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International

Deutsch-indische M&A-Entwicklung im Jahr 2022

Nach einem re­kord­verdäch­ti­gen Jahr 2021 schei­nen die M&A-Ak­ti­vitäten in der ers­ten Hälfte des Jah­res 2022 et­was nach­zu­las­sen. Die welt­wei­ten M&A-Ak­ti­vitäten, die sich von der CO­VID-19-Pan­de­mie er­holt ha­ben, er­reich­ten laut dem "Glo­bal M&A Re­port Midyear 2022" von Bain & Com­pany im Jahr 2021 ein noch nie da­ge­we­se­nes Ni­veau von 5,9 Bil­lio­nen USD an Trans­ak­ti­ons­wer­ten. Der­selbe Be­richt be­sagt, dass die ag­gre­gier­ten glo­ba­len Trans­ak­ti­ons­werte in der ers­ten Jah­reshälfte 2022 ge­genüber dem Vor­jahr um 20 % zurück­gin­gen, aber bis Ende 2022 im­mer noch einen ex­tra­po­lier­ten Wert von 4,7 Bil­lio­nen USD er­rei­chen könn­ten.

Die PE-Mul­ti­pli­ka­to­ren la­gen im Jahr 2021 bei durch­schnitt­lich 15,4, wo­bei Bran­chen wie IT und Ge­sund­heits­we­sen das 25- bzw. 20-fa­che ver­lang­ten. Die durch­schnitt­li­chen PE-Mul­ti­pli­ka­to­ren fie­len im ers­ten Quar­tal 2022 dras­ti­sch auf das 11-fa­che, er­hol­ten sich je­doch im zwei­ten Quar­tal 2022 auf das 16,7-fa­che. Dies deu­tet dar­auf hin, dass die welt­wei­ten M&A-Ak­ti­vitäten im Jahr 2022 zwar hin­ter de­nen des Jah­res 2021 zurück­blei­ben könn­ten, 2022 aber den­noch ei­nes der stärks­ten Jahre der letz­ten zwei De­ka­den wer­den könnte. Dies ist auch ein An­zei­chen dafür, dass die Märkte nach wie vor wi­der­standsfähig sind, die Ta­schen des pri­va­ten Be­tei­li­gungs­ka­pi­tals nach wie vor gut gefüllt und die Grund­la­gen für gute Ge­schäfte wei­ter­hin vor­han­den sind.

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Hin­weis: Siehe "Glo­bal M&A Re­port Midyear 2022" von Bain & Com­pany.

M&A in Deutschland

Ob­wohl Deutsch­land zu Be­ginn des Jah­res 2022 mit den Sta­tis­ti­ken von 2021 Schritt hal­ten konnte, war im März 2022 ein deut­li­cher Rück­gang der Deals zu ver­zeich­nen. Dies ist auf die geo­po­li­ti­schen Span­nun­gen zwi­schen Russ­land und der Ukraine, die dro­hende In­fla­tion und die an­hal­ten­den Pro­bleme in der Lie­fer­kette zurück­zuführen, die nach dem Aus­bruch der CO­VID-19-Pan­de­mie nicht gelöst wer­den konn­ten. Laut den "Ger­man M&A Trends" wur­den im März 2022 in Deutsch­land 32 Deals an­gekündigt, (dem ge­genüber 53 im März 2021), und ins­ge­samt wur­den im ers­ten Quar­tal 2022 70% we­ni­ger Deals ab­ge­schlos­sen als im ers­ten Quar­tal 2021. Dies deu­tet dar­auf hin, dass klei­nere Deals zwar im­mer noch statt­fin­den, größere Deals je­doch sel­te­ner wer­den. Die po­ten­zi­el­len Ver­schie­bun­gen auf den En­er­gie- und Gasmärk­ten könn­ten wei­tere un­er­war­tete Verände­run­gen mit sich brin­gen, wenn der Win­ter naht.

M&A in Indien

Da­ta­site, ein führen­der SaaS-Tech­no­lo­gie­an­bie­ter für die M&A-Bran­che welt­weit, mel­dete al­lein im ers­ten Quar­tal 2022 ca. 174 Deals in In­dien (28 % Wachs­tum ge­genüber dem Vor­jahr) und er­war­tet ein an­hal­tend star­kes Wachs­tum im ge­sam­ten Jahr. Wie schon in den letz­ten zehn Jah­ren führte die Tech­no­lo­gie-, Me­dien- und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­bran­che (TMT) den M&A-Markt mit einem Vo­lu­men von 11,5 Mrd. USD an und be­an­spruchte sechs der zehn größten Deals im ers­ten Quar­tal 2022 für sich, was durch die CO­VID-19-ge­trie­be­nen di­gi­ta­len Trans­for­ma­tio­nen wei­ter an­ge­heizt wurde. Der­zeit ist In­dien da­bei, sein Kar­tell­recht zu ändern, so dass Fu­sio­nen und Über­nah­men mit einem Vo­lu­men von mehr als 252 Mio. USD ein kar­tell­recht­li­ches Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren durch­lau­fen müssen, wenn die be­tref­fen­den Par­teien in In­dien in er­heb­li­chem Um­fang ge­schäft­lich tätig sind. In die­ser Hin­sicht folgt In­dien den wert­be­zo­ge­nen Schwel­len­wer­ten, die auch in Ländern wie Deutsch­land (Schwel­len­wert von 407 Mil­lio­nen USD) und Öster­reich (Schwel­len­wert von 204 Mil­lio­nen USD) gel­ten (Bloom­berg). Zu­sam­men mit der Ände­rung des Kar­tell­rechts will die in­di­sche Re­gie­rung auch die Frist für die Ge­neh­mi­gung von Fu­sio­nen von der­zeit 210 Ta­gen auf 150 Tage verkürzen, um das Ge­neh­mi­gungs­ver­fah­ren zu be­schleu­ni­gen.

Deutsch-indische M&A-Landschaft

Im März 2021 jährte sich die Auf­nahme di­plo­ma­ti­scher Be­zie­hun­gen zwi­schen In­dien und Deutsch­land zum 70. Mal. Das in­di­sche Außen­mi­nis­te­rium veröff­ent­lichte im April 2022 einen bi­la­te­ra­len Brief, in dem meh­rere Ko­ope­ra­ti­ons­ab­kom­men zwi­schen bei­den Ländern vor­ge­stellt wur­den. Der vollständige In­halt des Briefs ist hier verfügbar. Im Be­reich des bi­la­te­ra­len Han­dels ist Deutsch­land der größte Han­dels­part­ner In­diens in Eu­ropa und die siebtgrößte Quelle für ausländi­sche Di­rekt­in­ves­ti­tio­nen in In­dien. Die Deut­sche Ge­sell­schaft für In­ter­na­tio­nale Zu­sam­men­ar­beit (GIZ) GmbH ar­bei­tet seit über 60 Jah­ren ge­mein­sam mit Part­nern in In­dien an der Förde­rung ei­ner nach­hal­ti­gen, wirt­schaft­li­chen, öko­lo­gi­schen und so­zia­len Ent­wick­lung. Der ak­tu­elle Schwer­punkt der Part­ner liegt in den Be­rei­chen er­neu­er­bare En­er­gien und En­er­gie­ef­fi­zi­enz. Die GIZ hat meh­rere par­al­lel­lau­fende Pro­jekte, die die Ziele der bei­den Länder adres­sie­ren.

Was das Fu­si­ons- und Ak­qui­si­ti­ons­sze­na­rio zwi­schen den bei­den Ländern be­trifft, so ist die Zahl und der Wert der Trans­ak­tio­nen zwi­schen Deutsch­land und In­dien im Ver­gleich zu den welt­wei­ten Sta­tis­ti­ken zwar im­mer noch ver­schwin­dend ge­ring, es gibt je­doch meh­rere be­deu­tende In­ves­ti­ti­ons­er­wei­te­run­gen, die kon­ti­nu­ier­lich durch­geführt wer­den. Ei­nige Bei­spiele sind im Fol­gen­den auf­geführt.

Jüngste deutsche Investitionen in Indien

  1. Im Fe­bruar 2022 kündigte die Ro­bert Bosch GmbH an, in den nächs­ten fünf Jah­ren ca. 260 Mio. USD in In­dien in­ves­tie­ren zu wol­len. Das Un­ter­neh­men gab fer­ner be­kannt, dass die Hälfte der In­ves­ti­tio­nen in die Lo­ka­li­sie­rung fort­schritt­li­cher Au­to­mo­bil­tech­no­lo­gien und die an­dere Hälfte in di­gi­tale Platt­for­men wie den Mo­bi­lity Mar­ket­place und die Mo­bi­lity Cloud Plat­form fließen soll.
  2. Eben­falls im Fe­bruar 2022 in­ves­tierte der deut­sche An­bie­ter von Ver­pa­ckungslösun­gen, die Mul­ti­vac Group, ca. 7,4 Mio. USD in die Er­rich­tung ei­nes Ver­triebs- und Pro­duk­ti­ons­stand­orts in Ra­jast­han, In­dien. Die In­ves­ti­tion zielt dar­auf ab, Kun­den durch die re­gio­nale Nähe bes­ser zu be­die­nen und min­des­tens 100 Mit­ar­bei­ter aus Ra­jast­han zu be­schäfti­gen.
  3. Im Jahr 2021 er­wei­tert der deut­sche Au­to­mo­bil­zu­lie­fe­rer We­basto seine In­ves­ti­tion in Puna, In­dien, um wei­tere 34 Mio. USD in den Auf­bau ei­ner Pro­duk­ti­onsstätte für Schie­bedächer zu in­ves­tie­ren, da die Nach­frage nach Schie­bedächern bei den Kun­den in In­dien und den an­gren­zen­den Ländern stark ge­stie­gen ist.
  4. Die ZF Fried­richs­ha­fen AG, ein deut­scher Her­stel­ler von Au­to­mo­bil­kom­po­nen­ten, in­ves­tiert wei­ter­hin in In­dien - zu­letzt ca. 200 Mio. USD im Juni 2021 - mit der Ab­sicht, In­dien zum glo­ba­len Be­schaf­fungs­zen­trum des Kon­zerns zu ma­chen. Da­bei wird ein Teil der In­ves­ti­tion dem Tech­no­lo­gie­zen­trum in Hy­dera­bad, In­dien, für glo­bale F&E-Auf­ga­ben zu­ge­wie­sen.

Aktuelle indische Investitionen in Deutschland

  1. Wi­pro, ein welt­weit führen­des Un­ter­neh­men für In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie, Be­ra­tung und Ge­schäfts­pro­zess­dienst­leis­tun­gen, rich­tete 2020 in Düssel­dorf ein Di­gi­tal In­no­va­tion Hub ein, das als Vor­zei­ge­zen­trum des Un­ter­neh­mens in Eu­ropa dient und Un­ter­neh­men in Deutsch­land Know-How im Be­reich der di­gi­ta­len Trans­for­ma­tion an­bie­tet so­wie mit Uni­ver­sitäten zu­sam­men­ar­bei­tet, um Kar­rie­remöglich­kei­ten für junge Ab­sol­ven­ten zu ent­wi­ckeln.
  2. Eben­falls im Jahr 2020 er­wirbt Tata Con­sul­tancy Ser­vices (TCS), ein Un­ter­neh­men für IT-Dienst­leis­tun­gen, Be­ra­tung und Ge­schäftslösun­gen, 100 Pro­zent der An­teile an der Post­bank Sys­tems AG von der Deut­schen Bank AG. Dies ist Teil des stra­te­gi­schen Schritts der Deut­schen Bank AG, ihre IT-Platt­form für die Re­tail­ban­king-Marke mit ih­rem be­reits ver­trau­ten IT-Ser­vice­part­ner TCS zu kon­so­li­die­ren.
  3. 2019 er­warb die JBM Group eine Mehr­heits­be­tei­li­gung an der Linde-Wie­mann GmbH, einem deut­schen Au­to­mo­bil­zu­lie­fe­rer, Hero Mo­to­Corp gründete sein ers­tes glo­ba­les For­schungs- und Ent­wick­lungs­zen­trum in der Nähe von München, und die Lar­sen & Tou­bro-Gruppe er­warb das deut­sche IT-Un­ter­neh­men Niel­sen + Part­ner, um ihr Soft­ware-Seg­ment für Ban­ken und Fi­nanz­dienst­leis­tun­gen zu stärken, was das Jahr zu einem er­eig­nis­rei­chen Jahr in Be­zug auf M&A-Trans­ak­tio­nen machte.

Schlussfolgerung

Ein sich ab­zeich­nen­der Trend bei Fu­sio­nen und Über­nah­men - nicht nur zwi­schen In­dien und Deutsch­land, son­dern welt­weit - ist ein star­ker Fo­kus auf Nach­hal­tig­keit und Um­welt­schutz. In al­len Ländern le­gen die Re­gie­run­gen mehr und mehr Wert dar­auf, dass Un­ter­neh­men und In­dus­trien um­welt­be­wuss­ter agie­ren, und er­las­sen ver­schie­dene Vor­schrif­ten, um diese Nach­hal­tig­keit zu gewähr­leis­ten. Als un­mit­tel­bare Folge da­von in­ter­es­sie­ren sich meh­rere Pri­vate-Equity-In­ves­to­ren / Ri­si­ko­ka­pi­tal­ge­ber so­wie stra­te­gi­sche In­ves­to­ren nur für sol­che Ge­schäfte, die den Nach­hal­tig­keits­an­for­de­run­gen ent­spre­chen und die in ir­gend­ei­ner Weise zur ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung bei­tra­gen können. Ziel­un­ter­neh­men, die im Fo­kus von M&A-Deals ste­hen wol­len, müssen sich da­her ent­spre­chend aus­rich­ten. Auch wenn sich das Ge­schäft wei­ter­hin gut ent­wi­ckelt, wer­den die Aus­wir­kun­gen des Krie­ges zwi­schen Russ­land und der Ukraine, die un­geklärten Be­zie­hun­gen zwi­schen den USA und China, die Ver­schie­bung der En­er­gie- und Gas­res­sour­cen und die noch nie da­ge­we­se­nen In­fla­ti­ons­ra­ten die endgültige Zahl der M&A-Deals im Jahr 2022 be­stim­men.

Das zwei­spra­chige Team von Eb­ner Stolz bringt die not­wen­dige in­ter­na­tio­nale Er­fah­rung mit, um Sie bei Ih­ren In­ves­ti­ti­ons­bemühun­gen in In­dien und Deutsch­land zu un­terstützen und Ih­nen in den Be­rei­chen Wirt­schaftsprüfung, Steu­er­be­ra­tung, Rechts­be­ra­tung und Un­ter­neh­mens­be­ra­tung zur Seite zu ste­hen. Ein jüngs­ter Er­folg un­se­res In­dia Desk war die er­folg­rei­che Ak­qui­si­tion der Rhein­per­Che­mie GmbH, Deutsch­land, durch Ca­li­bre Che­mi­cals Pvt. Ltd, In­dien. Eb­ner Stolz hat Ca­li­bre be­ra­ten und die re­le­van­ten fi­nan­zi­el­len, steu­er­li­chen und recht­li­chen As­pekte die­ser Trans­ak­tion so­wie die vor­an­ge­gan­gene Due Di­li­gence mit einem mul­ti­dis­zi­plinären An­satz aus ei­ner Hand be­ar­bei­tet. Ne­ben der fi­nan­zi­el­len, steu­er­li­chen und recht­li­chen Due Di­li­gence hat Eb­ner Stolz auch den ge­sam­ten Pro­zess bis zur Un­ter­zeich­nung des Kauf­ver­tra­ges be­glei­tet. Le­sen Sie die vollständige Deal Note hier.

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