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Schweizer Familienzulage und deutsches Kindergeld

FG Baden-Württemberg 28.1.2015, 14 K 982/13

Die Be­rech­nung von Dif­fe­renz­kin­der­geld hat kind­be­zo­gen zu er­fol­gen. Ein ver­blei­ben­der Über­schuss der Schwei­zer Kin­der­zu­lage über das Kin­der­geld nach § 66 Abs. 1 S. 1 EStG bei einem Kind darf nicht mit Dif­fe­renz­kin­der­geld­an­sprüchen für wei­tere Kin­der ver­rech­net wer­den.

Der Sach­ver­halt:
Die Kläge­rin wohnt mit ih­rem Ehe­mann und vier Kin­dern im In­land. Ihr ältes­tes Kind ist volljährig und be­fin­det sich in Be­rufs­aus­bil­dung. Ihr Ehe­mann erhält als Ar­beit­neh­mer in der Schweiz für die Kin­der Fa­mi­li­en­zu­la­gen. Die Schweiz ist un­ter Berück­sich­ti­gung von Ver­ord­nun­gen der EU und des Freizügig­keits­ab­kom­mens zwi­schen Deutsch­land und der Schweiz vor­ran­gig für die Gewährung von Fa­mi­li­en­leis­tun­gen zuständig, weil der Kinds­va­ter in der Schweiz be­schäftigt ist.

Ist die Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­lage ge­rin­ger als das deut­sche Kin­der­geld, zahlt die inländi­sche Fa­mi­li­en­kasse dem Kin­der­geld­be­rech­tig­ten (hier: der Kinds­mut­ter) den Un­ter­schieds­be­trag. Im Streit­fall be­tru­gen die Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­la­gen mtl. für die zwei jüngs­ten Kin­der 200 CHF (rd. 165 €) und für die zwei ältes­ten Kin­der 250 CHF (rd. 207 €). Die Fa­mi­li­en­kasse gewährte Kin­der­geld für die zwei ältes­ten Kin­der von mtl. 184 €, für das dritte Kind 190 € und das vierte Kind 215 €, also ins­ge­samt 773 €, und zog hier­von die Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­lage von ins­ge­samt 744 € ab. Dar­auf­hin setzte die Fa­mi­li­en­kasse ein mtl. Dif­fe­renz­kin­der­geld zu­guns­ten der Kläge­rin i.H.v. rd. 29 € fest.

Das FG gab der hier­ge­gen ge­rich­te­ten Klage statt. Die Re­vi­sion zum BFH wurde we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­ge­las­sen. Sie wird dort un­ter dem Az. III R 9/15 geführt.

Die Gründe:
Die Be­rech­nung des Dif­fe­renz­kin­der­gel­des muss kind­be­zo­gen er­fol­gen. Ein ver­blei­ben­der Über­schuss der Schwei­zer Kin­der­zu­lage über das Kin­der­geld nach § 66 Abs. 1 S. 1 EStG bei einem Kind darf nicht mit Dif­fe­renz­kin­der­geld­an­sprüchen für wei­tere Kin­der ver­rech­net wer­den. Hierfür gibt es keine Rechts­grund­lage. Vor­lie­gend war das Dif­fe­renz­kin­der­geld zu­guns­ten der Kläge­rin für das dritte Kind i.H.v. mtl. rd. 25 € und für das vierte Kind i.H.v. rd. 50 € zu be­rech­nen.

Über­steigt die Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­lage für das er­ste und das zweite Kind das Kin­der­geld, so kann die­ser über­stei­gende Be­trag nicht mit dem Kin­der­geld­an­spruch für die bei­den jünge­ren Kin­der ver­rech­net wer­den. Hierfür gibt es im na­tio­na­len Recht keine Rechts­grund­lage. Im Übri­gen be­vor­zugt die Be­rech­nung der Fa­mi­li­en­kasse An­spruchs­be­rech­tigte mit ma­xi­mal zwei Kin­dern, weil die­sen der Über­schuss der Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­lage ver­bleibt. Le­dig­lich bei An­spruchs­be­rech­tig­ten mit mehr als zwei Kin­dern kann der Über­schuss der Schwei­zer Fa­mi­li­en­zu­lage für die ers­ten bei­den Kin­dern mit Kin­der­geld für wei­tere Kin­der ver­rech­net wer­den. Dies je­doch ist aus Gleich­heitsgründen be­denk­lich.

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