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Steuerberatung

Allgemeine Kundenpflege: Zur Besteuerung von Sachzuwendungen eines Kreditinstituts an Privatkunden

Mit Ur­teil vom 09.08.2023 (Az. VI R 10/21) hat der Bun­des­fi­nanz­hof ent­schie­den, dass Sach­zu­wen­dun­gen ei­nes Kre­dit­in­sti­tuts an seine Pri­vat­kun­den nicht pau­schal ver­steu­ert wer­den müssen. Da­mit bestätigt der BFH die Auf­fas­sung der Vor­in­stanz (Ur­teil des Fi­nanz­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 19.04.2021, Az.10 K 577/21).

Ver­an­stal­tung zur Kun­den­bin­dung

In Streit­fall lud ein Kre­dit­in­sti­tut vermögende Pri­vat­kun­den zu zwei ex­klu­si­ven Ver­an­stal­tun­gen ein. Hier­bei wurde ne­ben der Kon­takt­pflege die Marke ei­nes Pro­dukt­an­bie­ters image­wirk­sam präsen­tiert, wo­bei da­von ab­ge­se­hen wurde, kon­krete ei­gene oder fremde Fi­nanz­pro­dukte zu be­wer­ben. Auch die Ein­la­dun­gen ent­hiel­ten kei­nen Hin­weis auf eine be­stimmte Geld­an­lage oder mögli­che Be­ra­tungs­ge­spräche. Das Kre­dit­in­sti­tut be­trieb für die ein­ge­la­de­nen Kun­den die Vermögens­ver­wal­tung u. a. in der Form des Ein­la­ge­ge­schäfts (Spar­kon­ten und Fest­gel­dern) und des De­pot­ge­schäfts so­wie für einen klei­nen Teil der Kun­den das Kre­dit­ge­schäft. Das Kre­dit­in­sti­tut wandte sich ge­gen die Pau­schal­be­steue­rung die­ser Sach­zu­wen­dun­gen nach § 37b EStG.

Pau­schal­ver­steue­rung be­trieb­lich ver­an­lass­ter Zu­wen­dun­gen…

Steu­er­pflich­tige können die Ein­kom­men­steuer ein­heit­lich für alle in­ner­halb ei­nes Wirt­schafts­jah­res gewähr­ten be­trieb­lich ver­an­lass­ten Zu­wen­dun­gen, die zusätz­lich zur oh­ne­hin ver­ein­bar­ten Leis­tung oder Ge­gen­leis­tung er­bracht wer­den, und die nicht in Geld be­ste­hen, mit einem Pausch­steu­er­satz von 30% er­he­ben, § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG. Ent­spre­chen­des gilt für alle in­ner­halb ei­nes Wirt­schafts­jah­res gewähr­ten Ge­schenke, § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2, § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 EStG.

Bei Sach­zu­wen­dun­gen an Ar­beit­neh­mer, Ge­schäfts­part­ner und de­ren Ar­beit­neh­mer han­delt es sich oft um einen steu­er­pflich­ti­gen geld­wer­ten Vor­teil, des­sen Be­wer­tung für den Begüns­tig­ten nicht sel­ten schwie­rig ist. Da­her soll die Pau­schal­ver­steue­rung die­ser Zu­wen­dun­gen wie im Falle des § 37a EStG der Ver­ein­fa­chung die­nen.

… setzt ein­kom­men­steu­er­pflich­tige Einkünfte beim Empfänger vor­aus

Die Pau­scha­lie­rung der Ein­kom­men­steuer nach § 37b EStG er­fasst al­ler­dings nur sol­che be­trieb­lich ver­an­lass­ten Zu­wen­dun­gen, die bei den Zu­wen­dungs­empfängern dem Grunde nach zu ein­kom­men­steu­er­pflich­ti­gen Einkünf­ten führen. Denn § 37b EStG begründet keine wei­tere ei­genständige Ein­kunfts­art und kei­nen sons­ti­gen ori­ginären (Ein­kom­men-)Steu­er­tat­be­stand, son­dern stellt le­dig­lich eine be­son­dere pau­scha­lie­rende Er­he­bungs­form der Ein­kom­men­steuer dar. Nach die­sen Maßstäben kommt eine Pau­scha­lie­rung der Ein­kom­men­steuer für die strei­ti­gen Zu­wen­dun­gen nach § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG nach Auf­fas­sung des BFH nicht in Be­tracht.

Zwar wa­ren die Zu­wen­dun­gen als Mar­ke­tingmaßnah­men be­trieb­lich ver­an­lasst. Gleich­wohl schul­dete die Kläge­rin hierfür keine Pau­schal­steuer gemäß § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG, da die von ihr gewähr­ten, be­trieb­lich ver­an­lass­ten Zu­wen­dun­gen bei den Zu­wen­dungs­empfängern – als ein­zige in Be­tracht kom­mende Ein­kunfts­art – nicht zu ein­kom­men­steu­er­ba­ren Einkünf­ten aus Ka­pi­tal­vermögen führ­ten. Im Die strei­ti­gen Sach­zu­wen­dun­gen des Kre­dit­in­sti­tuts wa­ren we­der ein durch Ka­pi­tal­an­la­gen der Kun­den ver­an­lass­tes zusätz­li­ches Ent­gelt noch ein ggf. vor­ge­zo­ge­nes Ent­gelt für eine ge­plante künf­tige Ka­pi­talüber­las­sung. Viel­mehr han­delte es sich bei den Ver­an­stal­tun­gen um (Werbe-)Maßnah­men der Kun­den­pflege und -bin­dung. Die Zu­wen­dun­gen wur­den un­abhängig von einem Leis­tungs­aus­tausch er­bracht und fal­len da­mit nicht in den An­wen­dungs­be­reich des § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 EStG.

Auch § 37b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG schei­det nach Auf­fas­sung des BFH aus, da diese Vor­schrift nur die Ein­kom­men­steuer er­fasst, die durch Ge­schenke ent­steht, wenn und so­weit der Empfänger die­ser Ge­schenke da­durch Einkünfte er­zielt. Vor­lie­gend wur­den durch die Kun­den je­doch keine Einkünfte aus Ka­pi­tal­vermögen er­zielt.

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