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Verordnung (EU) über Green Bonds im EU-Amtsblatt veröffentlicht

Die EU hat sich ehr­gei­zige Kli­ma­ziele ge­setzt und möchte bis 2050 kli­ma­neu­tral sein. Um diese Ziele zu er­rei­chen, wird auch die Fi­nan­zie­rung von um­welt­freund­li­chen Pro­jek­ten und Tech­no­lo­gien im­mer wich­ti­ger. Im Rah­men des Eu­ro­pean Green Deal hat der Rat der Eu­ropäischen Union am 23.10.2023 die Ver­ord­nung (EU) über eu­ropäische grüne An­lei­hen und frei­wil­lige Of­fen­le­gun­gen für als um­welt­freund­lich ver­mark­tete An­lei­hen und nach­hal­tig­keits­be­zo­gene An­lei­hen an­ge­nom­men.

Die VO (EU) 2023/2631 über eu­ropäische grüne An­lei­hen so­wie fa­kul­ta­tive Of­fen­le­gun­gen zu als öko­lo­gi­sch nach­hal­tig ver­mark­te­ten An­lei­hen und zu an Nach­hal­tig­keits­ziele geknüpften An­lei­hen (Green Bond Stan­dard) wurde am 30.11.2023 im EU-Amts­blatt veröff­ent­licht. Die Ver­ord­nung wird zwan­zig Tage nach ih­rer Veröff­ent­li­chung im EU-Amts­blatt in Kraft tre­ten und im We­sent­li­chen 12 Mo­nate nach dem In­kraft­tre­ten An­wen­dung fin­den. Die Ver­ord­nung enthält di­verse Grand­fa­the­ring-Re­ge­lun­gen von 5, 7 und 10 Jah­ren für be­reits emit­tierte grüne An­lei­hen.

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In­halt der Ver­ord­nung, insb. des Eu­ro­pean Green Bond Stan­dards

Mit der Ver­ord­nung wird ein Stan­dard eta­bliert, der si­cher­stel­len soll, dass die Mit­tel aus An­lei­hen, die die Be­zeich­nung „Eu­ropäische Grüne An­leihe“ bzw. „Eu­ro­pean Green Bond“ oder „EuGB“ tra­gen sol­len, tatsäch­lich zur Fi­nan­zie­rung von um­welt­freund­li­chen Pro­jek­ten ver­wen­det wer­den. Ba­sie­rend auf der EU-Ta­xo­no­mie de­fi­niert der Stan­dard, wel­che Pro­jekte als "grün" gel­ten und legt Kri­te­rien für die Trans­pa­renz, die Be­richt­er­stat­tung und die Ver­wen­dung der Mit­tel fest.

Her­vor­zu­he­ben sind insb. die fol­gen­den Re­ge­lun­gen:

1. Ein­klang mit den Ta­xo­no­mie­an­for­de­run­gen

Min­des­tens 85 % der Ver­wen­dung der Emis­si­ons­erlöse muss mit der EU-Ta­xo­no­mie-Ver­ord­nung übe­rein­stim­men. Die ver­blei­ben­den 15 % dürfen zwar nicht zweck­frei, aber den­noch fle­xi­bel in Sek­to­ren, die der­zeit nicht von der EU-Ta­xo­no­mie er­fasst wer­den und be­stimmte Ak­ti­vitäten ver­wen­det wer­den (sog. Fle­xi­bi­litätsquote). Sie müssen aber einen we­sent­li­chen Bei­trag zu min­des­tens einem der sechs Um­welt­ziele der Ta­xo­no­mie leis­ten.

2. Trans­pa­renz

Über die Ge­samt­lauf­zeit der An­leihe muss der Emit­tent des EuGB um­fas­sende Trans­pa­renz­pflich­ten erfüllen, um so die Trans­pa­renz hin­sicht­lich des Ge­bots der zweck­ge­bun­de­nen Mit­tel­ver­wen­dung zu gewähr­leis­ten. Hierzu zählt die Er­stel­lung ei­nes In­for­ma­ti­ons­blat­tes (Eu­ro­pean Green Bond Facts­heet), ein jähr­li­cher Al­lo­ka­ti­ons­be­richt so­wie ein ein­ma­li­ger Wir­kungs­be­richt zu den Um­welt­aus­wir­kun­gen der An­leihe. Der Emit­tent un­ter­liegt hin­sicht­lich die­ser Pflich­ten der Auf­sicht der zuständi­gen Behörde, in Deutsch­land mit­hin der Ba­Fin.

3. Ex­terne Prüfung

Die Qua­lität der Be­richt­er­stat­tung, ein­schließlich das Eu­ro­pean Green Bond Fact Sheet, muss von einem ex­ter­nen Prüfer über­wacht wer­den.

4. Re­gis­trie­rung und Über­wa­chung

Zur Gewähr­leis­tung ei­ner qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Prüfung müssen sich die ex­ter­nen Prüfer bei der Eu­ropäischen Wert­pa­pier- und Markt­auf­sichts­behörde (ESMA) re­gis­trie­ren, be­stimmte An­for­de­run­gen u. a. hin­sicht­lich ih­rer Qua­li­fi­ka­tio­nen, Er­fah­run­gen und Or­ga­ni­sa­tion erfüllen, und un­ter­lie­gen der Über­wa­chung durch die ESMA.

5. Op­tio­nale Of­fen­le­gungs­prin­zi­pien für Nicht-EuGB

Op­tio­nale Of­fen­le­gungs­prin­zi­pien (Vor- und Nach-Emis­sion-Veröff­ent­li­chun­gen) für als um­welt­freund­lich ver­mark­tete An­lei­hen und nach­hal­tig­keits­be­zo­gene An­lei­hen, die je­doch nicht als EuGB ver­mark­tet wer­den, müssen ein­ge­hal­ten wer­den. Die Re­ge­lung nimmt Rück­sicht auf die be­reits nach in­ter­na­tio­na­len Stan­dards (u. a. Green Bond Prin­ci­ples der ICMA und Cli­mate Bond Stan­dards der CBI) emis­si­onsfähi­gen Bonds. Ziel ist, für den An­le­ger eine Ver­gleich­bar­keit hin­sicht­lich der of­fen­ge­leg­ten In­for­ma­tio­nen zwi­schen die­sen und den EuGB zu er­rei­chen.

Der Eu­ro­pean Green Bond Stan­dard stellt ein frei­wil­li­ges Qua­litäts­sie­gel dar, des­sen Be­zeich­nung „eu­ropäische grüne An­leihe“ al­len Emit­ten­ten – so­wohl in­ner­halb als auch außer­halb der EU - zur Verfügung ste­hen soll, vor­aus­ge­setzt die An­for­de­run­gen der Ver­ord­nung wer­den erfüllt. Die Ent­schei­dung über die Nut­zung des EuGB-La­bels bleibt da­her den An­lei­he­emit­ten­ten über­las­sen. Möglich ist so­mit auch eine Nut­zung an­de­rer Stan­dards wie z. B. der Green Bond Prin­ci­ples der In­ter­na­tio­nal Ca­pi­tal Mar­ket As­so­cia­tion (ICMA). Dem Wett­be­werb zwi­schen der Nut­zung sol­cher an­de­rer Stan­dards und dem Eu­ro­pean Green Bond Stan­dard stellt sich die EU be­wusst, in­dem sie die Ein­hal­tung der vor­ge­nann­ten op­tio­na­len Of­fen­le­gungs­prin­zi­pen an­regt. In­so­fern bleibt ab­zu­war­ten, ob und wie sich der Eu­ro­pean Green Bond Stan­dard ge­genüber den be­reits eta­blier­ten an­de­ren Stan­dards durch­setzt.

Hin­weis: Das IDW hat noch für das 4. Quar­tal 2023 eine Ar­beits­hilfe für die „Prüfung von Green Bonds“ im IDW­Life an­gekündigt.

Fa­zit

Der neue Eu­ro­pean Green Bond Stan­dard dient In­ves­to­ren wie Emit­ten­ten. In­ves­to­ren er­hal­ten die Möglich­keit, verläss­li­cher in grüne Pro­jekte zu in­ves­tie­ren bzw. ihr Ri­siko, in Pro­dukte zu in­ves­tie­ren, die „Green­wa­shing“ be­trei­ben, zu re­du­zie­ren. Emit­ten­ten können nach­wei­sen, dass sie grüne Pro­jekte fi­nan­zie­ren, die mit der EU-Ta­xo­no­mie im Ein­klang ste­hen und sich über EU Green Bonds neue In­ves­to­ren­schich­ten er­schließen. Grüne An­lei­hen nach dem neuen Eu­ro­pean Green Bond Stan­dard sol­len da­mit künf­tig insb. auch für den Mit­tel­stand eine at­trak­tive Fi­nan­zie­rungsmöglich­keit dar­stel­len.

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