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OLG Hamm: Preissenkungen des Energieversorgers gelten auch bei unwirksamen Preisanpassungsklauseln

Urteil des OLG Hamm vom 10.8.2012 - I-19 U 163/11

Ein Kunde, der auf­grund ei­ner un­wirk­sa­men Preis­an­pas­sungs­klau­sel sei­nes En­er­gie­lie­fe­rungs­ver­tra­ges die Er­stat­tung zu Un­recht be­rech­ne­ter Preis­erhöhun­gen ver­langt, kann sich wei­ter­hin auf Preis­sen­kun­gen be­ru­fen, die der En­er­gie­ver­sor­ger im maßgeb­li­chen Ab­rech­nungs­zeit­raum gewährt hat. Der Kunde wi­der­spricht in­so­weit nur den Preis­erhöhun­gen und nicht den Preis­sen­kun­gen, mit de­nen ein En­er­gie­ver­sor­ger Kos­ten­sen­kun­gen wei­ter­gibt.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin ver­langt von dem be­klag­ten En­er­gie­ver­sor­gungs­un­ter­neh­men die Er­stat­tung von Preis­erhöhun­gen, die ih­rer An­sicht nach für einen meh­rere Jahre um­fas­sen­den Lie­fer­zeit­raum zu Un­recht ge­zahlt wor­den sind. Da­bei ver­weist sie auf eine un­wirk­same Preis­an­pas­sungs­klau­sel ih­res außer­halb der Grund­ver­sor­gung ver­ein­bar­ten En­er­gie­lie­fe­rungs­ver­trags.

Der be­klagte En­er­gie­ver­sor­ger wen­dete hier­ge­gen u.a. ein, die Kläge­rin könne sich nicht ei­ner­seits auf un­wirk­same Preis­erhöhun­gen be­ru­fen und an­de­rer­seits gleich­zei­tig die auf­grund der­sel­ben Ver­trags­klau­sel gewähr­ten Preis­sen­kun­gen in An­spruch neh­men.

Das LG wies die Klage als un­zulässig ab und ver­wies auf die aus­schließli­che Zuständig­keit des LG Dort­mund gem. §§ 102, 103 EnWG i.V.m. § 1 Kon­zen­tra­ti­ons­ver­ord­nung § 103 EnWG. Das OLG gab der Klage un­ter Kla­ge­ab­wei­sung im Übri­gen hin­sicht­lich ei­nes Teils des ein­ge­klag­ten Rück­zah­lungs­be­trags statt, ohne Er­spar­nisse aus Preis­sen­kun­gen an­zu­rech­nen.

Die Gründe:
Der be­klagte Ver­sor­ger muss der Kläge­rin die auf­grund der un­wirk­sa­men Preis­an­pas­sungs­klau­sel be­rech­ne­ten Preis­erhöhun­gen er­stat­ten. Dies al­ler­dings nur, so­weit die Kläge­rin die Jah­res­ab­rech­nun­gen in­ner­halb von drei Jah­ren nach ih­rem Zu­gang be­an­stan­det und so die - vom BGH aus Gründen des Ver­trau­ens­schut­zes für langjährige, außer­halb der Grund­ver­sor­gung ab­ge­schlos­sene En­er­gie­lie­fe­rungs­verträge an­er­kannte - "Wi­der­spruchs­frist" ein­ge­hal­ten hat.

Maßgeb­lich ist dann der als letz­tes vor der Wi­der­spruchs­frist be­rech­nete Preis. Auf in die­sem Zeit­raum an sie wei­ter­ge­ge­bene Preis­sen­kun­gen kann sich die Kun­din da­ge­gen wei­ter­hin be­ru­fen. Die Kun­din hat nur den Preis­erhöhun­gen und nicht den Preis­sen­kun­gen wi­der­spro­chen. Mit die­sen gibt ein En­er­gie­ver­sor­ger Kos­ten­sen­kun­gen wei­ter. In­so­weit wirkt der Wi­der­spruch ei­nes Kun­den nicht zu sei­nen Las­ten und bin­det ihn nicht an den jüngs­ten, außer­halb der Wi­der­spruchs­frist fest­ge­setz­ten Preis.

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