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Bewertung eines mit Erbbaurecht belasteten bebauten Grundstücks für Zwecke der Schenkungsteuer für 2008

BFH 6.7.2016, II R 28/13

Der Wert ei­nes erb­bau­rechts­be­las­te­ten be­bau­ten Grundstücks be­stimmt sich für Zwecke der Schen­kung­steuer für 2008 durch Ab­zug von 80 Pro­zent des im Er­trags­wert­ver­fah­ren nach § 146 Abs. 2 bis 5 BewG er­mit­tel­ten Gebäude­werts von dem Ge­samt­wert des un­be­las­te­ten Grundstücks, selbst wenn als Ge­samt­wert der Min­dest­wert i.S.d. § 146 Abs. 6 i.V.m. § 145 Abs. 3 BewG an­zu­set­zen ist. Der Grundstücks­wert kann nicht mit 20 Pro­zent des Min­dest­werts be­rech­net wer­den.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin er­hielt durch Schen­kung am 13.12.2008 ein mit einem Erb­bau­recht be­las­te­tes be­bau­tes Grundstück. Das Fi­nanz­amt er­ließ am 7.9.2009 einen Be­scheid über die ge­son­derte Fest­stel­lung des Grund­be­sitz­werts auf den 13.12.2008 für Zwecke der Schen­kung­steuer, in dem der Wert des erb­bau­rechts­be­las­te­ten Grundstücks mit 56.500 € fest­ge­stellt wurde.

Die­sen Wert be­rech­nete das Fi­nanz­amt nach § 148 Abs. 4 BewG 2007, in­dem es einen für das un­be­las­tete Grundstück nach § 146 Abs. 2 bis 5 BewG er­mit­tel­ten Er­trags­wert von 94.255 € so­wie einen als Ge­samt­wert an­zu­set­zen­den Min­dest­wert von 131.997 € zu­grunde legte, vom Min­dest­wert einen Gebäude­wert von 75.404 € (= 80 Pro­zent von 94.255 €) ab­zog und den ver­blei­ben­den Be­trag von 56.593 € ab­run­dete.

Das FG wies die Klage, mit der die Kläge­rin gel­tend machte, der Wert des erb­bau­rechts­be­las­te­ten Grundstücks be­trage 20 Pro­zent des Min­dest­werts des un­be­las­te­ten Grundstücks (131.997 € x 20 Pro­zent = 26.399 €), also ab­ge­run­det 26.000 €, ab. Die Re­vi­sion der Kläge­rin hatte vor dem BFH kei­nen Er­folg.

Die Gründe:
Das FG hat zu Recht ent­schie­den, dass der Wert ei­nes erb­bau­rechts­be­las­te­ten be­bau­ten Grundstücks für Zwecke der Schen­kung­steuer für 2008 durch Ab­zug von 80 Pro­zent des im Er­trags­wert­ver­fah­ren nach § 146 Abs. 2 bis 5 BewG er­mit­tel­ten Gebäude­werts von dem Ge­samt­wert des un­be­las­te­ten Grundstücks zu er­mit­teln ist, selbst wenn als Ge­samt­wert der Min­dest­wert an­zu­set­zen ist. Der Grundstücks­wert kann nicht mit 20 Pro­zent des Min­dest­werts be­rech­net wer­den.

Ge­samt­wert i.S.d. § 148 Abs. 1 BewG kann auch - wie im Streit­fall - der Min­dest­wert nach § 146 Abs. 6 BewG sein. Das er­gibt sich be­reits dar­aus, dass nach § 148 Abs. 1 BewG für die Er­mitt­lung der Grund­be­sitz­werte von dem Ge­samt­wert des un­be­las­te­ten Grundstücks aus­zu­ge­hen ist und dies bei einem be­bau­ten Grundstück den Min­dest­wert nach § 146 Abs. 6 BewG mit ein­schließt. Nach die­ser Vor­schrift darf der für ein be­bau­tes Grundstück nach den Abs. 2 bis 5 des § 146 BewG an­zu­set­zende Wert nicht ge­rin­ger sein als der Wert, mit dem der Grund und Bo­den al­lein als un­be­bau­tes Grundstück nach § 145 Abs. 3 BewG zu be­wer­ten wäre (sog. "Min­dest­wert")

Ist der Min­dest­wert als Ge­samt­wert an­zu­set­zen, be­stimmt sich die Auf­tei­lung auf das erb­bau­rechts­be­las­tete Grundstück und auf das Erb­bau­recht nach § 148 Abs. 4 S. 1 1. Halbs. BewG. Der (dem Erb­bau­recht zu­zu­rech­nende) Gebäude­wert beträgt auch in die­sem Fall 80 Pro­zent des nach § 146 Abs. 2 bis 5 BewG er­mit­tel­ten Er­trags­werts. Der nach Ab­zug des Gebäude­werts ver­blei­bende Teil des Min­dest­werts ent­spricht dem Wert des Grund und Bo­dens. Die Berück­sich­ti­gung des Gebäude­werts mit 80 Pro­zent des Er­trags­werts und nicht mit 80 Pro­zent des Min­dest­werts folgt aus dem Wort­laut des Ge­set­zes. Die in § 148 Abs. 4 S. 1 1. Halbs. BewG vor­ge­nom­mene Ver­wei­sung auf § 146 BewG be­zieht sich nur auf die dor­ti­gen Abs. 2 bis 5 und spart Abs. 6 als den Fall der Min­dest­be­wer­tung aus.

Dem Wert­an­satz des Grund und Bo­dens mit 20 Pro­zent des Min­dest­werts steht darüber hin­aus ent­ge­gen, dass der Gebäude­wert nach dem Er­trags­wert gemäß § 146 Abs. 2 bis 5 BewG zu er­mit­teln ist und die Ver­wen­dung un­ter­schied­li­cher Wert­er­mitt­lungs­me­tho­den ohne fes­ten Be­zug zum Ge­samt­wert nicht si­cher­stel­len würde, dass die Werte der bei­den wirt­schaft­li­chen Ein­hei­ten ins­ge­samt den Min­dest­wert als Ge­samt­wert er­ge­ben. Dem Ge­set­zes­zweck des § 148 Abs. 1 BewG und der in § 148 Abs. 4 S. 1 BewG ge­re­gel­ten Auf­tei­lungs­me­thode ist je­doch zu ent­neh­men, dass die Werte der wirt­schaft­li­chen Ein­hei­ten des be­las­te­ten Grundstücks und des Erb­bau­rechts zu­sam­men dem Ge­samt­wert, also dem Wert ei­nes un­be­las­te­ten be­bau­ten Grundstücks ent­spre­chen sol­len. Eine Ab­hilfe hätte nur der Ge­setz­ge­ber durch ausdrück­li­che Ein­be­zie­hung des Min­dest­werts als Be­rech­nungsgröße in § 148 Abs. 4 BewG schaf­fen können.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BFH veröff­ent­licht.
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