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Akademische Grade werden nicht mehr in Personenstandsregister eingetragen

BGH 4.9.2013, XII ZB 526/12

Ent­sprach die Ein­tra­gungsfähig­keit aka­de­mi­scher Grade un­ter dem bis­he­ri­gen Rechts­zu­stand nach all­ge­mei­ner An­sicht ei­ner zum Ge­wohn­heits­recht er­stark­ten tatsäch­li­chen Übung, war in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur um­strit­ten, ob daran auch un­ter der Gel­tung des neuen Per­so­nen­stands­ge­set­zes fest­ge­hal­ten wer­den konnte. Der BGH hat ent­schie­den, dass aka­de­mi­sche Grade seit dem In­kraft­tre­ten des re­for­mier­ten Ge­set­zes am 1.1.2009 nicht mehr in Per­so­nen­stands­re­gis­tern (hier: Ge­bur­ten­re­gis­ter) ein­zu­tra­gen sind.

Der Sach­ver­halt:
Das Stan­des­amt hatte die Ge­burt des Be­trof­fe­nen im De­zem­ber 2011 im Ge­bur­ten­re­gis­ter be­ur­kun­det. Da­bei trug es in die Spalte für den Fa­mi­li­en­na­men des Va­ters "B." ein. Der Va­ter, der den aka­de­mi­schen Grad ei­nes Dok­tors der Me­di­zin führt, wandte sich später an das AG und bat darum, das Stan­des­amt an­zu­wei­sen, dass sein Fa­mi­li­en­name in der Ge­burts­ur­kunde sei­nes Soh­nes statt mit "B" mit "Dr. B." ein­ge­tra­gen werde.

Das AG wies An­trag zurück. Auf die Be­schwerde des Va­ters änderte das OLG den an­ge­foch­te­nen Be­schluss ab und wies das Stan­des­amt an, den Ein­trag im "Ge­bur­ten­buch" im Wege der Fol­ge­be­ur­kun­dung hin­sicht­lich des aka­de­mi­schen Gra­des des Va­ters zu be­rich­ti­gen. Auf die Rechts­be­schwerde der Stan­des­amts­auf­sicht hob der BGH den Be­schluss des OLG auf und wies die Be­schwerde des Va­ters zurück.

Gründe:
Die Vor­aus­set­zun­gen für eine Be­rich­ti­gung des Ge­bur­ten­re­gis­ters nach §§ 47, 48 PStG la­gen nicht vor.

Nach § 21 Abs. 1 Nr. 4 PStG wer­den im Ge­bur­ten­re­gis­ter, so­weit es die El­tern des Kin­des be­trifft, de­ren Vor­na­men und Fa­mi­li­en­na­men so­wie auf Wunsch ei­nes El­tern­teils seine recht­li­che Zu­gehörig­keit zu ei­ner Re­li­gi­ons­ge­mein­schaft, die Körper­schaft des öff­ent­li­chen Rechts ist, be­ur­kun­det. Hier­aus kann sich keine Ein­tra­gungsfähig­keit für aka­de­mi­sche Grade der El­tern er­ge­ben, weil diese keine Be­stand­teile des Na­mens sind. Kon­krete ge­setz­li­che Vor­schrif­ten zur Ein­tra­gung von aka­de­mi­schen Gra­den in Ge­bur­ten­re­gis­tern, Ge­bur­tenbüchern oder Ge­burts­ur­kun­den ent­hiel­ten auch die his­to­ri­schen Vorläufer des heu­ti­gen Per­so­nen­stands­ge­set­zes nicht.

Ent­sprach die Ein­tra­gungsfähig­keit aka­de­mi­scher Grade un­ter dem bis­he­ri­gen Rechts­zu­stand nach all­ge­mei­ner An­sicht ei­ner zum Ge­wohn­heits­recht er­stark­ten tatsäch­li­chen Übung, war in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur um­strit­ten, ob daran auch un­ter der Gel­tung des neuen Per­so­nen­stands­ge­set­zes vom 19.2.2007, das am 1.1.2009 in Kraft ge­tre­ten ist, noch fest­ge­hal­ten wer­den konnte. So wurde teil­weise die An­sicht ver­tre­ten, dass aka­de­mi­sche Grade wei­ter­hin auf An­trag in Per­so­nen­stands­re­gis­tern zu be­ur­kun­den seien. Eine ab­wei­chende Auf­fas­sung meinte da­ge­gen, dass nach der Re­form des Per­so­nen­stands­ge­set­zes von ei­ner Fort­gel­tung des bis­he­ri­gen Ge­wohn­heits­rechts nicht mehr aus­ge­gan­gen wer­den könne. Der Se­nat schloss sich der letzt­ge­nann­ten An­sicht an.

Weil Ge­wohn­heits­recht als Rechts­quelle gleich­wer­tig ne­ben dem Ge­set­zes­recht steht, ist der Ge­setz­ge­ber - wie beim Ge­set­zes­recht - ohne wei­te­res be­fugt, Ge­wohn­heits­recht durch die Ko­di­fi­zie­rung ei­ner ab­wei­chen­den Re­ge­lung außer Kraft zu set­zen. Durch die feh­lende Ein­tra­gung sei­nes aka­de­mi­schen Gra­des in das Ge­bur­ten­re­gis­ter und die Ge­burts­ur­kunde des be­trof­fe­nen Kin­des wird der Va­ter in sei­nem all­ge­mei­nen Persönlich­keits­recht gem. Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG, wel­ches das Recht zur Führung ei­nes ver­lie­he­nen aka­de­mi­schen Gra­des um­schließt, nicht be­einträch­tigt.

Link­hin­weis:

  • Der Voll­text der Ent­schei­dung ist auf der Home­page des BGH veröff­ent­licht.
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