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Keine Aussetzung der Vollziehung von Gewerbesteuermessbescheiden wegen möglicher Verfassungswidrigkeit der Hinzurechnung von Zinsen und Mieten

Beschlüsse des FG Köln vom 4.7.2012 - 13 V 1292/12 u.a.

Das beim BVerfG anhängige Ver­fah­ren zur ver­fas­sungs­recht­li­chen Überprüfung der ab dem Jahr 2008 teil­weise er­heb­lich geänder­ten ge­wer­be­steu­er­li­chen Hin­zu­rech­nung von Zin­sen und Mie­ten (1 BvL 8/12) recht­fer­tigt nur dann eine Aus­set­zung der Voll­zie­hung ei­nes Ge­wer­be­steu­er­mess­be­schei­des, wenn dem Steu­er­pflich­ti­gen ir­re­pa­ra­ble Nach­teile dro­hen. Das hat das FG Köln jetzt in zwei ent­spre­chen­den Be­schlüssen ent­schie­den.

Der Sach­ver­halt:
Die An­trag­stel­le­rin­nen be­geh­ren un­ter Be­ru­fung auf den Vor­la­ge­be­schluss des FG Ham­burg vom 29.2.2012 (1 K 138/10) die Aus­set­zung der Voll­zie­hung von Ge­wer­be­steu­er­mess­be­schei­den für die Jahre 2009 bzw. 2010. Sie ma­chen gel­tend, dass die Neu­re­ge­lung der Hin­zu­rech­nungs­vor­schrif­ten durch das Un­ter­neh­men­steu­er­re­form­ge­setz 2008 in § 8 Nr. 1 GewStG das Prin­zip der Be­steue­rung nach der wirt­schaft­li­chen Leis­tungsfähig­keit ver­letze.

Das gelte ins­bes. bei den von ih­nen be­trie­be­nen Un­ter­neh­mens­mo­del­len, wo­nach die benötig­ten Wirt­schaftsgüter und Im­mo­bi­lien zum Be­trieb von Ho­tels bzw. Al­ten­hei­men aus­schließlich von Drit­ten an­ge­pach­tet würden. Trotz tatsäch­lich er­ziel­ter Ver­luste habe die ge­wer­be­steu­er­li­che Hin­zu­rech­nung eine er­heb­li­che Steu­er­be­las­tung zur Folge und gefährde da­mit ihre wirt­schaft­li­che Exis­tenz.

Das FG wies die Anträge auf Aus­set­zung der Voll­zie­hung ab. Die An­trag­stel­le­rin­nen ha­ben hier­ge­gen die vom FG zu­ge­las­se­nen Be­schwer­den zum BFH ein­ge­legt.

Die Gründe:
Das Fi­nanz­amt hat die Aus­set­zung der Voll­zie­hung zu Recht ab­ge­lehnt.

Es be­ste­hen zwar Zwei­fel an der Ver­fas­sungsmäßig­keit der Neu­re­ge­lun­gen. Da die Gewährung der be­an­trag­ten Aus­set­zung der Voll­zie­hung aber einem einst­wei­li­gen Außer­kraft­set­zen der Neu­fas­sung des Ge­wer­be­steu­er­ge­set­zes gleich käme, kommt eine Aus­set­zung nur dann in Be­tracht, wenn das In­ter­esse der An­trag­stel­le­rin­nen an der be­gehr­ten Aus­set­zung dem öff­ent­li­chen In­ter­esse an der Voll­zie­hung der an­ge­foch­te­nen Ge­wer­be­steu­er­be­scheide über­wiegt.

Die An­trag­stel­le­rin­nen hätten hierfür glaub­haft ma­chen müssen, dass ih­nen durch die Voll­zie­hung der Ge­wer­be­steu­er­be­scheide ir­re­pa­ra­ble Nach­teile droh­ten, die ein Ab­war­ten bis zur Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che un­zu­mut­bar ma­chen. Der­ar­tige Nach­teile konn­ten je­doch nicht fest­ge­stellt wer­den, so dass die In­ter­es­sen­abwägung zu Las­ten der Steu­er­pflich­ti­gen aus­fiel.

Link­hin­weis:
  • Der Voll­text der Be­schlüsse ist in der Recht­spre­chungs­da­ten­bank NRW veröff­ent­licht.
  • Um di­rekt zum Voll­text 13 V 1292/12 zu ge­lan­gen, kli­cken Sie bitte hier.
  • Um di­rekt zum Voll­text 13 V 1408/12 zu ge­lan­gen, kli­cken Sie bitte hier.
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