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Green IT: Der grüne Pfad der Informationstechnologie

War die Be­ur­tei­lung von öko­lo­gi­schen As­pek­ten ei­nes Un­ter­neh­mens in der Ver­gan­gen­heit so­wohl für Un­ter­neh­mens­len­ker als auch für Prüfer eher ein „eso­te­ri­sches“ Thema von ge­rin­ger Re­le­vanz, hat sich dies nicht nur durch die An­for­de­run­gen der Nach­hal­tig­keits­be­richt­er­stat­tung mas­siv ge­wan­delt. Ein we­sent­li­cher Fak­tor in der öko­lo­gi­schen Be­trach­tung ei­nes Un­ter­neh­mens ist in der di­gi­ta­li­sier­ten Welt die Um­welt­verträglich­keit der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie.

Die Bedeutung von „Green IT“

Der Be­griff „Green IT“ be­schreibt um­welt­verträgli­che Pro­dukte und Dienst­leis­tun­gen der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie (IT) so­wie eine möglichst res­sour­cen­scho­nende Nut­zung von In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik. Da­bei wird ne­ben der Nut­zung auch der ge­samte Le­bens­zy­klus von der Her­stel­lung bis zur Ent­sor­gung und des­sen Aus­wir­kun­gen auf das Klima und an­dere Um­welt­ein­wir­kun­gen, wie z.B. der Ein­satz von kri­ti­schen Roh­stof­fen, berück­sich­tigt.

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Längst ist in vie­len Fir­men die Aus­la­ge­rung von In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie ein wich­ti­ger Be­stand­teil von Un­ter­neh­men. Da­her trifft Green IT nicht nur die haus­ei­ge­nen Ab­tei­lun­gen, son­dern ist ge­rade bei Re­chen­zen­tren ein wich­ti­ges Thema. Bei­spiels­weise ba­siert jede Cloud-Tech­no­lo­gie, je­des E-Mail-Pro­gramm und je­der Strea­ming­dienst auf Ser­vern, wel­che in einem Re­chen­zen­trum be­trie­ben wer­den.

Abb. Aspekte Beurteilung von Green IT im RZ​

Der Bau eines Rechenzentrums

Der Le­bens­zy­klus ei­nes Re­chen­zen­trums be­ginnt mit dem Bau. Ne­ben der Aus­wahl ei­nes ge­eig­ne­ten Bau­plat­zes bie­tet die Aus­wahl der Ma­te­ria­lien eine viel größere Möglich­keit. Car­bon­be­ton ist ein Ver­bund­werk­stoff aus Hoch­leis­tungs­be­ton und ei­ner Be­weh­rung aus Car­bon. Im Ver­gleich zum herkömm­li­chen Stahl­be­ton re­du­ziert die Ver­wen­dung von Car­bon­be­ton den En­er­gie­be­darf und den CO2-Aus­stoß bei der Her­stel­lung und In­stand­set­zung von Gebäuden um die Hälfte. Ein wei­te­rer Vor­teil ist die Halt­bar­keit des spe­zi­el­len Be­ton­ge­mi­sches. Car­bon­be­ton hat eine dop­pelt so lange Le­bens­dauer wie Stahl­be­ton. Dies senkt auch die Kos­ten für In­stand­hal­tun­gen.

Strom zum Betrieb

Ein be­deu­ten­der An­satz hin zu ei­ner grünen IT liegt in der Nut­zung ei­nes Re­chen­zen­trums. Da­bei ist am Strom­ver­brauch so­wie des­sen Ge­win­nung nicht vor­bei­zu­kom­men. Es gibt kein Re­chen­zen­trum und keine In­for­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik, wel­che ohne Strom funk­tio­niert. Laut ei­ner Stu­die des Fraun­ho­fer-In­sti­tuts für Zu­verlässig­keit und Mi­kro­in­te­gra­tion (IZM), Ber­lin, be­trug der Strom­ver­brauch für In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie im Jahr 2017 rund 58,4 Ter­ra­watt­stun­den (TWh), was zwei Pro­zent des ge­sam­ten Strom­ver­brauchs in Deutsch­land ent­spricht. Auf­grund ste­ti­ger Ent­wick­lun­gen in der Di­gi­ta­li­sie­rung, wel­che im­mer höhere Re­chen­leis­tun­gen benöti­gen, wie z. B. Künst­li­che In­tel­li­genz oder die Block­chain-Tech­no­lo­gie, ist laut Ex­per­ten­schätzun­gen von einem wei­ter­hin stei­gen­den En­er­gie­be­darf von mehr als 60 Pro­zent im Zeit­raum von 2015 bis 2025 aus­zu­ge­hen.

Im Zu­sam­men­hang mit den ak­tu­ell stei­gen­den En­er­gie­prei­sen können hier hohe Kos­ten auf Un­ter­neh­men zu­kom­men. Da­her ist eine Re­du­zie­rung des Strom­ver­brauchs nicht nur un­ter Be­trach­tung der Um­weltas­pekte nütz­lich, son­dern sorgt für eine Re­du­zie­rung der Be­triebs­kos­ten. Natürlich spielt auch die Art der Strom­ge­win­nung eine große Rolle für eine grüne IT. Hier kann auf Öko­strom durch nach­hal­tige Tech­no­lo­gien zurück­ge­grif­fen wer­den.

Klimatisierung der Server

Die Kli­ma­ti­sie­rung der Ser­ver ist ein wei­te­res Thema, mit dem ein Re­chen­zen­trum zu kämp­fen hat. Ser­ver er­zeu­gen in Form von Wärme große Men­gen an En­er­gie. Diese bleibt je­doch zum Großteil un­ge­nutzt, da sie nicht ef­fi­zi­ent wei­ter­ver­wen­det wer­den kann. Durch die Nut­zung von sog. Warm- und Kaltgängen kann eine ef­fi­zi­en­tere Kühlung gewähr­leis­tet so­wie eine Nut­zung der Abwärme ermöglicht wer­den. Da­durch kann bei­spiel­weise die Gebäude­hei­zung oder die Warm­was­ser­auf­be­rei­tung mit der Abwärme aus dem Re­chen­zen­trum ver­sorgt wer­den.

Häufig wer­den zur bes­se­ren Kühlung auch Kälte­mit­tel ein­ge­setzt. Die sog. HFKW- oder FKW-Kälte­mit­tel ver­zich­ten auf Chlor und schädi­gen da­mit nicht mehr die Ozon­schicht. Al­ler­dings tra­gen sie wei­ter­hin zur Erd­erwärmung bei. In grünen IT-Land­schaf­ten wer­den Kälte­an­la­gen mit nicht-ha­lo­ge­nier­ten Kälte­mit­teln ein­ge­setzt, wel­che auch res­sour­cen­scho­nend sind.

Hin­weis: FKW steht für Fluor­koh­len­was­ser­stoffe und be­zeich­net fluo­rierte De­ri­vate der Koh­len­was­ser­stoffe. Es wird zwi­schen teil­weise (HFKW) und vollständig ha­lo­ge­nier­ten (FKW) Fluor­koh­len­was­ser­stof­fen un­ter­schie­den.

Umgang mit Hardware

Welt­weit sind rund zwei bis drei Pro­zent der Koh­len­stoff­di­oxid-Emis­sion auf die In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie zurück­zuführen. Eine Stu­die des französi­schen „The Shift Pro­ject“ pro­gnos­ti­ziert, dass die Emis­sio­nen der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie bis 2025 so­gar acht Pro­zent am Ge­samt CO2-Aus­stoß aus­ma­chen könn­ten. Da­mit würde die IT-Bran­che die Um­welt stärker be­las­ten als Au­tos und Mo­torräder. Zieht man nur die Hard­ware in Be­tracht, so ent­steht der über­wie­gende Teil der kli­ma­schädli­chen Emis­sio­nen im Rah­men der Her­stel­lung. Eine lange Nut­zungs­dauer der Hard­ware ver­rin­gert ent­spre­chend diese Bi­lanz.

Die Außenwirkung von Green IT

Un­ter­neh­men, wel­che sich mit dem Thema Green IT be­fas­sen und ent­spre­chende Maßnah­men er­grei­fen, soll­ten dies auch außen­wirk­sam be­kannt ma­chen. Durch Green Mar­ke­ting er­fah­ren auch Kun­den und Ge­schäfts­part­ner von der nach­hal­ti­gen Aus­rich­tung. Dies ver­bes­sert das An­se­hen so­wie die öff­ent­li­che Wahr­neh­mung des Un­ter­neh­mens. Auch in­ner­halb von Lie­fer­ket­ten und zwi­schen Ge­schäfts­part­nern spielt die nach­hal­tige Auf­stel­lung ei­nes Un­ter­neh­mens eine zu­neh­mend wich­ti­gere Rolle. Eine sehr po­puläre Be­we­gung der letz­ten Jahre stellt hier „Fri­days for Fu­ture“ dar. In der Po­li­tik und vor al­lem in der Ge­sell­schaft wächst das Be­wusst­sein für ein res­sour­cen­scho­nen­des und um­welt­verträgli­ches Un­ter­neh­men. Da vor al­lem die In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie res­sour­cen­in­ten­siv ist, rückt auch sie ins Zen­trum sol­cher Über­le­gun­gen.

La­gert ein Un­ter­neh­men seine IT an ein grünes Re­chen­zen­trum aus oder be­zieht von dort be­trie­bene Sys­teme, kann es seine Um­welt­bi­lanz ein­fa­cher op­ti­mie­ren, als selbst in eine grüne IT zu in­ves­tie­ren, da in Re­chen­zen­tren gebündelte Maßnah­men ein­fa­cher er­grif­fen wer­den können.

Prüfung und Beurteilung der Umweltverträglichkeit der IT

Die ge­nann­ten As­pekte der Green IT stel­len Aus­schnitte ei­ner ganz­heit­li­chen Um­welt­be­trach­tung dar. In je­dem Fall müssen alle we­sent­li­chen Um­weltas­pekte berück­sich­tigt wer­den, um zu va­li­den Prüfungs­er­geb­nis­sen zu ge­lan­gen. Ne­ben En­er­gie und Um­welt­verträglich­keit der In­fra­struk­tur stel­len sich hier auch Fra­gen zum Be­trieb, z. B. wel­che Kälte­mit­tel ver­wen­det wer­den oder wie viele Mit­ar­bei­ter mit wel­chen Ver­kehrs­mit­teln wie oft zum Re­chen­zen­trum rei­sen etc. Die Be­ur­tei­lung der Um­welt­verträglich­keit der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie ist ein kom­ple­xes The­men­feld, das viele Her­aus­for­de­run­gen be­inhal­tet.

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