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Schweizer lehnen Unternehmenssteuerreform ab

Am 12.2.2017 ha­ben die Schwei­zer über das Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form­ge­setz III ab­ge­stimmt und die­ses mit knapp 60 % ab­ge­lehnt. Ei­ner der Kern­punkte der Re­form ist die Ab­schaf­fung von Steu­er­pri­vi­le­gien u. a. für Hol­ding­ge­sell­schaf­ten (sog. Steu­er­sta­tus), die auch für ausländi­sche In­ves­to­ren von großer Be­deu­tung sein dürfte. Zu­dem be­inhal­tet die Re­form auch steu­er­li­che Ent­las­tun­gen. Erträge aus Pa­ten­ten und Rech­ten sol­len auf kan­to­na­ler Ebene nach ei­ner Pa­tent­box-Re­ge­lung weit­ge­hend steu­er­lich ent­las­tet wer­den. Kos­ten für For­schung und Ent­wick­lung in der Schweiz sol­len nach den Re­ge­lun­gen der ein­zel­nen Kan­tone bis 150 % der tatsäch­li­chen Kos­ten ab­ge­zo­gen wer­den können. Der auf Bun­des­ebene be­reits vor­zu­neh­mende kal­ku­la­to­ri­sche Zins­ab­zug auf über­schüssi­ges Ei­gen­ka­pi­tal soll auch auf Kan­tons­ebene möglich sein. Im Ge­gen­zug dazu sol­len Di­vi­den­den bei ei­ner be­stimm­ten Min­dest­be­tei­li­gung min­des­tens zu 60 % be­steu­ert wer­den.

Zu der wei­te­ren Ent­wick­lung steht uns Herr Ma­thias Josi von un­se­rem Schwei­zer Ne­xia-Part­ner T+R AG Rede und Ant­wort.

Schweizer lehnen Unternehmenssteuerreform ab© Thinkstock

Herr Josi, war es für Sie über­ra­schend, dass die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form durch die Schwei­zer Bürger ab­ge­lehnt wurde?

Nein, die bei vie­len Leu­ten vor­han­dene Ver­un­si­che­rung bezüglich der kon­kre­ten Aus­wir­kun­gen hatte be­reits ei­nige Zeit vor dem Ab­stim­mungs­ter­min dazu geführt, dass man mit ei­ner Ab­leh­nung rech­nen mus­ste.

Wie geht es nun wei­ter? Ist die Un­ter­neh­mens­steu­er­re­form in der Schweiz da­mit vom Tisch?

Es be­steht po­li­ti­sche Ei­nig­keit darüber, dass so ra­sch wie möglich eine neue Vor­lage aus­ge­ar­bei­tet wer­den muss. Die Son­der­be­steue­rung für sog. Sta­tus­ge­sell­schaf­ten wird ab­ge­schafft wer­den. Wel­che wei­te­ren Ele­mente in eine neue Vor­lage in­te­griert wer­den sol­len, bleibt Ge­gen­stand der po­li­ti­schen Dis­kus­sion. Das Eid­genössi­sche Fi­nanz­de­par­te­ment treibt die Ar­bei­ten für eine Neu­auf­lage der Re­form un­ter dem Ti­tel „Steu­er­vor­lage 17“ zügig voran. Im Juni 2017 sol­len die Eck­werte der neuen Vor­lage dem Bun­des­rat zum Ent­scheid un­ter­brei­tet wer­den. Eine an­ge­passte Re­form dürfte ver­mut­lich aber nicht vor 2020 in Kraft tre­ten.

Wel­che Aus­wir­kun­gen hat das Ge­set­zes­vor­ha­ben für ausländi­sche In­ves­to­ren, z. B. ausländi­sche Un­ter­neh­men mit Schwei­zer Toch­ter­ge­sell­schaf­ten?

Kurz­fris­tig keine, al­ler­dings be­steht im Mo­ment natürlich eine ge­wisse Rechts­un­si­cher­heit, wel­che durch die Steu­er­vor­lage 17 so ra­sch wie möglich be­sei­tigt wer­den soll.

Mathias Josi, T+R AG © Mathias Josi, Fürsprecher, Diplom Steuerexperte und Vizedirektor bei T+R AG in der Schweiz
Be­las­tet die­ser vorüber­ge­hende Stopp des Re­form­vor­ha­bens die Schweiz als Un­ter­neh­mens­stand­ort?

Förder­lich ist die­ser Stopp mit Si­cher­heit nicht. Es liegt nun an den po­li­ti­schen Ent­scheidträgern und letzt­lich viel­leicht wie­der am Stimm­volk, ei­ner dro­hen­den Be­las­tung möglichst ra­sch zu be­geg­nen.

Gibt es wei­tere ge­plante Steu­er­rechtsände­run­gen, die für ausländi­sche Un­ter­neh­mer, die in der Schweiz tätig wer­den, re­le­vant sind?

Ak­tu­ell sind keine wei­te­ren Steu­er­rechtsände­run­gen zu ver­zeich­nen. Der Fo­kus liegt auf der Steu­er­vor­lage 17, wel­che – wie oben erwähnt – die für ausländi­sche Un­ter­neh­mer in vie­len Fällen be­deut­same Ab­schaf­fung des sog. Steu­er­sta­tus mit sich brin­gen wird. In­ter­es­sant zu be­ob­ach­ten sein wird, ob in der Zwi­schen­zeit ein­zelne Kan­tone ei­genständig spürbare Sen­kun­gen der Ge­winn­steu­ersätze vor­neh­men wer­den. Die steu­er­li­che At­trak­ti­vität ein­zel­ner Stand­orte dürfte bei ef­fek­ti­ven Tiefst­be­las­tun­gen von 12 % oder 13 % un­ge­bro­chen sein.

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