- Ebner Stolz und F.A.Z.-Institut befragen 447 Entscheider zu Compliance-Themen
- Jedes fünfte Unternehmen verzeichnete in den letzten zwei Jahren einen Compliance-Verstoß mit beträchtlichem Schaden
- 85 Prozent der Befragten stufen Tax Compliance als wichtiges Handlungsfeld ein
Stuttgart, 1. Februar 2018 - Auch wenn Compliance seit geraumer Zeit in aller Munde ist - der Mittelstand hält noch längst nicht ausreichende Compliance-Strukturen vor, um nachweisen zu können, dass gesetzliche Vorgaben, Verordnungen, Spezifikationen oder unternehmensinterne Richtlinien eingehalten werden. Dies ergibt die aktuell veröffentlichte Studie „Compliance - Brennpunkte im Mittelstand“, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ebner Stolz gemeinsam mit dem Institut der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.-Institut) in Auftrag gegeben hat. FRANKFURT BUSINESS MEDIA führte dazu in der zweiten Jahreshälfte 2017 eine exklusive Online-Befragung bei 447 Entscheidern der ersten und zweiten Führungsebene mittlerer und großer Unternehmen zu Compliance-Brennpunkten durch.
Das ernüchternde Ergebnis: Jedes fünfte Unternehmen war in den vergangenen zwei Jahren mit Compliance-Verstößen befasst - mit mitunter beträchtlichen Schadenssummen. So bezifferten 42 Prozent der von Compliance-Verstößen betroffenen Unternehmen ihren Schaden auf über 100.000 Euro; bei mehr als der Hälfte der Unternehmen betrug der Schaden 50.000 Euro und mehr.
99 Prozent der befragten Großunternehmen und immerhin 80 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben Compliance-Risiken für sich als wesentlich eingestuft. Die Rangliste der in den Unternehmen identifizierten Compliance-Risiken führen die Bereiche IT-Sicherheit mit 94 Prozent und Datenschutz mit 95 Prozent an. Hier ergibt sich keine Veränderung gegenüber der bereits im Herbst 2016 veröffentlichten Vorgänger-Studie. Beflügelt wird diese hohe Risikoeinstufung durch die am 25. Mai 2018 in Kraft tretende Datenschutz-Grundverordnung.
Aber auch dem Steuerrecht wird erhebliches Risikopotenzial zugeschrieben. So sehen 85 Prozent der befragten Unternehmen Steuern als wichtiges Handlungsfeld für Compliance. 49 Prozent halten das Thema für sehr wichtig und 36 Prozent immerhin für wichtig. Die höchsten Compliance-Risiken bestehen nach Auffassung der Unternehmen im Bereich Umsatzsteuer und Verrechnungspreise. Die Finanzverwaltung hat zwischenzeitlich auf die verschärfte Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zu Teilselbstanzeigen reagiert und dargelegt, dass ein steuerliches Internes Kontrollsystem vor dem Vorwurf einer Steuerstraftat schützen kann. Dem Thema Tax Compliance geht der Mittelstand derzeit dennoch aus dem Weg. Trotz der hohen Risikoeinstufung gibt nur die Hälfte der befragten Mittelständler an, sich aktuell damit zu befassen. So haben nur sechs Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen bereits ein Tax Compliance-Management-System implementiert; 17 Prozent befinden sich im Planungsstadium.
Betrachtet man nur die Gruppe der mittelständischen Unternehmen, die sich tatsächlich mit Tax Compliance auseinandersetzen, haben bereits 25 Prozent davon ein umfassendes Tax Compliance-Management-System eingeführt und 36 Prozent planen dies. Wird das Thema also erst einmal aufgegriffen, wird sogleich der Bedarf nach einer umfassenden Lösung erkannt.
Ob es in Unternehmen insgesamt eigenständige Compliance-Abteilungen gibt, hängt von der Unternehmensgröße ab. 91 Prozent der Großunternehmen halten spezielle Compliance-Abteilungen vor. Im Mittelstand gibt es noch nicht einmal in der Hälfte der befragten Unternehmen eine solche Abteilung. Auch bei der Implementierung spezieller Compliance-Maßnahmen hinkt der Mittelstand hinterher. So haben etwa nur 66 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen Compliance-Richtlinien eingeführt, bei den Großunternehmen sind dies 91 Prozent. Über einen Geschäftspartner-Prüfungsprozess verfügen 56 Prozent der großen und immerhin 37 Prozent der mittelständischen Unternehmen. Eine Compliance-Hotline ist in 58 Prozent der Großunternehmen sowie in 16 Prozent der mittelständischen Unternehmen vorzufinden.
Weiter beschäftigt sich die Studie - in fünf Tiefeninterviews mit dem konkreten Umgang von Compliance in Unternehmen. Hier werden die Brennpunkte Compliance-Kultur, Tool-Einsatz in Unternehmen, Tax Compliance in zwei Gesprächen und Sachverhaltsaufklärung bei Compliance-Verstößen näher beleuchtet. Die Interviews wurden von Compliance-Experten von Ebner Stolz mit Stefan Land (All for One Steeb AG), Henning Michaelsen (Aurubis AG), Prof. Dr. Johanna Hey (Universität Köln), Frank Derks (Wanzl Gruppe) sowie Dr. Boris Kasten (Schindler AG) geführt.
Die Studie ist im F.A.Z.-Institut erschienen und kostet 38 Euro. Sie kann per E-Mail unter vertrieb@faz-institut.de bestellt werden.
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