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Nichtberücksichtigung des Unternehmensverbunds im 4 Mio. Euro-Prüfvermerk nach StromPBG/EWPBG

Durch die Ak­tua­li­sie­rung der FAQ des BMWK zu den En­er­gie­preis­brem­sen wird deut­lich, dass sich der 4 Mio. Euro-Prüfver­merk auf das Ver­bund­un­ter­neh­men und nicht den Un­ter­neh­mens­ver­bund be­zieht.

Das Strom­preis­brem­se­ge­setz (StromPBG) so­wie das Erd­gas-Wärme-Preis­brem­sen­ge­setz (EWPBG), in de­nen insb. die En­er­gie­preis­brem­sen ge­re­gelt wer­den, sind am 24.12.2022 in Kraft ge­tre­ten und wur­den zu­letzt durch das am 29.12.2023 in Kraft ge­tre­tene Ge­setz zur An­pas­sung des En­er­gie­wirt­schafts­rechts an uni­ons­recht­li­che Vor­ga­ben und zur Ände­rung wei­te­rer en­er­gie­recht­li­cher Vor­schrif­ten geändert.

© unsplash

Ne­ben vie­len De­tail­fra­gen zu den Fris­ten, den Höchst­gren­zen, dem Netto-Ar­beits­preis, der En­er­gie­kos­ten, dem Um­gang mit Schätzun­gen und Wei­ter­lei­tun­gen, etc., die in den di­ver­sen Fas­sun­gen der FAQ des BMWK (ak­tu­ell: Ver­sion 14.1 vom 25.03.2024) nach und nach Ein­gang fan­den, gibt es bis­her bei den Letzt­ver­brau­chern so­wie den Wirt­schaftsprüfern er­heb­li­che Un­si­cher­hei­ten bezüglich der Berück­sich­ti­gung des Un­ter­neh­mens­ver­bunds für die Prüfun­gen nach § 22 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c EWPBG bzw. § 30 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c StromPBG zur Ein­hal­tung der Höchst­grenze von 4 Mio. Euro als ab­so­lute Ent­las­tungs­summe.

Die bis­her herr­schende Mei­nung zur Les­art der Ge­setze sah die Ein­be­zie­hung des Un­ter­neh­mens­ver­bunds in die zu prüfen­den An­ga­ben vor. Die ak­tu­el­len FAQ zu den En­er­gie­preis­brem­sen (StromPBG/EWPBG) se­hen dem­ge­genüber le­dig­lich vor, dass ein Prüfungs­ver­merk für Un­ter­neh­men, die die fi­nale Selbst­erklärung mit ei­ner tatsäch­lich an­zu­wen­den ab­so­lu­ten Höchst­grenze von 4 Mio. Euro nach § 30 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c StromPBG bzw. § 22 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c EWPBG be­an­spru­chen, not­wen­dig ist.

Wird ein Wirt­schaftsprüfer mit der vor­ste­hend ge­nann­ten Prüfung be­auf­tragt, ste­hen die fol­gen­den An­ga­ben aus­schließlich des Ver­bund­un­ter­neh­mens mit ei­ner Höchst­grenze von 4 Mio. Euro im Fo­kus sei­nes Auf­trags („Auf­stel­lung von An­ga­ben i. Z. m. der fi­na­len Selbst­erklärung“):

  • Die kri­sen­be­ding­ten Mehr­kos­ten,
  • die Ein­hal­tung der ab­so­lu­ten Höchst­grenze nach § 18 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a EWPBG bzw. § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 Buchst. a StromPBG,
  • die Ein­hal­tung der re­la­ti­ven Höchst­grenze nach § 18 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. d EWPBG bzw. § 9 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. d StromPBG so­wie
  • die aus­zu­glei­chen­den Fehl­beträge für das je­wei­lige Lie­fer­verhält­nis, mit de­nen eine Ein­hal­tung der vor­ste­hen­den Höchst­grenze si­cher­ge­stellt wird.

So­fern das Un­ter­neh­men, wel­ches eine ab­so­lute Höchst­grenze von 4 Mio. Euro be­an­sprucht, mit an­de­ren Un­ter­neh­men i. S. d. § 2 Nr. 16 EWPBG bzw. § 2 Nr. 28 StromPBG ver­bun­den ist, be­stan­den bis­her Rechts­un­si­cher­hei­ten darüber, ob sich die Prüfung der vor­ge­nann­ten An­ga­ben le­dig­lich auf das Un­ter­neh­men selbst oder auf den ge­sam­ten Un­ter­neh­mens­ver­bund er­streckt. Ne­ben der Ein­hal­tung der ab­so­lu­ten Höchst­grenze, kann die Ein­be­zie­hung des Un­ter­neh­mens­ver­bun­des auch Be­deu­tung für die Prüfung der Ein­hal­tung der re­la­ti­ven Höchst­grenze so­wie der aus­zu­glei­chen­den Fehl­beträge ha­ben.

© Prüfbehörde in IDW-Seminar zur Prüfung von letztverbrauchenden Unternehmen i.Z.m. den Energiepreisbremsen

In dem kürz­lich auf der Seite der Prüfbehörde veröff­ent­lich­ten Schrei­ben bekräftigt die Prüfbehörde in ih­rer Funk­tion als Über­wa­chungs­or­gan nach § 46 Abs. 3 StromPBG bzw. § 25 Abs. 3 EWPBG ihre in Ka­pi­tal 2.15 der FAQ dar­ge­stellte Rechts­auf­fas­sung, dass hier der Un­ter­neh­mens­ver­bund nicht zu berück­sich­ti­gen ist.Sie stützt sich hier­bei auf die Ge­set­zes­begründung: Schrei­ben der Prüfbehörde vom 23.04.2024. In dem Schrei­ben wird aber auch ex­pli­zit dar­ge­stellt, dass der Prüfer bei po­si­ti­ver Kennt­nis, dass die ab­so­lute Höchst­grenze im Ver­bund über­schrit­ten wurde, dies ent­spre­chend zu do­ku­men­tie­ren hat.

Hinweise für Energieversorgungsunternehmen

Es ist zu be­ach­ten, dass spätes­tens im kom­men­den Jahr die End­ab­rech­nun­gen der En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men nach § 34 Satz 1 StromPBG bzw. nach § 34 Abs. 1 EWPBG von einem Wirt­schaftsprüfer zu prüfen sind. Hierzu hatte das BMWK am 18.03.2024 ein Schrei­ben an die vier Über­tra­gungs­netz­be­trei­ber zu den Fris­ten­re­ge­lun­gen im StromPBG auf sei­ner Web­seite zu den Gas- und Strom­preis­brem­sen veröff­ent­licht. Das Schrei­ben fin­den Sie un­ter dem fol­gen­den Link.

Die En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men wer­den nach § 46 Abs. 3 StromPBG bzw. § 25 Abs. 3 EWPBG von der Prüfbehörde über­wacht und müssen in die­sem Rah­men nach­wei­sen können, dass die gewähr­ten Ent­las­tun­gen die Höchst­gren­zen nach § 9 StromPBG und § 18 EWPBG ein­hal­ten. Hierzu wird nun zur Klar­stel­lung der Nicht­berück­sich­ti­gung des Un­ter­neh­mens­ver­bunds in den Prüfungs­ver­mer­ken der Wirt­schaftsprüfer an die Letzt­ver­brau­cher nach­ste­hen­der Ab­satz an die En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men ge­rich­tet:

Elek­tri­zitäts- und En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men, die Jah­res­end­ab­rech­nun­gen nach § 12 Abs. 3 StromPBG bzw. § 20 Abs. 2 EWPBG auf Ba­sis ei­ner fi­na­len Selbst­erklärung mit einem Prüfungs­ver­merk bei An­wen­dung ei­ner ab­so­lu­ten Höchst­grenze von 4 Mil­lio­nen Euro, der sich auf ein ein­zel­nes Ver­bund­un­ter­neh­men be­zieht, han­deln so­mit ord­nungs­gemäß nach den Vor­ga­ben des StromPBG bzw. des EWPBG.

Fazit

Das Schrei­ben der Prüfbehörde schafft nun Klar­heit zur Nicht­berück­sich­ti­gung des Un­ter­neh­mens­ver­bunds im Prüfver­merk i. S. d. § 22 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c EWPBG bzw. § 30 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. c StromPBG bei ei­ner an­zu­wen­den­den Höchst­grenze von 4 Mio. Euro. Gleich­wohl ha­ben die An­trag­stel­ler bei der Ab­gabe der fi­na­len Selbst­erklärung den Un­ter­neh­mens­ver­bund zu berück­sich­ti­gen. Hierzu be­ste­hen wei­ter­hin Schwie­rig­kei­ten in der all­ge­mein not­wen­di­gen Ab­gren­zung des Un­ter­neh­mens­ver­bunds, insb. bei Stif­tun­gen, Fonds und Bun­des- oder Lan­des­be­tei­li­gun­gen. Auf­grund des fort­ge­schrit­te­nen Jah­res wird es für Letzt­ver­brau­cher und Wirt­schaftsprüfer kaum möglich sein, die Frist 31.05.2024 ein­zu­hal­ten. Eben­falls be­ste­hen wei­tere of­fene De­tail­fra­gen, auch zu Schie­nen­bah­nen, die noch geklärt wer­den müssen. Al­len Letzt­ver­brau­chern kann da­her nur ge­ra­ten wer­den, die Frist­verlänge­rung um drei Mo­nate zu be­an­tra­gen.

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