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FG Düsseldorf zu Mietzahlungen an eine Liechtensteinische Gesellschaft für die Überlassung beweglicher Wirtschaftsgüter im Inland

Urteil des FG Düsseldorf vom 7.2.2012 - 6 K 2147/10 H

Miet­zah­lun­gen ei­ner im In­land ansässi­gen Spe­di­tion an eine Liech­ten­stei­ni­sche Ge­sell­schaft für die Über­las­sung von Sat­tel­zug­ma­schi­nen nebst Auf­lie­ger un­ter­fal­len der Ab­zugs­steuer nach § 50a EStG. Dies gilt auch, wenn die Sat­tel­zug­ma­schi­nen über­wie­gend im Aus­land un­ter­wegs sind.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ist eine GmbH, die eine Spe­di­tion be­treibt. Sie mie­tete Sat­tel­zug­ma­schi­nen von ei­ner Liech­ten­stei­ner Ge­sell­schaft (G). Die Sat­tel­zug­ma­schi­nen wur­den im An­schluss ohne Ge­winn­auf­schlag an (selbständige) Frachtführer wei­ter­ver­mie­tet. Die im Ei­gen­tum der G ste­hen­den Sat­tel­zug­ma­schi­nen wa­ren in Deutsch­land zu­ge­las­sen und wur­den in den Nie­der­lan­den an die Frachtführer über­ge­ben, die an­schließend mit die­sen aus­schließlich Fahr­ten im Rah­men der Spe­di­tion der Kläge­rin durchführ­ten. Der inländi­sche Stre­cken­an­teil lag da­bei un­ter 10 Pro­zent. Für die Miet­zah­lun­gen an die G nahm die Kläge­rin kei­nen Steu­er­ab­zug vor.

Anläss­lich ei­ner Be­triebsprüfung kam die Prüfe­rin zu dem Er­geb­nis, dass die Vergütung für die Nut­zung der Sat­tel­zug­ma­schi­nen nach § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG i.V.m. § 22 Nr. 3 EStG der be­schränk­ten Steu­er­pflicht und da­mit nach § 50a Abs. 4 S. 1 Nr. 3 EStG dem Steu­er­ab­zug un­ter­fie­len. Bei der Über­las­sung von be­weg­li­chen Wirt­schaftsgütern - hier der Sat­tel­zug­ma­schi­nen - han­dele es sich um sons­tige Einkünfte i.S.v. § 49 Abs. 1 Nr. 9 i.V.m. § 22 Nr. 3 EStG. Eine Nut­zung im In­land sei durch das Wei­ter­ver­mie­ten der be­weg­li­chen Wirt­schaftsgüter an die ein­zel­nen Sat­tel­zug­ma­schi­nen-Fah­rer ge­ge­ben. Die Miet­zah­lun­gen un­ter­fie­len da­her nach § 50a Abs. 4 S. 1 Nr. 3 EStG der Ab­zugs­steuer i.H.v. 25 Pro­zent. Auf Grund der Be­triebsprüfung er­ließ das Fi­nanz­amt Haf­tungs­be­scheide ge­gen die Kläge­rin.

Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Sa­che zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Die Kläge­rin ist dem Grunde und der Höhe nach zu Recht gem. § 50 a Abs. 5 S. 5 EStG, § 73 g EStDV i. V. m § 191 AO als Haf­tungs­schuld­ne­rin in An­spruch ge­nom­men wor­den, weil sie von den an die G als be­schränkt Steu­er­pflich­tige i.S.d. § 2 Nr. 1 KStG i. V. m. § 8 Abs. 1 KStG i. V. m. § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG ge­zahl­ten Vergütun­gen für Nut­zungsüber­las­sun­gen kei­nen Steu­er­ab­zug vor­ge­nom­men und keine Steuer ab­geführt hat.

Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin sind die Zah­lun­gen an die G für die Über­las­sung von Sat­tel­zug­ma­schi­nen zur Nut­zung Einkünfte der G aus der Nut­zung be­weg­li­cher Sa­chen im In­land i.S.d. § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG. Denn das Tat­be­stands­merk­mal der Nut­zung im In­land ist ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin nicht nur erfüllt, so­weit die Sat­tel­zug­ma­schi­nen für Fahr­ten im In­land ge­nutzt wer­den. Der Be­griff Nut­zung wird im EStG nicht de­fi­niert. Mit der Einführung des § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG wollte der Ge­setz­ge­ber si­cher­stel­len, dass eine Be­steue­rungslücke bei Vergütun­gen, die ausländi­sche Un­ter­neh­men für die Über­las­sung der Nut­zung be­weg­li­cher Sa­chen im In­land er­hal­ten, ge­schlos­sen wird.

Bei Berück­sich­ti­gung die­ses Ge­set­zes­zwe­ckes ist das Tat­be­stands­merk­mal Nut­zung ei­ner be­weg­li­chen Sa­che so aus­zu­le­gen, dass jeg­li­che Ver­wen­dung der Sa­che, sei es in Form der Selbst­nut­zung oder ei­ner an­de­ren Nut­zung im Sinne der Ausübung von Ei­gentümer­be­fug­nis­sen, wie eine Wei­ter­ver­mie­tung, von § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG er­fasst wird. Der Be­griff der Nut­zung ist so­mit wei­ter als der Be­griff der Ver­mie­tung. Da­her über­zeugt der Ein­wand der Kläge­rin, da das Er­trag brin­gende Rechts­verhält­nis be­reits in § 49 Abs. 1 Nr. 9 1. Halbs. EStG durch den Ver­weis auf § 22 Nr. 3 EStG und da­mit als Ver­mie­tung be­weg­li­cher Ge­genstände um­schrie­ben sei, könne der Be­griff Nut­zung in § 49 Abs. 1 Nr. 9 2. Halbs. EStG nicht ent­spre­chend aus­gefüllt wer­den, nicht.

Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin stellt auch ein Ver­trags­verhält­nis eine Nut­zung ei­ner be­weg­li­chen Sa­che dar. Ob ein Ver­trags­verhält­nis keine "tatsäch­li­che" Nut­zung ist, wie die Kläge­rin meint, kann of­fen blei­ben, da Tat­be­stands­vor­aus­set­zung gem. § 49 Abs. 1 Nr. 9 EStG die Nut­zung und nicht die tatsäch­li­che Nut­zung oder Be­nut­zung ist. Ohne Be­deu­tung ist, dass die Sat­tel­zug­ma­schi­nen über­wie­gend im Aus­land un­ter­wegs wa­ren und der inländi­sche Stre­cken­an­teil un­ter 10 Pro­zent lag. Das Tat­be­stands­merk­mal der Nut­zung im In­land ist nicht nur erfüllt, so­weit die Sat­tel­zug­ma­schi­nen für Fahr­ten im In­land ge­nutzt wer­den. Auch eine Wei­ter­ver­mie­tung der Sat­tel­zug­ma­schi­nen an selbständige Frachtführer i.S.d. HGB ist eine Nut­zung im In­land.

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