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TCM - Organisatorische Maßnahmen zur Vorbeugung vor steuerstrafrechtlichen Risiken

Um den steu­er­recht­li­chen An­for­de­run­gen ge­recht zu wer­den und et­waige steu­er­straf­recht­li­che Ri­si­ken zu ver­mei­den, wird auch im Be­reich der Kran­kenhäuser das Thema Tax Com­pli­ance Ma­nage­ment im­mer wich­ti­ger. Da­bei spre­chen gute Gründe für die Einführung ei­nes Tax Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tems.

Das Steu­er­recht wird auch für Kran­kenhäuser im­mer kom­ple­xer und schnell­le­bi­ger. Die sehr dy­na­mi­sche Rechts­spre­chung der Fi­nanz­ge­richte und des BFH sor­gen zusätz­lich für eine nur noch schwer zu über­bli­ckende Kom­ple­xität. Dazu kommt, dass die Fi­nanz­ver­wal­tung auf­gerüstet hat. Kran­kenhäuser wer­den zu­neh­mend lücken­los durch kran­ken­hau­ser­fah­rene Be­triebsprüfer geprüft, die mit Hilfe ver­schie­de­ner IT-Tools und Ana­ly­se­soft­ware auch Mas­sen­da­ten un­ter­su­chen und klein­ste Auffällig­kei­ten hin­ter­fra­gen können. Wer­den dann trotz größter Sorg­falt der Steu­er­pflich­ti­gen Feh­ler auf­ge­deckt, die zu ei­ner Steu­er­verkürzung geführt ha­ben, kann es schnell zu steu­er­straf­recht­li­chen Kon­se­quen­zen oder Ord­nungs­wid­rig­keits­vorwürfen kom­men.

TCM - Organisatorische Maßnahmen zur Vorbeugung vor steuerstrafrechtlichen Risiken© Thinkstock

Das BMF hat nun mit ei­ner Ände­rung des An­wen­dungs­er­las­ses zur Ab­ga­ben­ord­nung (AEAO zu § 153 Nr. 2 Abs. 6) ge­re­gelt, dass es als In­diz ge­gen einen vorsätz­li­chen oder leicht­fer­ti­gen Feh­ler ge­wer­tet wer­den kann, wenn das Kran­ken­haus ein in­ner­be­trieb­li­ches Kon­troll­sys­tem (sog. Tax Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tem, kurz: TCMS) ein­ge­rich­tet hat, „das der Erfüllung der steu­er­li­chen Pflich­ten dient“. Kon­kret be­deu­tet dies, dass - sollte ein Feh­ler auf­tre­ten bzw. ent­deckt wer­den - bei Im­ple­men­tie­rung ei­nes sol­chen Sys­tems die Möglich­keit be­steht, da­von aus­zu­ge­hen, dass nur ein ein­fa­cher Feh­ler vor­liegt, der keine steu­er­straf­recht­li­che Kon­se­quenz nach sich zieht. Eine rechts­ver­bind­li­che Ab­si­che­rung kann durch die Im­ple­men­tie­rung ei­nes TCMS ausdrück­lich nicht er­reicht wer­den.

Eine Vor­gabe, wie ein sol­ches Tax Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tem aus­ge­stal­tet sein muss, enthält der An­wen­dungs­er­lass zur Ab­ga­ben­ord­nung gleich­wohl nicht. Hierzu gibt der Ent­wurf ei­nes IDW Pra­xis­hin­wei­ses (IDW Pra­xis­hin­weis 1/2016: Aus­ge­stal­tung und Prüfung ei­nes Tax Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tems gemäß IDW PS 980) wich­tige Hin­weise. Das IDW stellt hier­mit klar, dass ein TCMS ein ab­grenz­ba­rer Be­reich ei­nes um­fas­sen­de­ren Com­pli­ance Ma­nage­ment Sys­tems ist, das dar­auf ab­zielt, die vollständige und zeit­ge­rechte Erfüllung al­ler steu­er­li­cher Pflich­ten si­cher­zu­stel­len. Bei der Aus­ge­stal­tung ei­nes kran­ken­haus­in­di­vi­du­el­len TCMS sind die in dem Pra­xis­hin­weis näher be­schrie­be­nen Grund­ele­mente Tax Com­pli­ance-Kul­tur, Tax Com­pli­ance-Ziele, Tax Com­pli­ance-Or­ga­ni­sa­tion, Tax Com­pli­ance-Ri­si­ken, Tax Com­pli­ance-Pro­gramm, Tax Com­pli­ance-Kom­mu­ni­ka­tion und Tax Com­pli­ance-Über­wa­chung und Ver­bes­se­rung zu be­ach­ten und zu do­ku­men­tie­ren. In der Pra­xis ha­ben sich zur Einführung ei­nes TCMS die fol­gen­den vier Pro­jekt­schritte bewährt:

  • Fest­le­gung der Tax Com­pli­ance-Or­ga­ni­sa­tion: Struk­tu­rie­rung der re­le­van­ten Un­ter­neh­mens­be­rei­che und Ab­tei­lun­gen nach Ver­ant­wort­lich­kei­ten
  • Ri­si­ko­iden­ti­fi­zie­rung und -be­wer­tung: Klärung ein­schlägi­ger steu­er­li­cher Re­ge­lun­gen und Pflich­ten auf Ebene ein­zel­ner Ge­schäfts­vorfälle und Ab­lei­tung steu­er­li­cher Ri­si­ken
  • Ana­lyse be­ste­hen­der Auf­sichts- und Kon­trollmaßnah­men: Ab­lei­tung von mögli­chem Hand­lungs­be­darf auf der Ba­sis ei­ner Pro­zess­ana­lyse
  • Steu­er­hand­buch: Do­ku­men­ta­tion der we­sent­li­chen kon­zep­tio­nel­len Grund­la­gen und Ver­an­ke­rung ei­nes Pro­zes­ses zur re­gelmäßigen Überprüfung und Über­ar­bei­tung des TCMS

Die Er­fah­rung zeigt, dass an­ge­mes­sene und wirk­same Sys­teme ne­ben der Erhöhung der Rechts­si­cher­heit in Be­zug auf steu­er­li­che Pflich­ten einen wei­te­ren sehr po­si­ti­ven Ef­fekt ha­ben: Der Pro­zess der Steu­er­de­kla­ra­tion wird deut­lich ef­fi­zi­en­ter, da steu­er­re­le­vante Sach­ver­halte früher und nicht erst nach­ge­la­gert er­kannt und rechts­kon­form be­han­delt wer­den. In Be­zug auf un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dun­gen be­deu­tet dies häufig, dass steu­er­li­che Fol­ge­wir­kun­gen eher berück­sich­tigt und in­ner­halb des ge­setz­li­chen Rah­mens zum Vor­teil des Kran­ken­hau­ses ge­stal­tet wer­den können.

Sehr gerne un­terstützen wir Sie mit un­se­rem in­ter­dis­zi­plinären Team aus er­fah­re­nen Steu­er­be­ra­tern und Com­pli­ance-Ex­per­ten mit ei­ner ers­ten Ein­schätzung der in Ih­rem Haus schon be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen und Sys­teme. Aus einem ers­ten Quick-Check er­ge­ben sich re­gelmäßig wich­tige Hin­weise, wo und wie be­ste­hende Sys­teme an­ge­passt wer­den können, um Sie und Ihr Haus wirk­sam vor steu­er­li­chen Ri­si­ken zu schützen.

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