
Brasilien plant Einführung einer Quellensteuer auf Dividenden
Mit Gesetzentwurf vom 18.03.2025 beabsichtigt die brasilianische Regierung die Einführung einer Besteuerung von Dividendenausschüttungen an ausländische Empfänger.
Bislang sind in Brasilien Dividenden, die an inländische oder ausländische Empfänger ausgeschüttet werden, steuerbefreit. Diese Regelung galt lange als ein attraktiver Standortvorteil für ausländische Investoren, einschließlich deutscher Unternehmen, da Gewinne – abgesehen von der bereits auf Unternehmensebene erhobenen Körperschaftsteuer – ohne zusätzliche Besteuerung in Brasilien ausgeschüttet werden konnten.
Im Rahmen der aktuellen Bestrebungen, das brasilianische Steuersystem zu reformieren, könnte sich dies jedoch zukünftig ändern. Am 18.03.2025 hat die brasilianische Regierung dem Kongress einen Gesetzentwurf vorgelegt, der vorsieht, Dividendenzahlungen an ausländische Investoren einer Quellensteuer in Höhe von 10 % zu unterwerfen. Als Ausgleich hierfür soll unter bestimmten Bedingungen eine entsprechende Anrechnungsmöglichkeit in Brasilien geschaffen werden. Für deutsche Unternehmen, die Tochtergesellschaften in Brasilien betreiben oder über brasilianische Holdinggesellschaften investieren, sind die folgenden potenziellen Auswirkungen besonders relevant:
Erhöhte effektive Steuerbelastung
Derzeit unterliegen Kapitalgesellschaften in Brasilien einer Körperschaftsteuer (Imposto de Renda das Pessoas Jurídicas, IRPJ) sowie einem Sozialbeitrag auf den Nettogewinn (Contribuição Social sobre o Lucro Líquido, CSLL), i. H. v. insgesamt etwa 34 %. Ohne Besteuerung der Dividenden stellt dies die endgültige brasilianische Steuerlast dar. Durch die Einführung der geplanten Quellensteuer auf Dividendenausschüttungen könnte sich die gesamte effektive Steuerbelastung jedoch spürbar erhöhen. Die geplante Quellensteuer auf Dividenden würde damit einen unmittelbaren Liquiditätsabfluss und einen zusätzlichen Verwaltungsaufwand darstellen.
Auswirkungen auf Holdingstrukturen und Konzernumstrukturierungen
Viele internationale Unternehmen – einschließlich deutscher Konzerne – verwenden brasilianische Holdinggesellschaften, um Gewinne aus mehreren südamerikanischen Ländern zentral zu bündeln. Die Einführung einer Dividendenbesteuerung könnte die Effizienz solcher Strukturen verringern, die Verwaltung von konzerninternen Cashflows erschweren und mögliche Zusatzkosten verursachen. Betroffene Unternehmen sollten die Effizienz ihrer bestehenden Strukturen daher unter Berücksichtigung der geplanten Regelungen überprüfen. Ggf. könnten Umstrukturierungen ratsam sein, um die Struktur für steuerliche Zwecke zu optimieren.
Zeitplanung und mögliche Handlungsmaßnahmen
Auch wenn bisher kein endgültiges Gesetz verabschiedet wurde, schaffen das aktuelle politische Umfeld und der fiskalische Druck in Brasilien eine realistische Wahrscheinlichkeit für die Einführung einer Dividendenbesteuerung – möglicherweise sogar rückwirkend. Dies könnte bedeuten, dass Dividendenzahlungen, die kurz nach Verabschiedung des Gesetzes erfolgen, bereits betroffen sind. Unternehmen sollten daher die Entwicklungen genau im Blick behalten, um Dividendenausschüttungen ggf. noch fristgerecht vor Inkrafttreten der neuen Regelung vorzunehmen. Zusätzlich können alternative Strukturen zur Optimierung der Gewinnrückführung in Betracht gezogen werden.
In Zusammenarbeit mit unseren Kollegen bei RSM Brazil verfolgen wir den weiteren Gesetzgebungsprozess für Sie aufmerksam und stehen Ihnen gerne zur Verfügung, um eventuelle Auswirkungen zu analysieren und geeignete Maßnahmen zu planen.
[Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeit mit RSM Brazil verfasst]
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