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Maßnahmenpaket der Bundesregierung für vom Krieg betroffene Unternehmen

Auch in Deutsch­land sind viele Un­ter­neh­men von den Fol­gen des Krie­ges in der Ukraine be­trof­fen. Zu de­ren Un­terstützung hat die Bun­des­re­gie­rung am 08.04.2022 ein Hilfs­pa­ket ge­schnürt, das Zu­schüsse und Kre­dite vor­sieht. Mit die­sen Hilfsmaßnah­men sol­len die Un­ter­neh­men li­quide blei­ben.

KfW-Kreditprogramm

Das KfW-Son­der­pro­gramm UBR 2022 rich­tet sich an mit­telständi­sche und große Un­ter­neh­men, Ein­zel­un­ter­neh­men und Frei­be­ruf­lern, die von den Fol­gen des Krie­ges in der Ukraine be­trof­fen sind.

Seit dem 09.05.2022 können dies Un­ter­neh­men ohne Um­satzgrößen­be­gren­zung ent­spre­chende In­ves­ti­ti­ons- und Be­triebs­mit­tel­kre­dite be­an­tra­gen.

Der ma­xi­male Dar­le­hens­be­trag pro Un­ter­neh­mens­gruppe ist grundsätz­lich auf 100 Mio. Euro be­grenzt und darf ma­xi­mal

  • 15 % des durch­schnitt­li­chen jähr­li­chen Ge­samt­grup­pen­um­sat­zes gemäß den letz­ten drei vor­lie­gen­den Jah­res­ab­schlüssen

oder

  • 50 % der En­er­gie­kos­ten in den zwölf Mo­na­ten vor dem Mo­nat der An­trag­stel­lung

be­tra­gen.

Bei einem Kre­dit­vo­lu­men von mehr als 25 Mio. Euro ist der Kre­dit­be­trag zusätz­lich auf ma­xi­mal 50 % der Ge­samt­ver­schul­dung oder 30 % der Bi­lanz­summe der Un­ter­neh­mens­gruppe be­grenzt. Da­bei ist die höhere der bei­den vor­ge­nann­ten Gren­zen maßgeb­lich.

Zu­gangs­vor­aus­set­zung ist eine nach­ge­wie­sene Be­trof­fen­heit, die aus den Sank­tio­nen ge­genüber Russ­land und Bela­rus oder den Kriegs­hand­lun­gen in der Ukraine re­sul­tiert, bei­spiels­weise durch

  • Um­satzrück­gang auf­grund ei­nes weg­ge­bro­che­nen Ab­satz­mark­tes (Ukraine, Bela­rus, Russ­land). Da­von wird aus­ge­gan­gen, wenn der An­teil des durch­schnitt­li­chen Jah­res­um­sat­zes der Un­ter­neh­mens­gruppe der letz­ten drei Jahre in den Märk­ten Ukraine, Bela­rus, Russ­land min­des­tens 10 % des durch­schnitt­li­chen Ge­samt­um­sat­zes der Un­ter­neh­mens­gruppe in den letz­ten drei Jah­ren be­trug.
  • nach­ge­wie­sene Pro­duk­ti­ons­ausfälle in den Ländern Ukraine, Bela­rus und Russ­land.
  • nach­ge­wie­sene Pro­duk­ti­ons­ausfälle auf­grund feh­len­der Roh­stoffe oder Vor­pro­dukte, die un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar aus den Ländern Ukraine, Bela­rus oder Russ­land stam­men.
  • Schließung von Pro­duk­ti­onsstätten in der Ukraine, Bela­rus oder Russ­land.
  • be­son­ders hohe Be­trof­fen­heit durch die ge­stie­ge­nen En­er­gie­kos­ten. Da­von wird aus­ge­gan­gen, wenn der En­er­gie­kos­ten­an­teil min­des­tens 3 % des Jah­res­um­sat­zes der Un­ter­neh­mens­gruppe im Jahr 2021 be­trug.

Hin­weis: Un­ter­neh­men, die zum 31.12.2021 gemäß den Kri­te­rien der Eu­ropäischen Kom­mis­sion ein Un­ter­neh­men in Schwie­rig­kei­ten wa­ren, sind von der An­trag­stel­lung aus­ge­schlos­sen.

Als ver­bun­dene Un­ter­neh­men gel­ten

  • Un­ter­neh­men, an de­nen der An­trag­stel­ler di­rekt oder in­di­rekt mit mehr als 50 % be­tei­ligt ist,
  • Un­ter­neh­men, die am An­trag­stel­ler di­rekt oder in­di­rekt mit mehr als 50 % be­tei­ligt sind so­wie
  • alle Un­ter­neh­men, die in einem for­mel­len Kon­zern­verhält­nis ste­hen.

Förderfähige Maßnah­men sind

  • In­ves­ti­tio­nen in­klu­sive Über­nah­men und tätige Be­tei­li­gun­gen in Deutsch­land.
  • In­ves­ti­tio­nen in­klu­sive Über­nah­men und tätige Be­tei­li­gun­gen im Aus­land von Un­ter­neh­men mit Un­ter­neh­mens­sitz in Deutsch­land auf­grund ei­ner nicht tem­porären Ver­la­ge­rung von Pro­duk­ti­onsstätten aus Bela­rus, Russ­land, Ukraine in ein an­de­res Land. In­ves­ti­tio­nen in Bela­rus und Russ­land sind von der Förde­rung aus­ge­schlos­sen.
  • Be­triebs­mit­tel, die in Deutsch­land ver­wen­det wer­den.

Wei­tere Pro­gramm­vor­teile:

  • Es wird ein vergüns­tig­ter Zins­satz ver­ein­bart, der ei­ner Zins­bin­dung für die ge­samte Kre­dit­lauf­zeit un­ter­liegt. Der maßgeb­li­che Zins­satz kann teil­weise vom Kre­dit­ra­ting des be­an­tra­gen­den Un­ter­neh­mens abhängig sein.
  • Für die durch­lei­ten­den Fi­nan­zie­rungs­part­ner (Ban­ken und Spar­kas­sen) be­steht eine Haf­tungs­frei­stel­lung von 80 % bei mit­telständi­schen Un­ter­neh­men (Grup­pen­um­satz über­schrei­tet nicht 500 Mil­lio­nen Euro p.a.) und 70 % bei großen Un­ter­neh­men (Grup­pen­um­satz mehr als 500 Mil­lio­nen Euro p.a.).
  • Die Lauf­zeit der Kre­dite beträgt min­des­tens zwei Jahre und ma­xi­mal sechs Jahre. Da­bei kann eine til­gungs­freie Zeit von bis zu zwei Jah­ren ver­ein­bart wer­den.

Hin­weis: An­trag­stel­lung und Kre­dit­ab­schluss er­fol­gen bei der Haus­bank des Un­ter­neh­mens oder in Zu­sam­men­ar­beit mit einem Fi­nan­zie­rungs­part­ner. Der Ab­schluss ei­nes Kre­dit­ver­trags im Rah­men des KfW-Son­der­pro­gramms UBR 2022 ist bis spätes­tens 31.12.2022 möglich.

Bürgschaftsprogramme

Um Un­ter­neh­men, die nach­weis­lich vom Ukraine-Krieg be­trof­fen sind, beim Er­halt von Be­triebs­mit­tel- und In­ves­ti­ti­ons­kre­di­ten zu un­terstützen, sol­len die Pro­gramme bei den Bürg­schafts­ban­ken und das Großbürg­schafts­pro­gramm des Bun­des bis Ende 2022 er­wei­tert wer­den. Anträge können be­reits seit dem 29.04.2022 ge­stellt wer­den. Al­ler­dings wird über einen An­trag erst nach der bei­hil­fe­recht­li­chen Ge­neh­mi­gung ent­schie­den, zu der sich die Bun­des­re­gie­rung in Ab­stim­mung mit der EU-Kom­mis­sion be­fin­det.

Kostenzuschuss für durch Preissteigerungen bei Strom und Erdgas besonders betroffenen Unternehmen

Un­ter­neh­men, die we­gen deut­lich ge­stie­ge­ner En­er­gie­kos­ten bei Gas und Strom stark be­las­tet sind, wird un­ter fol­gen­den Vor­aus­set­zun­gen im Zeit­raum zwi­schen Fe­bruar und Sep­tem­ber 2022 ein Kos­ten­zu­schuss gewährt:

  • Das Un­ter­neh­men gehört ei­ner en­er­gie- und han­dels­in­ten­si­ven Bran­che (etwa der Her­stel­lung und Ver­ede­lung von Be­klei­dung, Tep­pi­chen und sons­ti­gen Tex­ti­lien, Gum­mi­wa­ren, Me­tall­wa­ren und Glas) an, oder ist von der EU als be­son­ders be­trof­fe­ner Sek­tor de­fi­niert wor­den (u. a. Che­mie, Glas, Stahl, Me­talle, Ke­ra­mik).
  • Die Kos­ten für Strom und Gas stei­gen im Förder­zeit­raum auf das Dop­pelte des Durch­schnitts­prei­ses im Jahr 2021

Der maßgeb­li­che Scha­den be­rech­net sich aus der Dif­fe­renz zwi­schen dem Preis für Strom und Gas in­ner­halb des Förder­zeit­rau­mes und dem dop­pel­ten Durch­schnitts­preis im Ge­schäfts­jahr 2021. Eine Förde­rung wird dem­nach nur für den Teil des Preis­an­stiegs gewährt, wel­cher das Ni­veau im Jahr 2021 um mehr als das Dop­pelte über­steigt.

Die letzt­end­li­che Förde­rung deckt le­dig­lich einen Teil des maßgeb­li­chen Scha­dens ab. Es wird drei Förder­stu­fen ge­ben:

  1. 30 % der Preis­dif­fe­renz und bis zu 2 Mio. Euro er­hal­ten Un­ter­neh­men, die ei­ner en­er­gie- und han­dels­in­ten­si­ven Bran­che gemäß der EU-De­fi­ni­tion an­gehören und min­des­tens 3 % En­er­gie­be­schaf­fungs­kos­ten nach­wei­sen.
  2. Bis zu 50 % der Preis­dif­fe­renz und bis zu 25 Mio. Euro er­hal­ten Un­ter­neh­men, wel­che die o. g. Vor­aus­set­zun­gen erfüllen und zu­dem einen Be­triebs­ver­lust auf­grund der zusätz­li­chen En­er­gie­kos­ten nach­wei­sen.
  3. Bis zu 70 % der Preis­dif­fe­renz und bis zu 50 Mio. Euro er­hal­ten Un­ter­neh­men aus den gemäß der EU-Kom­mis­sion be­son­ders be­trof­fe­nen Sek­to­ren, so­weit sie zu­dem einen Be­triebs­ver­lust auf­grund der zusätz­li­chen En­er­gie­kos­ten nach­wei­sen.Die pro­zen­tuale Förde­rung wird im Juli ein­ma­lig um 10 Pro­zent­punkte ab­ge­schmol­zen.

Eigen- und Hybridkapitalhilfen

Als Op­tion zur Sta­bi­li­sie­rung von be­son­ders re­le­van­ten Un­ter­neh­men prüft die Bun­des­re­gie­rung außer­dem den ge­ziel­ten Ein­satz von Ei­gen- und Hy­bridka­pi­tal­hil­fen.

Hin­weis: Diese Maßnahme dürfte al­ler­dings nur in ab­so­lu­ten Ein­zelfällen und bei ge­samt­wirt­schaft­lich be­deut­sa­men Un­ter­neh­men eine Rolle spie­len.

Finanzierungsprogramm für durch hohe Sicherheitsleistungen im Terminhandel mit Energie gefährdete Unternehmen

Für durch hohe Si­cher­heits­leis­tun­gen (Mar­gi­ning) im Ter­min­han­del mit En­er­gie gefähr­dete Un­ter­neh­men er­ar­bei­tet die Bun­des­re­gie­rung stan­dar­di­sierte Kri­te­rien, um die­sen kurz­fris­tig mit ei­ner Bun­des­ga­ran­tie un­ter­legte Kre­dit­li­nien der KfW zu gewähren. Für diese Maßnahme ist ein Kre­dit­vo­lu­men von ins­ge­samt bis zu 100 Mrd. Euro vor­ge­se­hen.

Be­ar­bei­tungs­stand: 05.12.2022

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