass­los Prüfun­gen beim Ver­pflich­te­ten durchführen.

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