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Steuerberatung

Ferienwohnungsvermietung als Reiseleistung?

BFH v. 27.3.2019 - V R 10/19 (V R 60/16)

Die Ver­mie­tung von Fe­ri­en­woh­nun­gen, die der Un­ter­neh­mer von an­de­ren Un­ter­neh­mern an­ge­mie­tet hat, un­ter­liegt der Mar­gen­be­steue­rung nach § 25 UStG un­ter An­wen­dung des Re­gel­steu­er­sat­zes.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin hatte im Streit­jahr 2011 im ei­ge­nen Na­men Häuser im In­land so­wie in Öster­reich und Ita­lien zu Ur­laubs­zwe­cken an Pri­vat­kun­den ver­mie­tet. Sie mie­tete diese ih­rer­seits für die Zeiträume der ei­ge­nen Ver­mie­tung von dem je­wei­li­gen Ei­gentümer an. Die Kun­den­be­treu­ung vor Ort er­folgte durch die je­wei­li­gen Ei­gentümer oder de­ren Be­auf­tragte. Zu den Leis­tun­gen gehörte ne­ben der Be­reit­stel­lung der Un­ter­kunft ty­pi­scher­weise auch die Rei­ni­gung der Un­ter­kunft so­wie ge­ge­be­nen­falls ein Wäsche- und Sem­mel­ser­vice.

Die Kläge­rin be­rech­nete die Steuer nach der sog. Mar­gen­be­steue­rung des § 25 UStG un­ter An­wen­dung des Re­gel­steu­er­sat­zes. Später be­an­tragte sie die Ände­rung der Steu­er­fest­set­zung und die An­wen­dung des ermäßig­ten Steu­er­sat­zes. Das Fi­nanz­amt lehnte dies ab. Das FG wies die hier­ge­gen ge­rich­tete Klage ab. Auf die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte der V. Se­nat mit Be­schluss v. 3.8. 2017 - V R 60/16 (BStBl II 2018, 37) dem EuGH die um­satz­steu­er­li­che Be­ur­tei­lung der Ver­mie­tung von Fe­ri­en­woh­nun­gen vor­ge­legt und um Vor­ab­ent­schei­dung er­sucht. Hierzu hat der EuGH in sei­nem Ur­teil Al­pen­cha­lets Re­sorts vom 19.12. 2018 - C-552/17 (EU:C:2018:1032) wie folgt ge­ant­wor­tet:
 

  • "Die Art. 306 bis 310 der Richt­li­nie 2006/112/EG ... sind da­hin aus­zu­le­gen, dass die bloße Über­las­sung ei­ner von an­de­ren Steu­er­pflich­ti­gen an­ge­mie­te­ten Fe­ri­en­woh­nung durch ein Rei­sebüro oder eine sol­che Über­las­sung ei­ner Fe­ri­en­woh­nung mit zusätz­li­chen, als Ne­ben­leis­tun­gen ein­zu­stu­fen­den Leis­tungs­ele­men­ten un­abhängig von dem Stel­len­wert die­ser zusätz­li­chen Leis­tun­gen je­weils eine ein­heit­li­che Leis­tung dar­stellt, die der Son­der­re­ge­lung für Rei­sebüros un­ter­liegt.
  • Art. 98 Abs. 2 der Richt­li­nie 2006/112 ist da­hin aus­zu­le­gen, dass die in der Be­her­ber­gung in Fe­ri­en­un­terkünf­ten be­ste­hende Dienst­leis­tung von Rei­sebüros, die un­ter Art. 307 der Richt­li­nie fällt, nicht dem ermäßig­ten Steu­er­satz oder einem der ermäßig­ten Steu­ersätze im Sinne von Art. 98 Abs. 2 der Richt­li­nie un­ter­lie­gen kann."

Vor die­sem Hin­ter­grund hat der BFH im wei­te­ren Ver­fah­ren die Re­vi­sion zurück­ge­wie­sen.

Gründe:
Die Kläge­rin hat mit der Ver­mie­tung von Fe­ri­en­woh­nun­gen, die sie von an­de­ren Un­ter­neh­mern an­ge­mie­tet hatte, Leis­tun­gen er­bracht, die der Mar­gen­be­steue­rung nach § 25 UStG un­ter An­wen­dung des Re­gel­steu­er­satz­sat­zes un­ter­lie­gen, da sie eine An­mie­tung von Un­terkünf­ten an Fe­ri­en­or­ten ermöglicht hatte.

Der EuGH ist auf die ge­gen die An­wen­dung der Son­der­re­ge­lung be­ste­hen­den Be­den­ken nicht ein­ge­gan­gen. Im Streit­fall la­gen auch keine An­halts­punkte für Leis­tungs­bezüge von Nicht­un­ter­neh­mern vor.

Auch die Steu­er­sat­zermäßigung nach § 12 Abs. 2 Nr. 11 UStG kam im vor­lie­gen­den Fall nicht in Be­tracht. Denn hierzu hatte der EuGH in sei­nem Ur­teil Al­pen­cha­lets Re­sorts ent­schie­den, dass nach Art. 98 Abs. 2 MwSt­Sys­tRL die in der Be­her­ber­gung in Fe­ri­en­un­terkünf­ten be­ste­hende Dienst­leis­tung von Rei­sebüros, die un­ter Art. 307 MwSt­Sys­tRL fällt, nicht dem ermäßig­ten Steu­er­satz un­ter­lie­gen kann. Die­ser Rechts­auf­fas­sung hat sich der BFH an­ge­schlos­sen.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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