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Steuerberatung

Zur typisierten Ermittlung nicht abzugsfähiger Schuldzinsen

FG Düsseldorf v. 31.5.2019 - 15 K 1131/19 G,F

An der ty­pi­sier­ten Er­mitt­lung der nicht ab­zugsfähi­gen Schuld­zin­sen (§ 4 Abs. 4a Satz 3 EStG) be­ste­hen keine ver­fas­sungs­recht­li­chen Zwei­fel. Der Steu­er­pflich­tige hat die Möglich­keit ei­ner ab­wei­chen­den, die Ver­zin­sung ver­mei­den­den Ge­stal­tung.

Der Sach­ver­halt:
Nach er­folg­lo­sem Ein­spruchs­ver­fah­ren ge­gen die ge­son­derte und ein­heit­li­che Fest­stel­lung von Be­steue­rungs­grund­la­gen 2013 bis 2016 mit Be­schei­den vom 21.12.2018, die Ge­wer­be­steu­er­mess­be­trags­be­scheide 2013 bis 2016 und die ge­son­derte Fest­stel­lung des vor­tragsfähi­gen Ge­wer­be­ver­lus­tes auf den 31.12.2016 je­weils vom 8.1.2019 (Ein­spruchs­ent­schei­dung vom 26.3.2019) macht die Kläge­rin mit der Klage gel­tend, der in § 4 Abs. 4a Satz 3 EStG be­stimmte ty­pi­sie­rende Zins­satz von 6 % un­ter­liege ver­fas­sungs­recht­li­chen Zwei­feln.

Hier gälten die glei­chen Be­den­ken, die in den der­zeit anhängi­gen Ver­fah­ren be­tref­fend die Ver­fas­sungsmäßig­keit des Zins­sat­zes in § 238 AO vor­ge­bracht würden. In den Streit­jah­ren, während an­hal­ten­der Nied­rig­zins­phase, habe der ty­pi­sierte Zins­satz kei­nen Be­zug mehr zum lang­fris­ti­gen Markt­zins­ni­veau; der an­ge­mes­sene Rah­men ei­ner wirt­schaft­li­chen Rea­lität sei er­heb­lich über­schrit­ten.

Das FG wies die Klage ab. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat zu­tref­fend den ge­setz­lich ty­pi­sier­ten Zins­satz des § 4 Abs. 4a EStG an­ge­wen­det. Die ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­den­ken der Kläge­rin grei­fen nicht durch.

§ 4 Abs. 4a EStG be­zweckt, die nicht zum Be­triebs­aus­ga­be­ab­zug zu­ge­las­se­nen Zins­auf­wen­dun­gen in pau­scha­lier­ter Art und Weise fest­zu­stel­len. Die Re­ge­lung, dass die nicht­ab­zieh­ba­ren Schuld­zin­sen ty­pi­siert mit 6 % der Übe­rent­nah­men des Wirt­schafts­jah­res zu er­mit­teln sind, bestätigt dies. Die Ty­pi­sie­rung dient einem Ver­ein­fa­chungs­zweck, wel­cher die in der Ab­kehr vom In­di­vi­dualmaßstab lie­gende Gleich­be­hand­lung von Un­glei­chem (na­ment­lich in­folge der je nach ge­nauem Ent­nah­me­zeit­punkt ver­schie­de­nen Fi­nan­zie­rungs­lauf­zeit) vor Art. 3 Abs. 1 GG recht­fer­tigt. Ins­be­son­dere er­spart sie dem Steu­er­pflich­ti­gen wie der Ver­wal­tung eine ge­naue um­fangmäßige und zeit­an­tei­lige Zu­ord­nung der an­ge­fal­le­nen Zins­las­ten, die sich letzt­lich nur bei ei­ner li­qui­ditäts­be­zo­ge­nen Be­trach­tungs­weise leis­ten ließe.

Der Kri­tik ei­ner mit 6 % übermäßigen Ver­zin­sung der Übe­rent­nah­men ist ent­ge­gen zu hal­ten, dass der Nach­teil durch einen ent­spre­chen­den Vor­teil - glei­che Be­hand­lung von Ein­la­gen und Ge­win­nen - bei pau­scha­lie­ren­der Be­trach­tung auf­ge­ho­ben wird. Zu­dem hat der Steu­er­pflich­tige die Möglich­keit ei­ner ab­wei­chen­den, die Ver­zin­sung ver­mei­den­den Ge­stal­tung. Der Zins­satz führt dann zu noch an­ge­mes­se­nen Er­geb­nis­sen, wenn die Übe­rent­nahme sehr früh im Jahr er­folgt - je­den­falls vor dem Hin­ter­grund der be­zweck­ten Pau­scha­lie­rung und im Hin­blick auf den Ver­ein­fa­chungs­ef­fekt. So­weit die ge­ne­rell als noch vom Ge­stal­tungs­spiel­raum des Ge­setz­ge­bers um­fasste Ty­pi­sie­rung im ex­trem ge­la­ger­ten Ein­zel­fall je­doch zu grob sach­wid­ri­gen Er­geb­nis­sen führt, kom­men ggf. Bil­lig­keitsmaßnah­men in Be­tracht. Diese sind im vor­lie­gen­den Fest­set­zungs­ver­fah­ren al­ler­dings nicht zu prüfen.

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