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Der 5. Unternehmerdialog Agrar & Ernährung – bunt, vielfältig, knackig

Zum fünf­ten Mal wa­ren Un­ter­neh­mer aus der Agrar- & Ernährungs­in­dus­trie der Ein­la­dung von Eb­ner Stolz zum Aus­tausch in ex­klu­si­ver Runde ge­folgt. In der 22. Etage des Drei­schei­ben­hau­ses in Düssel­dorf ge­nos­sen sie nicht nur die Aus­sicht, son­dern vor al­lem in­ten­sive Ge­spräche und die Be­geg­nung auf Au­genhöhe. Den Stoff dafür lie­fer­ten drei hoch span­nende Re­fe­ren­ten un­ter dem Motto: Die Kunst der Li­mi­ta­tion – Kom­ple­xität be­herr­schen.

Mit Start-ups vernetzen

„Food ist the new In­ter­net“. Mit dem pro­vo­kan­ten Zi­tat von Elon Musks jünge­rem Bru­der Kim­bal brachte es Fa­bio Ziemßen gleich zu An­fang auf den Punkt: Die Be­schäfti­gung mit dem Es­sen, sei­ner Her­kunft und sei­ner Wir­kung auf un­sere Ge­sund­heit be­geis­tert In­ves­to­ren und hat in Tei­len un­se­rer Ge­sell­schaft re­li­gi­onsähn­li­che For­men an­ge­nom­men. Was früher Hob­byköche wa­ren, sind heute Foo­dies, Foodlovers und Food­hun­ters. Wo ein­mal nur Ge­schmack und Preis über den Ein­kauf ent­schie­den, sind heute Nach­ver­folg­bar­keit, Nach­hal­tig­keit und Ge­sund­heit ebenso wich­tige Fak­to­ren.
Ei­ner, der sich mit den Umwälzun­gen in der Ernährungs­bran­che und ih­rem Im­pact auf die Supply Chain bes­tens aus­kennt, ist Fa­bio Ziemßen, Di­rec­tor des Food In­no­va­tion Hubs NX Food der Me­tro AG. Er ist Net­wor­ker und In­si­der der in­ter­na­tio­na­len Food-Szene, Vor­sit­zen­der des neu gegründe­ten Ver­bands für al­ter­na­tive Pro­tein­quel­len und sorgt bei der Me­tro für die Um­set­zung und die Sicht­bar­keit die­ses Know-hows auf der Fläche. Denn der Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess hat nicht nur die pro­du­zie­ren­den Un­ter­neh­men er­fasst, son­dern auch der LEH ist her­aus­ge­for­dert. Seine sta­tionären Märkte müssen sich stärker am Kun­den­wunsch ori­en­tie­ren, den Dia­log fördern und ein Ein­kaufs­er­leb­nis schaf­fen, das es on­line nicht gibt. Die Me­tro ent­wi­ckelte be­reits zwei Pi­lot­pro­jekte: Start-up-Shelfs, in de­nen neue Pro­dukte präsen­tiert und auf ihre Ska­lier­bar­keit ge­tes­tet wer­den, und In­door-Far­ming-Sta­tio­nen; kleine Gewächshäuser, in de­nen z. B. Kräuter di­rekt auf der Ver­kaufsfläche ge­zo­gen wer­den – In­no­va­tio­nen zum An­fas­sen.

 

Ultrafrischer Fisch – Erfolgreich mit End-to-end Supply Chain

Chris­tian Helms ist ei­ner der Un­ter­neh­mer­ty­pen, bei de­nen man spürt: Der hat viel er­lebt und weiß, wo­von er re­det. Mit han­sea­ti­scher Ge­las­sen­heit be­rich­tete der Gründer von The Fish Ex­perts von einem Be­rufs­le­ben, das sich fast aus­schließlich mit Fri­sche­lo­gis­tik und im Be­son­de­ren mit Kühl­lo­gis­tik be­schäftigt hat. Nach dem er­folg­rei­chen Ver­kauf sei­nes früheren Fri­sche­lo­gis­tik­un­ter­neh­mens Run­gis und zwei Jah­ren, in de­nen er machte, „was man als er­folg­rei­cher Un­ter­neh­mer eben so macht“, wid­met er sich mit sei­nem neuen Un­ter­neh­men der Ver­ar­bei­tung, dem Trans­port und Ver­trieb von Gelb­flos­sen­thun­fi­sch. Einem Fisch, der zwar der be­lieb­teste und meist­ver­kaufte in Eu­ropa ist (als Do­sen­fi­sch), aber auch viele Kri­ti­ker hat: Über­fi­schung, große Bei­fang­men­gen und lange Trans­port­wege sind die The­men, de­nen Chris­tian Helms sich stellt – und das mit Er­folg. Seine Pro­dukte sind MSC- und ASC-zer­ti­fi­ziert, die be­son­dere Fi­sche­rei­me­thode der von ihm be­auf­trag­ten Flotte sorgt für na­hezu null Bei­fang. Er stellt den durch­ge­hen­den Trans­port des Fi­sches bei mi­nus18 Grad si­cher und re­du­zierte die Ver­pa­ckung auf 7 Gramm Plas­tik pro Ein­heit. Sein Top-Thema, wenn es um Nach­hal­tig­keit geht, ist aber die Weg­werf­quote. Mit sei­nem Know-how zur Kühl­lo­gis­tik und vol­ler Kon­trolle über die End-to-end Supply Chain er­reicht er eine Quote von un­ter 5 Pro­zent und leis­tet da­mit einen er­heb­li­chen Bei­trag zur Nach­hal­tig­keit. Auf der Ver­triebs­seite sieht er seine größten Verbünde­ten in der Ziel­gruppe der ge­sund­heits­be­wuss­ten, jun­gen Frauen – sie las­sen nicht den Preis über ih­ren Kauf ent­schei­den, son­dern Nach­hal­tig­keit und Ge­schmack.

David gegen Goliath – Just Spices

Flo­rian Falk, Mitgründer des er­folg­rei­chen Düssel­dor­fer Start-ups Just Spices, meis­terte die er­ste Auf­gabe des Ta­ges mit links: Dem aus der Kaf­fee­pause zurück­ge­kehr­ten Au­di­to­rium bot er kur­zer­hand das „Du“ an und bat um die Be­ant­wor­tung ei­ni­ger „Ge­schmacks­fra­gen“: Wie schmeckt eine Zi­trone? Wie eine Chilli? Wie eine Gua­ca­mole? Und rich­tig, ein­zelne Ge­schmacks­rich­tun­gen las­sen sich leicht de­fi­nie­ren, aber wie kom­po­niert man die rich­tige Mi­schung für teil­weise exo­ti­sche Ge­richte? Die­ser Frage stellte er sich ge­mein­sam mit sei­nen bei­den Mitgründern vor sie­ben Jah­ren. Da­mals stu­dier­ten sie noch und konn­ten bei der Kon­kur­renz, dem Bran­chen-Go­li­ath mit 85 Pro­zent Markt­an­teil, nicht fündig wer­den. Mit 10.000 Euro Start­ka­pi­tal ent­schlos­sen sie sich, aus dem Kel­ler sei­ner Mut­ter den deut­schen Gewürz­markt zu re­vo­lu­tio­nie­ren und, vor al­lem, zu emo­tio­na­li­sie­ren. Mit Er­folg: Heute, ei­nige In­ves­to­ren­run­den und eine Welt­reise später, be­schäftigt Just Spices 80 Mit­ar­bei­ter und ver­treibt 145 Gewürz­mi­schun­gen und 120 Rein­gewürze über ihre Web­site so­wie den LEH – mar­ke­ting­sei­tig un­terstützt von di­ver­sen In­flu­en­cern und 230.000 Fol­lo­wern auf Ins­tagram. Ge­rade die­ser Ver­triebs­weg war der Schlüssel zum Er­folg. Wie sonst er­reicht man mit be­grenz­tem Bud­get eine sol­che Reich­weite? Wie sonst nutzt man Re­zepte und Fo­tos der Kun­den für die ei­gene Wer­bung und erzählt die Ent­ste­hungs­ge­schichte ei­ner exo­ti­schen Gewürz­mi­schung quasi im Vor­bei­ge­hen am mor­gend­li­chen Frühstücks­ti­sch? Ganz so ein­fach ist es natürlich nicht, den Sta­tus ei­ner „Love brand“ muss man sich täglich neu er­ar­bei­ten. Daran ha­ben auch die im Un­ter­neh­mens­all­tag ge­leb­ten Werte ih­ren An­teil: Werte wie Stolz, Freude und Lei­den­schaft mit Un­ter­neh­mer­tum und Wachs­tum in Ein­klang zu brin­gen, ist eine Her­aus­for­de­rung. Die bewältigt man nur mit der rich­ti­gen Mann­schaft, so Flo­rian Falk.

„Alles bewegt sich, alles muss sich bewegen“

Tref­fen­der hätten An­dreas Schüren und Chris­toph Ha­ver­mann, beide Part­ner der Eb­ner Stolz Ma­nage­ment Con­sul­tants, die Vorträge nicht zu­sam­men­fas­sen können. Nach die­sem in­spi­rie­ren­den In­put ge­nos­sen die 60 ge­la­de­nen Gäste aus al­len Be­rei­chen der Agrar- und Ernährungs­bran­che bis in den späten Abend hin­ein gu­tes Es­sen, in­ten­sive Ge­spräche und Net­wor­king auf höchs­tem Ni­veau.

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