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Aufzeichnungspflichten nach dem AEntG gelten auch für Landwirtschaft und Gartenbau

FG Hamburg 10.5.2017, 4 K 73/15

Die alle Be­schäftig­ten um­fas­sen­den Auf­zeich­nungs­pflich­ten des Ar­beit­neh­mer-Ent­sen­de­ge­setz (AEntG) gel­ten auch für die Bran­chen, für die ein Ta­rif­ver­trag für all­ge­mein an­wend­bar erklärt wurde. Da­mit stellt sich das FG Ham­burg be­wusst ge­gen die Auf­fas­sung des OLG Hamm aus dem Be­schluss vom 18.10.2016 (Az. 3 RBs 277/16).

Der Sach­ver­halt:
Der Ge­samt­ver­band der deut­schen land- und Forst­wirt­schaft­li­chen Ar­beit­ge­ber­verbände (GLFA) und die In­dus­trie­ge­werk­schaft Bauen-Agrar-Um­welt (IG Bau) hat­ten Mitte 2014 für die Land­wirt­schaft und den Gar­ten­bau einen Ta­rif­ver­trag (TV) ver­ein­bart, der es er­laubt, bis Ende 2017 einen Min­dest­lohn un­ter­halb des ge­setz­li­chen Min­dest­lohns fest­zu­le­gen. Auf der Grund­lage des AEntG, das die Schaf­fung und Durch­set­zung an­ge­mes­se­ner Min­de­st­ar­beits­be­din­gun­gen für Ar­beit­neh­mer zum Ziel hat, wurde der TV vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Ar­beit und So­zia­les für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt (§ 7a AEntG).

Die Ge­ne­ral­zoll­di­rek­tion for­dert seit­dem von den Be­trie­ben der Land­wirt­schaft und des Gar­ten­baus, dass sie gem. § 19 AEntG Auf­zeich­nun­gen über Be­ginn, Ende und Dauer der tägli­chen Ar­beits­zeit al­ler Mit­ar­bei­ter führen und nicht nur gem. § 17 Min­dest­lohn­ge­setz (Mi­LoG) für ge­ringfügig Be­schäftigte. Das FG Ham­burg wies eine hier­ge­gen ge­rich­tete Klage von Land­wir­ten ab. Die Re­vi­sion wurde nicht zu­ge­las­sen.

Die Gründe:
Die alle Be­schäftig­ten um­fas­sen­den Auf­zeich­nungs­pflich­ten des AEntG können auch für Bran­chen gel­ten, für die ein Ta­rif­ver­trag für all­ge­mein an­wend­bar erklärt wurde.

Zwar ist diese Auf­fas­sung um­strit­ten und das OLG Hamm hat in einem Be­schluss vom 18.10.2016 (Az. 3 RBs 277/16) eine ge­gen­tei­lige An­sicht ver­tre­ten. Dem­nach sei nicht je­dem Ar­beit­ge­ber der im AEntG ge­nann­ten Bran­chen grundsätz­lich die Pflicht auf­er­legt, nach näherer Maßgabe des § 19 Abs. 1 AEntG im An­wen­dungs­be­reich der dort er­fass­ten Ta­rif­re­ge­lun­gen oder Rechts­ver­ord­nun­gen Be­ginn, Ende und Dauer der tägli­chen Ar­beits­zeit des Ar­beit­neh­mers auf­zu­zeich­nen. § 19 Abs. 1 AEntG ver­weise nur auf § 4 Abs. 1 Nr. 1 AEntG und da­mit nur auf das Bau­haupt­ge­werbe und das Bau­ne­ben­ge­werbe. Eine ana­loge An­wen­dung der Sank­tio­nie­rung auf die nach dem Wort­laut des § 19 Abs.1 nicht er­fasste Bran­che der Land­wirt­schaft komme nicht in Be­tracht.

Der 4. Se­nat ist al­ler­dings der An­sicht, dass sich die Auf­zeich­nungs­pflich­ten der Ar­beit­ge­ber aus Land­wirt­schaft und Gar­ten­bau auch während des Überg­angs­zeit­raums vom 1.1.2015 bis 31.12.2017, in dem der ta­rif­li­che Min­dest­lohn un­ter dem ge­setz­li­chen Min­dest­lohn liegt, nach § 19 AEntG und nicht nach dem Mi­LoG rich­ten. Der Se­nat war zu die­ser Ent­schei­dung be­ru­fen, weil er als Ge­mein­sa­mer Se­nat der Länder Ham­burg, Nie­der­sach­sen und Schles­wig-Hol­stein für Ver­fah­ren ge­gen die Zoll­behörden zuständig ist, zu de­ren Auf­ga­ben auch die Überprüfung der Ein­hal­tung der Auf­zeich­nungs­pflich­ten nach dem AEntG gehört.

Link­hin­weis:

Un­ter www.nrwe.de - Recht­spre­chungs­da­ten­bank des Lan­des NRW ist der Voll­text des Be­schlus­ses des OLG Hamm ein­seh­bar.

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