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Steuerberatung

Steuerfreiheit von Umsätzen einer Schwimmschule

FG Münster 15.8.2017, 15 K 2689/14 U

An der Er­ler­nung des Schwim­mens be­steht ein ho­hes Ge­mein­woh­lin­ter­esse, wes­halb dies auch in öff­ent­li­chen Schu­len un­ter­rich­tet wird. Für die Steu­er­be­frei­ung nach Art. 132 Abs. 1j MwSt­Sys­tRL ist es be­deu­tungs­los, ob der Pri­vat­leh­rer dies durch von ihm be­schäftigte Ar­beit­neh­mer ausführen lässt.

Der Sach­ver­halt:
Der Kläger be­trieb ab Juni 2000 eine Schwimm­schule, für die er in den Streit­jah­ren 2005 bis 2007 über keine Kran­ken­kas­sen­zu­las­sung verfügte. Mit meh­re­ren Ar­beit­neh­mern, über­wie­gend Phy­sio­the­ra­peu­ten, führte er Baby-, Klein­kin­der-, sons­tige Kin­der- und Er­wach­se­nen­schwimm­kurse so­wie Was­ser­gym­nas­tik wie Aqua-Jog­ging bzw. Aqua-Fit­ness in Hal­lenbädern durch, die er vom je­wei­li­gen kom­mu­na­len Be­trei­ber an­ge­mie­tet hatte. Die Kurs­teil­neh­mer zahl­ten ne­ben der Kurs­gebühr auch das Ein­tritts­geld für die Hal­len­bad­be­nut­zung. Die Kran­ken­kas­sen er­stat­te­ten die das Ent­gelt für die Aqua-Fit­ness-Kurse ganz oder teil­weise, da sie diese als Leis­tung zur ge­sund­heit­li­chen Präven­tion an­sa­hen.

An­ders als der Kläger nahm eine durch­geführte USt-Son­derprüfung an, dass der Kläger keine steu­er­freien Umsätze aus­geführt habe. Der Se­nat wies die Klage ge­gen die USt-Be­scheide für 2005 bis 2007 im ers­ten Rechts­gang ab. Auf die Re­vi­sion des Klägers hob der BFH (Urt. v. 5.6.2014, Az.: V R 19/13) das Ur­teil auf und ver­wies die Sa­che zurück. Der BFH war der An­sicht, dass die Leis­tun­gen des Klägers nicht nach na­tio­na­lem Rechts steu­er­frei seien. Die­ser könne sich aber für eine Steu­er­frei­heit sei­ner Leis­tun­gen auf das Uni­ons­recht be­ru­fen. An der Er­ler­nung der Fähig­kei­ten, schwim­men zu können, be­stehe ein ho­hes Ge­mein­woh­lin­ter­esse, wes­halb die Er­lan­gung die­ser Fähig­keit auch in öff­ent­li­chen Schu­len un­ter­rich­tet wird. Für die Steu­er­be­frei­ung nach Art. 132 Abs. 1j der MwSt­Sys­tRL bzw. nach der Vorgänger­vor­schrift Art. 13 Teil A Abs. 1j der Richt­li­nie 77/388/EWG sei es ohne Be­deu­tung, ob der Pri­vat­leh­rer die Tätig­keit (auch) durch von ihm be­schäftigte Ar­beit­neh­mer ausführen lässt.

Das FG gab der Klage m zwei­ten Rechts­gang statt.

Die Gründe:
Der Kläger ist an­ge­sichts der Be­stim­mun­gen des § 19 UStG Abs. 1 i.V.m. § 19 Abs. 3 UStG nicht zur Abführung der USt ver­pflich­tet.

Mit § 19 UStG hat der deut­sche Ge­setz­ge­ber von der Möglich­keit nach Art. 281 ff MwSt­Sys­tRL Ge­brauch ge­macht, Son­der­re­ge­lun­gen für Klein­un­ter­neh­mer ein­zuführen. Der Um­satz, der bei der An­wen­dung der Re­ge­lung die­ses Ab­schnit­tes zu Grunde zu le­gen ist, setzt sich nach Art. 288 S. 1 Nr. 1 der MwSt­Sys­tRL aus dem Be­trag der Lie­fe­run­gen von Ge­genständen und Dienst­leis­tun­gen zu­sam­men, so­weit sie be­steu­ert wer­den. Zum Ge­samt­um­satz gehören nicht die nach Art. 132 der MwSt­Sys­tRL steu­er­be­frei­ten Leis­tun­gen.

Steu­er­freie Umsätze nach Art. 132 Abs. 1j der MwSt-Sys­tRL gehören nicht zu dem Um­satz, der für Zwecke der An­wen­dung ei­ner in einem Mit­glieds­staat ein­geführ­ten Son­der­re­ge­lung für Klein­un­ter­neh­mer als Um­satz gilt. Da­nach sind die hier strei­ti­gen, nach Art. 132 Abs. 1j der MwSt­Sys­tRL steu­er­be­frei­ten Umsätze zwar nicht nach § 19 Abs. 3 UStG von dem für die An­wen­dung der Klein­un­ter­neh­mer­gren­zen maßgeb­li­chen Ge­samt­um­sat­zes i.S.v. § 19 Abs. 1 S. 2 UStG aus­ge­nom­men. Al­ler­dings kann sich der Kl. in­so­weit auf die für ihn im Ver­gleich zur Re­ge­lung des § 19 Abs. 3 UStG güns­ti­gere Re­ge­lung des Art. 288 der MwSt­Sys­tRL be­ru­fen, wo­nach nach Art. 132 der MwSt­Sys­tRL be­freite Umsätze nicht zu den Ge­samt­umsätzen zählen.

Mit § 19 UStG in der mit der Fas­sung für den VZ 2007 übe­rein­stim­men­den Fas­sung für die VZ 2005 und 2006 hat der deut­sche Ge­setz­ge­ber von der Möglich­keit nach Art. 24 der Richt­li­nie 77/388/EWG Ge­brauch ge­macht, Son­der­re­ge­lun­gen für Klein­un­ter­neh­mer ein­zuführen. Der Um­satz, der bei der An­wen­dung der Re­ge­lung die­ses Ab­schnit­tes zu Grunde zu le­gen ist, setzt sich nach Art. 24 Abs. 4 S. 1 der Richt­li­nie 77/388/EWG aus dem Be­trag der Lie­fe­run­gen von Ge­genständen und Dienst­leis­tun­gen zu­sam­men, so­weit sie be­steu­ert wer­den, und aus im Streit­fall nicht ein­schlägi­gen Umsätzen nach Art. 28 Abs. 2 und nach Art. 13 Teil B der Richt­li­nie 77/388/EWG.

Zum Ge­samt­um­satz gehören nicht die nach Art. 13 Teil A der Richt­li­nie 77/388/EWG steu­er­be­frei­ten Leis­tun­gen. Steu­er­freie Umsätze nach Art. 13 Teil A Abs. 1j der Richt­li­nie 77/388/EWG gehören nicht zu dem Um­satz, der für Zwecke der An­wen­dung ei­ner in einem Mit­glieds­staat ein­geführ­ten Son­der­re­ge­lung für Klein­un­ter­neh­mer als Um­satz gilt). Da­nach sind die hier strei­ti­gen, nach Art. 13 Teil A Abs. 1j der Richt­li­nie 77/388/EWG steu­er­be­frei­ten Umsätze zwar nicht nach § 19 Abs. 3 UStG von dem für die An­wen­dung der Klein­un­ter­neh­mer­gren­zen maßgeb­li­chen Ge­samt­um­sat­zes i.S.d. § 19 Abs. 1 S. 2 UStG aus­ge­nom­men. Al­ler­dings kann sich der Kläger in­so­weit auf die für ihn im Ver­gleich zur Re­ge­lung des § 19 Abs. 3 UStG güns­ti­gere Re­ge­lung des Art. 24 Abs. 4 der Richt­li­nie 77/388/EWG be­ru­fen, wo­nach nach Art. 13 Teil A Abs. 1 der Richt­li­nie 77/388/EWG be­freite Umsätze nicht zu den Ge­samt­umsätzen zählen.

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