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OVG Rheinland-Pfalz: Apotheker dürfen keine "Rezeptprämie" gewähren

Urteil des OVG Rheinland-Pfalz vom 8.10.2012 - LBG-H A 10353/12

Auch wenn nach BGH-Recht­spre­chung wett­be­werbs­recht­lich bei ge­ring­wer­ti­gen Klei­nig­kei­ten keine Un­ter­las­sung ge­for­dert wer­den kann, stellt das Wer­ben ei­nes Apo­the­kers mit "Re­zeptprämien" von we­ni­gen Euro eine Be­rufs­pflicht­ver­let­zung dar. Die Preis­bin­dung ist eine durch vernünf­tige Erwägun­gen des Ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigte Be­rufs­ausübungs­re­ge­lung und mit dem Grund­recht auf Be­rufs­frei­heit ver­ein­bar.

Sach­ver­halt:
Der An­trags­geg­ner ist ein Apo­the­ker, der mit ei­ner "Re­zeptprämie" ge­wor­ben hatte: Für die Einlösung ei­nes Re­zepts be­kam der Kunde pro ver­schrei­bungs­pflich­ti­gem Arz­nei­mit­tel einen Ein­kaufs­gut­schein im Wert von 1 € ge­schenkt (pro Re­zept höchs­tens 3 €). Die Lan­des­apo­the­ker­kam­mer sah darin eine Be­rufs­pflicht­ver­let­zung und lei­tete ein be­rufs­ge­richt­li­ches Ver­fah­ren ein.

Das Be­rufs­ge­richt für Heil­be­rufe sprach den Apo­the­ker frei. Auf Rechts­be­helf der An­trag­stel­le­rin hob das Lan­des­be­rufs­ge­richt für Heil­be­rufe beim OVG Rhein­land-Pfalz die Ent­schei­dung auf und ver­warnte den Apo­the­ker we­gen Ver­stoßes ge­gen die Arz­nei­mit­tel­preis­bin­dung. Das Ur­teil ist rechtskräftig.

Gründe:
Auch wenn nach BGH-Recht­spre­chung wett­be­werbs­recht­lich bei ge­ring­wer­ti­gen Klei­nig­kei­ten keine Un­ter­las­sung ge­for­dert wer­den kann, war das Ver­hal­ten des Apo­the­kers im vor­lie­gen­den Fall Be­rufs­pflicht­ver­let­zung zu wer­ten. Schließlich hat der An­trags­geg­ner ge­gen das Arz­nei­mit­tel­ge­setz und die Arz­nei­mit­tel­preis­ver­ord­nung ver­stoßen.

Die Preis­bin­dung ist eine durch vernünf­tige Erwägun­gen des Ge­mein­wohls ge­recht­fer­tigte Be­rufs­ausübungs­re­ge­lung und mit dem Grund­recht auf Be­rufs­frei­heit ver­ein­bar. Schließlich soll sie eine zu­verlässige, d.h. flächen­de­ckende und gleichmäßige Ver­sor­gung der Bevölke­rung mit Arz­nei­mit­teln gewähr­leis­ten und Apo­the­ker vor einem ruinösen Preis­wett­be­werb schützen.

Die­ser Schutz wird al­ler­dings gefähr­det, wenn je­der Kunde pro ver­schrei­bungs­pflich­ti­gem Me­di­ka­ment einen Gut­schein von 1 € erhält. Dies stellt sich für den Kun­den zwar als ge­ring­wer­tige Klei­nig­keit dar. Bei ei­ner Ge­samt­be­trach­tung muss je­doch befürch­tet wer­den, dass die Preis­bin­dungs­vor­schrif­ten in ei­ner Viel­zahl von Fällen nicht mehr ein­ge­hal­ten wer­den und so­mit ih­ren Zweck ver­feh­len. So­mit konnte die be­rufs­ge­richt­li­che Maßnahme ge­gen den Apo­the­ker auch als verhält­nismäßig an­ge­se­hen wer­den.

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