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Steuerberatung

Bewertung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen als Grundvermögen

Mit dem Ge­setz zur Re­form des Grund­steuer- und Be­wer­tungs­rechts vom 26.11.2019 setzte der Ge­setz­ge­ber die vom Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ge­for­derte Neu­re­ge­lung um. Ei­nes der Ge­schäfts­fel­der, wel­ches von der Neu­be­wer­tung jeg­li­chen Grund­be­sit­zes in Deutsch­land durch die Grund­steu­er­re­form be­trof­fen ist, ist die Ver­pach­tung von Grund und Bo­den an Be­trei­ber von Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen.

In die­sem Zuge nahm der Ge­setz­ge­ber mit­tels des neu ein­gefügten § 232 BewG eine An­pas­sung der Be­griffs­de­fi­ni­tion des land- und forst­wirt­schaft­li­chen Vermögens vor, wel­che als Ab­gren­zung zum Grund­vermögen zu ver­ste­hen ist. Im Ver­gleich zur bis­he­ri­gen Re­ge­lung enthält § 232 BewG einen geänder­ten Ne­ga­tiv­ka­ta­log von Vermögen, wel­ches nicht (mehr) dem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Vermögen zu­zu­ord­nen ist.

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So ver­sagt § 232 Abs. 4 Nr. 1 BewG eine Zu­ord­nung zum land- und forst­wirt­schaft­li­chen Vermögen bspw. für Grund und Bo­den, der nicht land- und forst­wirt­schaft­li­chen Zwecken dient. Es ist je­doch an­zu­mer­ken, dass der Ge­setz­ge­ber für den Son­der­fall der Wind­en­er­gie­an­la­gen, wohl auf­grund ver­schie­dens­ter BFH-Ur­teile und des ho­hen Ver­wal­tungs­auf­wan­des ei­ner Er­mitt­lung der Bo­den­richt­werte der Stand­ortflächen, mit § 233 Abs. 1 BewG eine sinn­volle Aus­nahme schuf. So sind Stand­ortflächen von Wind­en­er­gie­an­la­gen, die von land- und forst­wirt­schaft­li­cher Fläche um­ge­ben sind, wei­ter­hin dem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Vermögen zu­zu­rech­nen.

Eine An­wen­dung die­ses Aus­nah­me­tat­be­stands auf wei­tere, der En­er­gie­er­zeu­gung die­nende An­la­gen, bspw. Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen, ist je­doch nicht vor­ge­se­hen. In dem mit Da­tum vom 09.11.2021 er­gan­ge­nen An­wen­dungs­er­lass der Fi­nanz­ver­wal­tung zum Be­wer­tungs­ge­setz (BStBl. I 2021, S. 2334) hat sich diese erst­mals klar zur Ab­gren­zung zwi­schen land- und forst­wirt­schaft­li­chem Vermögen und den Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen po­si­tio­niert. Dem­nach zählen die Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen ex­pli­zit zu den Wirt­schaftsgütern, die nicht (mehr) dem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Vermögen, son­dern dem Grund­vermögen i. S. d. § 218 Satz 1 BewG zu­zu­rech­nen sind. Die herr­schende Li­te­ra­tur­mei­nung schließt sich der Ver­wal­tungs­auf­fas­sung an.

Zur Folge hat die Be­wer­tung als Grund­vermögen, dass eine Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen nun mit der im Ver­gleich zur Grund­steuer A für den Steu­er­pflich­ti­gen ungüns­ti­ge­ren Grund­steuer B be­las­tet wird. Dies würde die Ren­ta­bi­lität des Ge­schäfts­mo­dells der Ver­pach­tung zum Be­trieb von Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen vor­aus­sicht­lich er­heb­lich re­du­zie­ren.

Zu­dem be­deu­tet dies für den Steu­er­pflich­ti­gen, der bis­lang nur ein­heit­lich mit sei­nem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Be­trieb der Grund­steuer un­ter­liegt, dass in­folge der Grund­steu­er­re­form künf­tig min­des­tens zwei Grund­steu­er­erklärun­gen ab­ge­ge­ben wer­den müssen - eine für den land- und forst­wirt­schaft­li­chen Be­trieb so­wie eine für das Grund­vermögen im Zu­sam­men­hang mit den Pho­to­vol­taik-Freiflächen­an­la­gen. Zu­dem kann für Ob­jekte, die Wohn­zwe­cken die­nen und ebenso bis­lang für Zwecke der Grund­steuer dem land- und forst­wirt­schaft­li­chen Be­trieb zu­ge­schla­gen wur­den, eine wei­tere Erklärung er­for­der­lich sein. Zu be­ach­ten ist zu­dem, dass im Ver­gleich zu dem bei land- und forst­wirt­schaft­li­chem Vermögen flächen­de­ckend an­zu­wen­den­den Bun­des­mo­dell bei der Be­wer­tung des Grund­vermögens die ab­wei­chen­den Länder­mo­delle zu berück­sich­ti­gen sein können.

Hin­weis: In­wie­weit diese ne­ga­ti­ven Ef­fekte für den Steu­er­pflich­ti­gen vor dem Hin­ter­grund des grundsätz­lich gewünsch­ten Aus­baus er­neu­er­ba­rer En­er­gien ver­tret­bar sind, bleibt frag­lich. Eine ent­spre­chende Nach­schärfung auf Sei­ten des Ge­setz­ge­bers bei der Aus­nah­me­re­ge­lung ist folg­lich wünschens­wert.

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