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Top-Entscheider aus der Agrar- & Ernährungsindustrie im Gespräch mit Finanz-Experten

Der Bran­chen­dia­log Agrar & Ernährung für Fi­nan­zie­rer hat sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren zu ei­ner eta­blier­ten Dia­log­platt­form für In­dus­trie und Fi­nan­zie­rer ent­wi­ckelt. Die 8. Auf­lage am 29. April 2021 fand auf­grund der Corona-Pan­de­mie erst­mals als On­line-Event statt und er­reichte mit mehr als 250 Teil­neh­mern aus der Fi­nan­cial Com­mu­nity eine neue Best­marke.

Mo­de­ra­tor Chris­toph Ha­ver­mann, Part­ner bei Eb­ner Stolz und Ex­perte für die Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie, begrüßte die on­line zu­ge­schal­te­ten Gäste und stimmte auf die The­men des Ta­ges ein, die vom Agrar­han­del, der Fleisch­wirt­schaft und der gemüse­ver­ar­bei­ten­den In­dus­trie bis zum Le­bens­mit­tel­ein­zel­han­del die ge­samte Band­breite der Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie ab­deck­ten.

Top-Entscheider aus der Agrar-  Ernährungsindustrie im Gespräch mit Finanz-Experten

Der welt­weite Aus­nah­me­zu­stand durch Co­vid-19 hat sich zum schwe­ren Be­las­tungs­test für Ge­sell­schaft und Wirt­schaft, nicht zu­letzt auch für die Ernährungs­in­dus­trie ent­wi­ckelt. Aber auch jen­seits von Co­vid-19 ist die Verände­rungs­dy­na­mik in der Agrar-& Ernährungs­bran­che groß: Kli­ma­wan­del, Green Deal, Bio­di­ver­sität, das Lie­fer­ket­ten­ge­setz oder al­ter­na­tive Pro­tein­quel­len sind nur ei­nige Stich­worte, wel­che die Rah­men­be­din­gun­gen für den Sek­tor er­heb­lich verändern, aber auch Chan­cen brin­gen wer­den.

Fleischwirtschaft - Ende oder Wende?

Cle­mens Tönnies, ge­schäftsführen­der Ge­sell­schaf­ter der Un­ter­neh­mens­gruppe Tönnies mit Sitz in Rheda-Wie­denbrück, be­rich­tete über die Her­aus­for­de­run­gen stei­gen­der Re­gu­lie­rungs­dichte auf der land­wirt­schaft­li­chen Er­zeu­ger­stufe und die schwin­dende Ak­zep­tanz land­wirt­schaft­li­cher Pro­duk­ti­ons­for­men auf Sei­ten zahl­rei­cher Ver­brau­cher. In der Nach­hal­tig­keits­charta „Agenda t30“ hat er für sein Un­ter­neh­men am­bi­tio­nierte Ziele zur Si­che­rung der Zu­kunfts­per­spek­ti­ven des Fleisch­sek­tors in Deutsch­land for­mu­liert, die ent­lang der ge­sam­ten Wert­schöpfungs­kette neue Maßstäbe set­zen können. So sol­len bis 2030 u.a. ein Kilo Fleisch nicht mehr Treib­haus­gas­emis­sio­nen ver­ur­sa­chen als ein Kilo Reis und der An­teil der Schlacht­schweine aus Tier­wohl- oder Kli­ma­schutzställen von heute 18% bis 2025 auf 70% mas­siv erhöht wer­den. Dazu un­terstützt das Un­ter­neh­men die Land­wirte beim Bau von 500 Tier­wohlställen. Cle­mens Tönnies be­tonte, dass die fi­nan­zi­elle Un­terstützung der Er­zeu­ger­stufe nicht der er­ste Schritt für den Auf­bau ei­ner ver­ti­kal in­te­grier­ten Wert­schöpfungs­kette in der Schwei­ne­ver­ede­lung sei.

Handel im Umbruch

Jo­sef Sankt­jo­han­ser, Präsi­dent des Han­dels­ver­band Deutsch­land (HDE), ging in sei­nen Ausführun­gen auf die die durch CO­VID-19 ver­ur­sach­ten Ver­wer­fun­gen im Han­del ein und zeigte auf, wie sich der Wan­del der LEH-Bran­che post-Corona ge­stal­ten las­sen könnte. Die Verände­rungs­dy­na­mik des Sek­tors spie­gele sich nicht zu­letzt in der Ver­schie­bung hin zum On­line-Han­del, dem Wunsch der Ver­brau­cher nach mehr Nach­hal­tig­keit so­wie der jüngst ge­schaf­fe­nen Ko­or­di­na­ti­ons­zen­trale zur dia­lo­go­ri­en­tier­ten Lösung der Span­nun­gen in der Wert­schöpfungs­kette wi­der. Jo­sef Sankt­jo­han­ser er­war­tet eine er­heb­li­che Verände­rung der Rah­men­be­din­gun­gen für den Han­del, rech­net aber gleich­zei­tig auch mit großen Chan­cen für die Un­ter­neh­men der Bran­che die­sen Wan­del ak­tiv mit­zu­ge­stal­ten.

Fit für die Zukunft - ein Familienunternehmen im Wandel

An­dreas Rei­mer, Vor­sit­zen­der der Ge­schäftsführung von Hengs­ten­berg, be­rich­tete in sei­nem Vor­trag über die Her­aus­for­de­run­gen des Roh­wa­ren­an­baus un­ter sich verändern­den Kli­ma­verhält­nis­sen, über Stra­te­gien zur Dif­fe­ren­zie­rung von Pro­dukt­wel­ten in der Wahr­neh­mung der Ver­brau­cher und über den wei­te­ren Aus­bau des in­ter­na­tio­na­len Ge­schäfts des tra­di­ti­ons­rei­chen Fa­mi­li­en­un­ter­neh­mens. Seine Ausführun­gen aus der Pra­xis ei­nes Le­bens­mit­tel­her­stel­lers ver­mit­telte den Teil­neh­mern des Bran­chen­dia­logs einen Ein­blick in das breite Spek­trum preis­trei­ben­der Fak­to­ren in der Leis­tungs­er­stel­lung des Un­ter­neh­mens so­wie in die Wei­ter­ent­wick­lung der Tra­di­ti­ons­marke Hengs­ten­berg, die auf ih­ren klas­si­schen Pro­duk­ten wie Sau­er­kraut und Rot­kohl mit dem Hin­weis „Aus deut­schem An­bau“ wirbt und gleich­zei­tig die er­folg­rei­che Marke „Oro di Parma“ führt.

Neue Perspektiven für den Agrarhandel

Mit den ak­tu­el­len Her­aus­for­de­run­gen sei­ner Bran­che so­wie den Chan­cen und Per­spek­ti­ven ei­ner nach­hal­ti­gen Land­wirt­schaft be­schäftigte sich Chris­toph Kemp­kes, Vor­stands­vor­sit­zen­der der ge­nos­sen­schaft­li­chen RWZ, in sei­nem Vor­trag. Ins­be­son­dere die kri­ti­sche und viel­fach stark ver­zerrte Sicht auf die land­wirt­schaft­li­che Wert­schöpfung sei­tens zahl­rei­cher Ver­brau­cher so­wie die zu­neh­mende Re­gu­lie­rungs­dichte des Agrar­sek­tors (u.a. Tier­wohl, Dünge­mit­tel­ver­ord­nung, NEC-Richt­li­nie, TA Luft) seien für den Agrar­han­del der­zeit große The­men. Aber auch die Chan­cen und Po­ten­ziale für die wei­tere Di­gi­ta­li­sie­rung be­schäfti­gen die Bran­che - Ge­schäfts­be­zie­hun­gen verändern sich, neue Dienst­leis­tun­gen und Be­ra­tungs­an­ge­bote wer­den ent­wi­ckelt. Darüber hin­aus be­rich­tete Chris­toph Kemp­kes über die ge­plante Zu­sam­men­ar­beit mit der Raiffei­sen Wa­ren GmbH, die jüngst vom Bun­des­kar­tell­amt ge­neh­migt wor­den ist und einen zen­tra­len Bau­stein der stra­te­gi­schen Neu­aus­rich­tung der RWZ dar­stellt.

Erster virtueller Branchendialog Agrar & Ernährung mit erfolgreichem Start

Für Chris­toph Ha­ver­mann hat sich das neue, vir­tu­elle For­mat bewährt: „Wir glau­ben, dass ge­rade in die­sen her­aus­for­dern­den Zei­ten ein Aus­tausch zwi­schen der Bran­che und ih­ren Fi­nan­zie­rern von be­son­de­rer Be­deu­tung ist. Dafür wol­len wir den Teil­neh­mern als führen­der Be­ra­ter der Agrar- und Ernährungs­in­dus­trie im Rah­men un­se­res Bran­chen­dia­logs wie­der eine Platt­form bie­ten, was mit dem kom­pak­ten On­line-For­mat prima funk­tio­niert hat.“
 

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